Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 77. Sitzung / Seite 210

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auch in den Bereichen der fehlenden Qualität der Lehrlingsausbildung. Es gibt also sehr wohl Lücken in der Lehrlingsausbildung, und Sie selber werden, wenn Sie sich diese Zahlen bei den Lehrabschlußprüfungen anschauen, erkennen können, daß wir nicht überall so eine qualitativ gute Lehrausbildung haben. (Abg. Mag. Peter: Aber weniger Drop-outs als in den BHS zum Beispiel!) – Denken Sie an Gas- und Wasserinstallation und so weiter. Ich brauche Ihnen diese Zahlen nicht zu nennen, Sie werden sie wahrscheinlich genausogut kennen wie ich.

Aber das Arbeitsmarktservice – weil vorhin auch die Öffentlichkeit angesprochen worden ist – hat schon vor langer Zeit darauf reagiert. Heuer werden zum Beispiel 1,4 Milliarden Schilling zur Förderung der Personengruppe der Jugendlichen ausgegeben. (Abg. Dolinschek: Gott sei Dank!)

Ich möchte nur einige laufende Maßnahmen aus der Steiermark aufzählen. Dazu gehören unter anderem die Jugendarbeitsstiftung in Graz, das Projekt "Mädchen und Technik", diverse Berufsorientierungsmaßnahmen, das Projekt "Young People", Aktivgruppen für Jugendliche und anderes mehr. In der Steiermark beteiligen sich derzeit insgesamt 820 junge Menschen an solchen Maßnahmen.

Insbesondere durch sozialdemokratische Initiativen in der Bundesregierung, Bemühungen in der Gewerkschaft und die Einbeziehung der Sozialpartner wurden bereits in der Vergangenheit entsprechende Rahmenbedingungen mit dem Ziel geschaffen, die Ausbildung von jungen Menschen weiterhin in hochwertiger Form zu gewährleisten. Indirekt hat dies Kollege Öllinger gerade vorhin bestätigt, indem er andere, ähnlich gelagerte Ausbildungssysteme in anderen Ländern als Beispiele angeführt hat, die noch weniger funktionieren als unseres. (Abg. Gaugg: Weil ihr die Wirtschaft kaputtmacht, müßt ihr künstlich Arbeitsplätze schaffen!)

Herr Kollege Gaugg! Jemand, der gewisse Worte so buchstabiert wie Sie, ist für mich kein Gesprächspartner, auch nicht in diesem Hohes Haus. Das sage ich Ihnen gleich und an dieser Stelle. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Gaugg: Weil Sie die Wirtschaft ruinieren, müssen Sie künstliche Arbeitsplätze schaffen!)

Die heute diskutierte Regierungsvorlage beinhaltet zweifelsohne Zugeständnisse an die Wirtschaft und ist somit – Herr Kollege Peter ist leider nicht mehr da – als Kompromiß zu bezeichnen, um Unternehmen dafür zu gewinnen, den Jugendlichen eine Chance zu eröffnen. Nun wird aber die Wirtschaft beweisen müssen, daß auch sie bereit ist, Verantwortung für die Menschen in Österreich und für die Zukunft unseres Landes zu übernehmen. (Abg. Gaugg: Ruinieren die Wirtschaft und schaffen künstliche Arbeitsplätze!)

Ich möchte aber in dieser Diskussion nicht verabsäumen, auf einen Mißstand hinzuweisen, der meines Erachtens raschest beseitigt werden muß. Der Leiter der Lehrlingsstelle in der Wirtschaftskammer Steiermark kritisiert das Lehrlingspaket mit folgenden Worten – ich zitiere aus der "Kleinen Zeitung" vom 17. 4. 1997 –: "Auch wenn Sie den größten Nasenbohrer eingestellt haben, werden Sie ihn nicht mehr los." Oder: "Nach 22 Uhr arbeiten darf der Lehrling nicht, aber die ganze Nacht bechern darf er."

Wenn der Leiter der Lehrlingsstelle seine Funktion dermaßen verkennt, dann wird man sich überlegen müssen, raschest eine Neuorganisation in diesem Bereich anzustreben. (Abg. Gaugg: In der ÖGB-Lehrwerkstätte in Krumpendorf gibt es auch interessante Leute!) Aus diesem Fall, daß jemand, der die Jugendlichen, zu deren Schutz er eigentlich da ist und tätig werden muß, als Nasenbohrer beschimpft, die die ganze Nacht bechern, muß man Konsequenzen ziehen. (Abg. Gaugg: Wenn Sie das nicht kennen, erzähle ich es Ihnen!) Man muß raschest überlegen, die Lehrlingsstelle aus dem Wirkungsbereich der Wirtschaftskammer herauszulösen. (Abg. Gaugg: Da hat es auch einen Leiter gegeben in Krumpendorf! Den ehemaligen Vizebürgermeister! Das ist auch interessant!)

Ich komme aber nun zurück zur Regierungsvorlage und habe in diesem Zusammenhang einen Abänderungsantrag einzubringen:


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