Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 80. Sitzung / Seite 43

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Zum dritten Punkt, meine Damen und Herren: Als wir in den siebziger Jahren eine Hochzinspolitik hatten, war es das Hauptproblem vieler Unternehmen, daß sie die Zinsen im Wirtschaftsprozeß nicht erwirtschaften konnten. Damals hat die Wirtschaftspolitik als innovative Antwort ein sehr weitreichendes Instrumentarium von Zinssubventionen eingeführt. Wir hatten damals Kredite, die mit mindestens 8,5 Prozent zu bezahlen waren. Sie sind dann auf 10 Prozent gestiegen, während sie heute zwischen 4,75 und etwa 6 Prozent liegen. Wir wissen, was es heute heißt, in Unternehmen auf dem Finanzmarkt tätig zu sein, und wir wissen, welche Möglichkeiten sich vor allem für die größeren Unternehmen im Bereich der Finanzierungspolitik bieten.

Daher muß in diesem Punkt auch gesagt werden: Es muß dabei bleiben, daß wir bei Niedrigzinsen fahren können. Denn ich erinnere: 1 Prozent Zinserhöhung trifft Österreichs Wirtschaft mit etwa 15 Milliarden Schilling, hingegen 1 Prozent Lohnerhöhung nur mit etwa 10 Milliarden Schilling. Das heißt, wir müssen dabei bleiben, eine Niedrigzinspolitik zu fahren.

Nächster Punkt, meine Damen und Herren: Zum ersten Mal seit 80 Jahren hat Österreichs Unternehmerschaft mehr oder weniger freien Marktzugang zu allen Nachbarmärkten, und es zählt zum Bestreben der internationalen Wirtschaftspolitik, diese Möglichkeit weiter zu fördern. Das bedeutet im konkreten, daß wir weiterhin mit dem Export als Motor unseres Wachstums rechnen können und daher diesem Bereich der Wirtschaftspolitik auch in Zukunft großes Augenmerk zuwenden müssen.

Meine Damen und Herren! Ich verweise auf die letzten Zahlen bei den Direktinvestitionen. Wir hatten im Jahr 1996 zum Unterschied von den meisten unserer Nachbarn eine überwältigend positive Investitionsbilanz aus dem Ausland. Daß wir über 40 Milliarden Schilling Auslandsinvestitionen in Österreich hatten, spricht für die Standortpolitik, und ich kann jeden Kritiker nur einladen, mit den Unternehmen, die diese Investitionen durchgeführt haben, in einen Dialog einzutreten, um eine Würdigung des Standortes Österreich zu erfahren.

Ich kann Ihnen aus dem eigenen Haus berichten, weil wir im Vorjahr die ABA, die Austrian Business Agency – früher ICD –, übernommen haben, daß wir auf ungewöhnliches Interesse an Investitionen in Österreich treffen, das sich allerdings signifikant verlagert hat. Österreich ist kein Traditionsland mehr für Großinvestitionen, auch etwa von der Menge der zur Verfügung stehenden Potentiale her, sondern wir werden ein typisches Land für eher kleine und mittlere Investoren.

Unsere ABA-Erfahrungen zeigen, daß wir im letzten Jahr 24 Projekte realisiert haben, die ein Investitionsvolumen von 350 Millionen Schilling umfaßt und etwa 1 100 Arbeitsplätze nach Österreich gebracht haben. Im Jahr 1997 haben wir bisher 27 Unternehmen "an Land gezogen", die 700 neue Arbeitsplätze und ein Investitionsvolumen von etwa 1 Milliarde Schilling mit sich gebracht haben.

Ich kann Ihnen nur folgendes sagen: Bei jeder meiner Auslandsreisen gibt es jetzt Sonderseminare für ausländische Investoren, und wir stellen nach wie vor großes Interesse fest.

Meine Damen und Herren! Es würde nicht reichen, es bei diesem international eher positiven Vergleich bewenden zu lassen. Man muß darauf eingehen, daß wir doch Horizonte von Problemen in Österreich haben, die es hier anzusprechen gilt. Ich möchte mich zuerst dem Arbeitsmarkt zuwenden.

Natürlich fällt es auf, und zwar jedem einzelnen von uns und auch in den Ministerien, daß mit dem Umstieg der Beschäftigungspolitik der öffentlichen Hände in Österreich sehr viele junge Menschen gezwungen werden – ich erinnere, daß zum Teil bis zu 70 Prozent der Absolventen mancher Studienrichtungen in den öffentlichen Dienst gegangen sind –, sich nun national und international anderweitig um Arbeit umzusehen. Die Erfolgsgleichung österreichischer Arbeitsmarktpolitik in den nächsten Jahren wird sich auch danach richten, ob es gelingt, die traditionelle Unternehmerlücke zu schließen und durch eine Welle neuer Unternehmen auch mehr Arbeitsplätze in neuen Betrieben, hier vor allem im Bereich der Dienstleistungen, zu schaffen.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite