Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 78. Sitzung / Seite 202

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nommen. Es war dies vor allem deshalb ein Vergnügen, weil diese angehenden Studierenden in der Regel, im Durchschnitt – wobei ich das jetzt nicht überbewerten will –, besser motiviert waren als die Regelstudenten, denn sie wußten, daß eine bestimmte Berufsausbildung auf sie zukommt und sie diese weiterführende Ausbildung für eine bestimmte Berufsqualifikation anstreben.

Die Universität hat davon auch profitiert, und zwar deswegen, weil das auch eine Motivation für die anderen Studierenden war. Dies beinhaltete sogar eine Motivation – ich will Ihnen das nicht verschweigen – zur Schaffung einer neuen Unterrichtsform: So habe ich etwa für eine Gruppe von Berufstätigen in St. Pölten in der Landeskrankenpflegeschule eine Pflichtübung aus einem juristischen Fach abgehalten, weil auch Krankenschwestern daran interessiert waren. Ich halte daher die Durchlässigkeit dieses Prüfungssystems für optimal! (Abg. Dr. Gredler: Waren Privatdaten in dem Ordner oder nicht?) Bitte? – Es befanden sich ausschließlich meine privaten Aufzeichnungen darin, unter anderem auch Kopien dieser Verordnung aus dem Jahr 1946. Ich kann einen Ordner, welcher der Universitätsverwaltung zusteht, überhaupt nicht für mich in Anspruch nehmen. Ich weiß nicht einmal, wo die Ordner aufbewahrt werden, und würde auch nie einen bekommen.

Ich kann Ihnen noch eine Versicherung geben: Dieses mein Privateigentum hat auch die F-Klubräume – denn das hat irgend jemand von Ihnen behauptet – weder von außen noch von innen gesehen, sondern ausschließlich mein Büro mit den Fenstern auf die Ringstraße. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Eine Verordnung wird wohl auch die F-Klubräume sehen dürfen!) Und es hat auch keiner meiner Mitarbeiter Einsicht in diesen Ordner genommen.

Um wieder zur Hauptsache zu kommen: Ich habe aus meinen damaligen Erfahrungen auch etwas gelernt. Ich will jetzt den Weg, den Sie, Frau Bundesminister, eingeschlagen haben, nicht kritisieren. Aber ich habe damals gelernt, daß durch diese Berufsreifeprüfung ad hoc Erwartungen geweckt wurden, die diese Prüfung zwar erfüllte, daß man dann aber durch das bevorstehende Studium vor einer Hürde stand, an die man im Augenblick der Ablegung der Berufsreifeprüfung eigentlich gar nicht gedacht hat.

Frau Bundesministerin! Ich nehme an, daß dieser Entwurf Gesetz wird. Im Hinblick darauf würde ich mir zweierlei wünschen: Erstens sollte die Propaganda für die Vorbereitungskurse unterbunden werden. Ich weiß, daß das nicht in Ihrer Macht stehen wird. Aber ich möchte hier deponieren, daß durch diese Propaganda und durch diese Vorbereitungskurse die Erwartungen eben, wie gerade erwähnt, zu hoch geschraubt werden. Ich kann mich noch erinnern, daß in der Zeit, als ich diese Prüfung abgenommen habe, die Züge auf der Südbahnstrecke plötzlich mit Prospekten über solche Kurse überschwemmt waren. Manche sind in diese Kurse gegangen und waren dann eigentlich enttäuscht, aber nicht von der Vorbereitung, sondern davon, was einem anschließend im Studium noch blüht. 

Das ist mein erstes Anliegen: Man sollte um Himmels willen versuchen – mir fällt jetzt allerdings kein geeignetes Mittel dafür ein –, überzogene Erwartungen nicht noch weiter zu forcieren. Es wäre vielleicht eine Aufgabe der Schulen, in diesem Zusammenhang aufklärend zu wirken.

Zweitens würde ich mir wünschen, daß die Prüfungstaxen gestrichen werden. Daher möchte ich Herrn Abgeordneten Öllinger ankündigen, daß ich meiner Fraktion empfehle, seinem Antrag beizutreten, und zwar aus den Gründen, die Herr Abgeordneter Öllinger, auch wenn er mich etwas mißverstanden hat, doch sehr objektiv dargelegt hat. – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

21.29

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Riepl. – Er hat das Wort.

21.29

Abgeordneter Franz Riepl (SPÖ): Sehr verehrter Herr Präsident! Sehr verehrte Frau Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte im Zusammenhang mit der Diskussion über das Lehrlingsthema, mit welchem ich beginnen werde, ganz kurz auf die Ausführungen des Kollegen Schöggl eingehen. Er hat gemeint, seine Fraktion könne diesem Gesetzes


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