Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 80. Sitzung / Seite 47

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Tourismus exogene Ursachen, die zu Problemen führen, und es gibt endogene, betriebsinterne Ursachen, die ständig zu Problemen führen. Ich möchte das Hohe Haus auf eine Untersuchung der Österreichischen Hoteltreuhand aufmerksam machen. Ich werde auch im Zuge des neuen Tourismusberichtes, der das Haus bald erreichen wird, darauf hinweisen, daß eine Untersuchung aller Krisenfälle ergeben hat, daß es sich bei 87 Prozent der Fälle um endogene Ursachen handelt, wie zu hohe Altschulden, Probleme in der Familie und ähnliches, daß die konjunkturelle Veränderung der Nachfrage bei nur 3 Prozent zu Problemen geführt hat und sogenannte Naturkatastrophen wie Lawinen und so weiter bei 6 Prozent. Das ergibt 13 Prozent exogene Ursachen und 87 Prozent "hausgemachte" Ursachen.

Daher bitte ich das Hohe Haus, zu verstehen, daß ich einmal mehr wiederhole: Die Absicht des Wirtschaftsministeriums ist es, die ÖHT zu einer echten Konsolidierungs- und Restrukturierungsbank umzuorganisieren. Es muß in diesem Sektor gelingen, daß wir über Umstrukturierungen im finanziellen Bereich – ob das nun Beteiligungskapital, Langzeitdarlehen oder ewige Hypotheken sind – günstigere Strukturen erreichen, vor allem für die in großer Zahl jugendlichen Betriebsübernehmer.

Noch einige Worte zur Österreich Werbung: Nach relativ vielen internen Turbulenzen, von deren Sie hinreichend auch aus den Medien gehört haben, kann ich Ihnen jetzt berichten, daß erstmals seit der Neuorganisation ein außerordentlich konstruktives Klima in diesem Verein herrscht. Zum ersten Mal haben wir alle Streitigkeiten mit den Ländern ausgeräumt, wir haben den Schwerpunkt auf Marketing und nicht mehr auf Personalverwaltung gelegt, und wir sprechen zum ersten Mal konzentriert neue Zielmärkte an. Natürlich geschieht das Wunder bei schrumpfender Nachfrage auf unseren Stammärkten nicht über Nacht, aber es zeigen sich sehr wohl Auswirkungen. Und eines muß man auch sagen: Der Umstieg von der Nächtigungsmessung auf die Umsatzmessung, die ich eingeführt habe, zeigt hinsichtlich der Ergebnisse des letzten Jahres, daß wir erstmals seit 1992 wieder einen real steigenden Umsatz im Tourismus gehabt haben. Auch wenn er nur eine Milliarde betrug, scheint doch ein Trendbruch vom Ertrag her, jedenfalls vom Umsatz her, möglich zu sein.

Meine Damen und Herren! Daher bleibt uns für die nächsten Jahre als Hauptgebot, wenn wir an die Zukunft denken: Erinnern wir uns vieler unserer traditioneller Stärken, erinnern wir uns aber auch der aufgrund der Politik vieler Jahre nicht möglichen Strategien. Wir können die öffentliche Nachfrage im Hinblick auf Budgetdisziplin nicht hemmungslos ausweiten. Wir können nicht erwarten, daß der Privatkonsum, der Österreichs Wirtschaft durch viele Jahre gepusht hat, stark steigen wird. Daher müssen wir auf die Wachstumsinnovation über Teilnahme an der weltweiten Investitionskultur und darüber hinaus über Exporte in Bereiche, in denen wir stark vertreten sind, setzen.

Aber wenn wir etwa als Beispiel Länder mit hohen Strukturproblemen nehmen, wie das in Kalifornien der Fall war, und uns fragen, warum Kalifornien heute wieder ein Beispiel für Wirtschaftswunder geworden ist, trotz Rüstungsabbau und ähnlichen Dingen mehr in den letzten Jahren, dann können wir uns dies folgendermaßen erklären: Viele Länder setzen heute auf Technologien, von denen sie sich den Wachstumsimpuls der Zukunft erwarten, und nicht auf traditionelle Methoden von von öffentlicher Nachfrage abhängenden Sektoren. Ich denke da vor allem an die Medien- und Unterhaltungswirtschaft, an die Mikroelektronik, an den Softwarebereich, an den Sektor industrienaher Dienstleistungen und an die Biotechnik. Es sind dies in jedem Einzelfall, auch in Österreich, Bereiche, wo es ein hohes Wachtstumspotential gibt, und wir sollten uns auf diese Bereiche stärker konzentrieren als auf jene, in denen wir nichts mehr tun können.

Schließlich – und damit komme ich zum Schluß, Herr Präsident – zur Förderung neuer Unternehmen; diesbezüglich haben wir in letzter Zeit einiges unternommen. Ich wurde bei meinem Besuch beim amerikanischen Under Secretary Eizenstat, also dem Mann Nummer zwei im Außenministerium, sofort auf die Studie der Amerikanischen Handelskammer in Österreich angesprochen, wonach amerikanische Investitionen in Österreich mindestens eine einjährige Zulassungsdauer erfordern.


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