Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 78. Sitzung / Seite 179

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mit der dualen Ausbildung abwärts gegangen ist. Das ließe sich in einem Ländervergleich durchaus erhärten. (Abg. Schaffenrath: Das hast du gestern schon nicht erklärt!)

Ich glaube nicht, daß es mit dem, was das Liberale Forum vorschlägt – schön versteckt hinter der Formulierung "sozialer Lohn und rechtliche Entkoppelung von Schule und Betrieb" –, möglich ist, auch nur einen Schritt vorwärtszukommen. (Abg. Dr. Trinkl: Das ist das Problem!) Ich bekenne mich aber – und das ist durchaus ein gemeinsames Anliegen – dazu, daß die schulische Berufsausbildung erweitert werden muß. Das ist eine Notwendigkeit, eine Voraussetzung dafür! (Abg. Tichy-Schreder: Was ist der Nutzen? – Abg. Dr. Trinkl: Weil wir Facharbeiter brauchen!)

Nur die Betriebe bilden aus, und offensichtlich – Herr Kollege Trinkl, da haben Sie recht! – haben die Betriebe auch einen Nutzen davon. Ich beziehe mich da auf das Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft. Das sind Ihre eigenen wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen, Herr Kollege! (Abg. Dr. Trinkl: Sie lesen zuviel linke Literatur!)

Dieses Institut publiziert zu diesem Thema und sagt: Die Opportunitätserträge der Ausbildung sind durchaus gegeben! Das Problem liegt dort, wo Betriebe oder Branchen eine sehr hohe Personalfluktuation haben. Diese Betriebe sind natürlich während der Lehrausbildung versucht, einen Nutzen für sich zu erzielen, weil sie wissen, daß nach der Lehrausbildung die Leute nicht im Betrieb bleiben. (Abg. Schaffenrath: Schattenwirtschaft!)

Damit bin ich wieder beim Kollegen Peter angelangt, denn das betrifft das Gastgewerbe, wo die Fluktuation am höchsten ist. Diese ist natürlich teilweise durch die Branche bedingt, teilweise aber auch – werter Herr Kollege Peter, es tut mir leid! – durch die Verhältnisse im Gastgewerbe. Das ist so, es läßt sich nicht wegdiskutieren. Ich habe selbst lange genug im Gastgewerbe gearbeitet, um zu wissen, daß dort teilweise noch Verhältnisse existieren, die jeder Beschreibung spotten.

Natürlich gibt es auch gut ausbildende Betriebe. Offensichtlich ist dein Betrieb, Kollege Peter, einer derjenigen, die dazugehören, weil du ja mit deiner Art der Ausbildung sehr zufrieden bist. Aber die Regel ist das im Gastgewerbe nicht. Die Regel ist deswegen auch so schwer zu formulieren, weil gerade im Gastgewerbe durch die Fluktuation, durch den geringen Verbleib von Lehrlingen im Betrieb, der Lehrherr dazu tendiert, den Nutzen für sich möglichst noch während der Ausbildungszeit zu erzielen.

Wenn man diesen Gedanken weiterdenkt – er steht auch in diesen "schönen" Mitteilungen des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft; Herr Kollege Trinkl, ich kann Sie beruhigen, er wird dort nicht weitergedacht –, dann landet man aber bei dem System einer Berufsausbildungsabgabe. Eine Ausbildungsabgabe würde es tatsächlich jenen Betrieben, in denen branchenbedingt eine hohe Fluktuation herrscht und die während der Ausbildung keinen Nutzen für sich erzielen können, ermöglichen, die Ausbildung so zu gestalten, daß der Betrieb mit dem Nutzen, mit dem Ertrag, den er aus den Leistungen der Lehrlinge ziehen kann – er zieht ihn ja überall oder versucht es zumindest –, zurechtkommt. (Abg. Dr. Trinkl: Die Invalidengesetze bringen gar nichts! Das ist kontraproduktiv!) Das wäre durchaus eine Maßnahme, die Sinn machen würde. Genau diesen Weg – und das haben wir gestern auch schon diskutiert – sind wir aber nicht gegangen.

Herr Kollege Trinkl! Aufgrund der Erkenntnisse (Zwischenruf des Abg. Dr. Trinkl ) , die in der genannten Untersuchung der Wirtschaftskammer belegt werden, müßte man meiner Ansicht nach, wenn man das ernst nimmt, eigentlich andere Forderungen stellen. Das Problem liegt nicht in der Überregulierung. Natürlich können wir über einzelne Bereiche diskutieren. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Dr. Trinkl. ) Nein, es ist nicht die Menge.

Ich kann Ihnen – und das war der Sinn meiner gestrigen Wortmeldung – jederzeit jene Länder aufzählen, in denen es keine Regulierung beim Jugendschutz gibt. Das sind aber nicht jene Länder, in denen die Lehrlingsausbildung funktioniert, und es sind nicht jene Länder, in denen es eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit gibt, sondern das sind teilweise – nicht immer – die


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