Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 78. Sitzung / Seite 203

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vorschlag nicht die Zustimmung geben, und er hat auch die Frage gestellt: Wem nützt dieses Gesetz? – Eine einfache, klare Antwort meinerseits: Ich glaube, dieses Gesetz nützt den Lehrlingen, die weiter lernen und sich besser qualifizieren wollen und mit diesem Gesetz bessere Voraussetzungen für die Zukunft finden werden! (Beifall bei der SPÖ.)

Sehr verehrte Damen und Herren von den Freiheitlichen! Die Freiheitlichen reden oft nur über die Lehrlinge, wir tun jedoch etwas für die Lehrlinge. Das ist der Unterschied!

Sehr verehrte Damen und Herren! Ich möchte mit einer positiven Mitteilung fortsetzen. In diesen Minuten geht im Wiener Arbeiterkammertheater "Akzent" eine Veranstaltung zu Ende, die von vielen Unterstützern getragen wird: von den Sozialpartnern, von der Wirtschaftskammer, von der Gewerkschaft, von der Arbeiterkammer, vom Unterrichtsministerium und von anderen Behörden. (Abg. Dipl.-Ing. Schöggl: Alle "unpolitisch"!) Warten Sie doch, bis ich sage, worum es dabei geht, dann können Sie Ihre Meinung dazu äußern! (Zwischenruf der Abg. Silhavy. )

Bei dieser Veranstaltung geht es um Hunderte Lehrlinge, die sich in den letzten Monaten in Projekten Gedanken über ihre Zukunft gemacht haben. Sie besuchen Wiener Berufsschulen und haben sich mit ihren Lehrern und Lehrerinnen überlegt, was für sie wichtig ist. Diese Projekte werden heute präsentiert und beurteilt, und es werden auch Preise dafür verliehen. Ich glaube, daß diese Aktivitäten, die auch vom Kulturverein der Wiener Berufsschulen getragen und über die Wiener Berufsschulen organisiert werden, ein Beispiel mehr dafür sind, daß Lehrlinge mehr können, als man ihnen manchmal zutraut. Gleichzeitig wird damit vor Augen geführt, daß man davon ausgehen kann, daß diejenigen, die die duale Berufsausbildung absolvieren und erfahren, auch in der Lage sind, sich über ihre Zukunft Gedanken zu machen. Es ist schade, daß wir nicht alle gemeinsam an dieser Veranstaltung heute teilnehmen können, weil wir hier unsere Verpflichtung haben! Aber ich lade jeden ein, sich über die Ergebnisse dieses Projektes und über die Gedanken der jungen Menschen zu informieren.

Ich glaube, man kann auch – und ich möchte das ausdrücklich tun – Herrn Abgeordneten Höchtl recht geben, wenn er meint, daß wir auf die duale Berufsausbildung stolz sein können. Er hat auch ja zu Verbesserungen der dualen Berufsausbildung gesagt.

Ich glaube, die Qualität der Berufsausbildung der Lehrlinge liegt uns allen am Herzen. Das hat auch die bisherige Diskussion zu diesem Tagesordnungspunkt gezeigt. Doch Qualität bedarf auch einer Qualitätskontrolle und einer Ergebniskontrolle, denn wir wollen auch weiterhin stolz sein auf eine ordentliche berufliche Ausbildung. Im Hinblick auf viele Lehrberufe können wir das auch mit gutem Gewissen sein. Ich habe mir heute vom Büro des Herrn Abgeordneten Stummvoll in der Wiedner Hauptstraße die Lehrlingsstatistik der Wirtschaftskammer besorgt, die dankenswerterweise einen schönen Überblick über die Situation des Lehrlingswesens gibt. Ich habe auch viele Erfolgsmeldungen und viel Positives darin gefunden.

Es wäre aber falsch, in einer solchen Diskussion nicht auch auf Schattenseiten hinzuweisen, die wir – dazu lade ich alle ein! – gemeinsam auf der Ebene der Sozialpartnerschaft beachten, beurteilen und entsprechend bekämpfen sollten.

So sind beispielsweise die Durchfallsquoten in einigen Berufen schlichtweg nicht akzeptabel, da sie zu hoch sind. Das erfordert meiner Ansicht nach eine Ursachenforschung und vor allem Reaktionen der zuständigen Lehrlingsstellen. In der Industrie lag die Durchfallsquote bei 14 Prozent, im Handel bei 15 Prozent und beim Gewerbe sogar bei 20 Prozent. Ein Fünftel der Lehrlinge in diesem Bereich erreicht also das Lehrziel nicht!

Bei den Optikern lag die Durchfallsquote im vergangenen Jahr bei 32 Prozent, bei den Spenglern bei 36 Prozent und bei den Feinmechanikern gar bei 48 Prozent. In Anbetracht dessen meine ich, daß es höchste Zeit ist, sich auch dieser Frage neuerlich anzunehmen und entsprechende Maßnahmen zu setzen. Denn Ziel ist die Erreichung der von Frau Abgeordneter Tichy-Schreder zu Recht eingeforderten Attraktivität. Derzeit ist das Bild eines Berufes, bei dem es während der Ausbildung eine Durchfallsquote von 48 Prozent gibt, jedoch keineswegs attraktiv. Ich glaube, in diesem Bereich sollten wir nicht einfach nur zur Tagesordnung übergehen.


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