Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 78. Sitzung / Seite 204

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Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß diejenigen, die bei der Berufslehrabschlußprüfung durchgefallen sind, nicht unbedingt auch in der Berufsschule versagt haben. Die Durchfallsquote in der Berufsschule beträgt im Bundesdurchschnitt lediglich 3 Prozent. Diese Situation und diese Diskrepanz gilt es zu beachten.

Sehr verehrte Damen und Herren! Zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Österreich und der Attraktivität der Berufsausbildung brauchen wir nicht nur motivierte Mitarbeiter und Arbeitgeber, sondern wir brauchen auch mehr qualifizierte Ausbildungsplätze. Wir brauchen eine Verkürzung der Erstausbildungszeit und nicht eine Verlängerung der Lehrzeit. Wir brauchen mehr sprachliche Ausbildung. Wir brauchen mehr Lebenskundeausbildung, die sich auf Allgemeinbildung und die Vermittlung ökonomischer Inhalte beschränken kann. All diese Forderungen werden auch von den Gewerkschaften und von der sozialdemokratischen Fraktion hier im Haus immer wieder zur Diskussion gestellt. Dankenswerterweise wird das auch von anderen so gesehen.

Die neue Unterlage des Wirtschaftsforums der österreichischen Führungskräfte geht beispielsweise genau auf diese Punkte ein und verlangt für Lehrlinge mehr Fremdsprachenausbildung, kürzere Erstausbildungszeit und vieles mehr. Ich glaube, wir haben Grund genug, diese Dinge ernsthaft – im Sinne von Höchtls Ja zu weiteren Verbesserungen in der Zukunft – zu betrachten und zu beachten.

Sehr verehrte Damen und Herren! Frau Bundesminister Gehrer hat gestern zum Thema Volksschule berichtet, daß die Qualität unserer Volksschule so gut ist, daß wir in Europa Platz eins erreicht haben. Es ist schön, Europameister zu sein. Die Frau Bundesministerin hat aber den Satz angefügt: Es gibt aber noch viel zu tun, machen wir es gemeinsam! – Ich glaube, diese Aussage gilt nicht nur für die Volksschule, sie gilt für alle Schulen, auch für die Lehrausbildung. Deshalb möchte ich zum Abschluß all jenen Dank sagen, die sich in der Lehrausbildung engagiert betätigen, ob sie nun in der Berufsschule als Lehrer oder Inspektoren tätig sind oder ob sie im Betrieb oder in den Lehrwerkstätten die jungen Menschen unterrichten und ausbilden! (Beifall bei der SPÖ.) Sagen wir diesen Menschen, daß ihre Arbeit nicht nur für die Jugend unseres Landes, sondern für unsere gesamte Gesellschaft wichtig ist! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

21.38

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Kier. – Bitte. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten.

21.38

Abgeordneter Dr. Volker Kier (Liberales Forum): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Ich meine, daß ein gewisser Aufklärungsbedarf betreffend die Intervention des Kollegen Grollitsch auf der einen Seite und die nachfolgende Wortmeldung des Präsidenten Brauneder auf der anderen Seite besteht. Ich habe das jedenfalls nicht verstanden.

Ich stelle fest: Kollege Grollitsch hat sich in seiner Wortmeldung auf einen Ordner bezogen, den er bei sich hatte, um darzustellen, daß für ihn aus diesem Ordner erkennbar war, daß es schon früher Lehrlinge gegeben hat, denen es gelungen ist, zu studieren und letztlich auch eine erfolgreiche Laufbahn damit zu begründen. Diesen Ordner hatte Kollege Grollitsch nach eigener Aussage von Herrn Professor Brauneder, dem Dritten Präsidenten dieses Hauses. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Er wird wohl noch einen Ordner haben dürfen!)

Herr Präsident Brauneder hat hier gesagt, daß es einen solchen Ordner gibt. Er enthalte ausschließlich persönliche Aufzeichnungen über die Berufsreifeprüfungen, Kopien und so weiter. Er habe ihn erst jüngst studiert und bei dieser Gelegenheit festgestellt, daß sich die Studienbewerber, über welche er Aufzeichnungen besitze, tatsächlich als besser motiviert gezeigt haben als andere Studenten. In Anbetracht dessen gehe ich davon aus, daß dieser Ordner auch Aufzeichnungen über Persönlichkeitsprofile, also persönliche Daten im eigentlichen Sinne des Wortes, enthält. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Machen Sie sich doch nicht lächerlich!) Der Herr Präsident Brauneder hat uns von dieser Stelle aus gesagt, daß dieser Ordner sein Privateigentum sei und


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