Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 78. Sitzung / Seite 43

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Anbieter zu orientieren, denn er in seiner "göttlichen" Güte weiß ja, wie wir Kundenbedürfnisse befriedigen. Er weiß genau, welchem Gewerbe er welche Kunden zuordnet.

Meine Damen und Herren! Es ist nicht wahr, daß die Kunden numeriert und nummernweise den Unternehmen zugeordnet werden. Das ist eine Unterstellung. Aber es ist doch direkt abstrus von Ihnen, Herr Präsident, und Ihrer Wirtschaftskammer, zu glauben, Sie könnten angebotsorientiert regeln, wo der Kunde seine Nachfrage befriedigen dürfe. (Zwischenruf des Abg. Ing. Maderthaner. ) Sie grüßen mich schon wieder aus der Vergangenheit. Das ist mein Problem, wenn ich Ihnen zuhöre.

Sie müßten einen ganz anderen Zugang finden und fragen: Wo sind Nachfrageelemente? Und: Wie können wir es ermöglichen, daß die Unternehmer möglichst rasch und beweglich auf diese Nachfrage reagieren, bevor es in einem weltweiten Wettbewerb ausländische Unternehmen tun? Das ist nämlich das Problem! (Beifall beim Liberalen Forum.)

Es steht also Zunft gegen Markt. Die Zunft sagt: Wir wissen genau, wo der Kunde hinzugehen hat; Haareschneiden nur beim Meisterbetrieb. Und das andere ist die Beweglichkeit, das ist der Markt, das ist die Flexibilität, das ist die Dynamik der Wirtschaft. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Ing. Maderthaner. ) Nein, ich gehe nicht zum Haarschneider, sondern ich lasse es von meiner Frau machen, weil Haare schneiden durch Ihre Gesetze so teuer geworden ist, daß ich es mir erspare. (Beifall beim Liberalen Forum. – Zwischenruf der Abg. Dr. Fekter. ) Richtig.

Damit, Frau Kollegin Fekter, sind wir bei der Substitutionskonkurrenz. Das ist nämlich der Punkt. Sie haben Arbeit in Österreich so teuer gemacht, Sie haben Wirtschaften in Österreich durch Reglementierung und damit Bürokratie so teuer gemacht, daß die Menschen dieses Bedürfnis zunehmend nicht mehr in der Wirtschaft befriedigen, sondern in die Schattenwirtschaft, in den Pfusch ausweichen. Je höher die Steuern, je größer die Bürokratie, je höher die Sozialabgaben, desto mehr wird der Pfusch zunehmen. Bereits heute macht die Schattenwirtschaft 8 Prozent der österreichischen Wirtschaft aus. Das ist ein "Erfolg" Ihrer Reglementierungswut. (Abg. Ing. Maderthaner: Das ist eine tolle Argumentation, die Sie da aufbauen, Herr Kollege!)

Herr Maderthaner, ich weiß schon, den Argumentationen der Zukunft können Sie nicht folgen. Sie sitzen in der Wiedner Hauptstraße und besprechen dort die Vergangenheit der achtziger Jahre. Dort gehören Sie auch hin, aber bitte äußern Sie sich nicht über die Zukunft! (Beifall beim Liberalen Forum.)

Qualität, lieber Herr Maderthaner, entsteht nicht durch Ihre Meisterprüfungen. Die Meisterprüfung des Jahres 1962 garantiert nicht die Qualität des Jahres 1997. Qualität entsteht täglich neu. Qualität ist das, was der Kunde bezahlt. Qualität ist das, wonach nachgefragt wird, nicht das, was Sie in der Vergangenheit abgeprüft haben.

Ich meine daher, daß Qualifizierungsoffensiven, Weiterbildungsoffensiven das hervorragende Mittel sind, Betriebe marktseitig besser darzustellen. Ich halte aber Prüfungen der Vergangenheit als Zugangskriterium und als Anwort für die Wirtschaft der Zukunft für bedauerlich. Neue Nachfrage erzeugt neue Angebote, aber diese neuen Angebote können in Österreich nicht auf den Markt kommen, denn bis sie in einem Gewerbe gefaßt, bis sie bürokratisch geregelt sind, ist der Zug der Nachfrage schon wieder weitergefahren.

Wir müssen lernen, daß wir uns der Nachfrage unserer Kunden, unserer weltweiten Kunden – Gott sei Dank, die Chance des Binnenmarktes, die Chance der großen europäischen Währung für Österreich, für ein tüchtiges Volk mit tüchtigen Unternehmungen! – anpassen. Hier müssen wir Behinderungen beseitigen, damit wir diesem neuen Zug der Nachfrage mit neuen Angeboten, mit kreativem Unternehmertum so rasch wie möglich nachkommen.

Die Meisterprüfung selbst wird eine ganz wichtige Rolle als Qualifizierung vor allem im Bereich der Lehrlingsausbildung haben. Herr Präsident Maderthaner! Auch in der anschließend zu diskutierenden Berufsausbildungsgesetz-Novelle sind Sie wieder im Gefängnis Ihrer Erfahrung steckengeblieben. Sie erzählen uns immer, wie erfolgreich wir in den achtziger Jahren waren. Wissen Sie, wen das interessiert außer Ihren Kämmerern? – Niemanden in diesem Land! Uns


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