Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 80. Sitzung / Seite 65

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Deshalb sind wir ja da!) Sehr gut. Deshalb sind Sie da. Völlig einverstanden! (Abg. Haigermoser: Unter anderem!)

Erster Punkt des Kollegen Prinzhorn: Er hat hier gemeint, Österreich sei international zurückgefallen. Er hat aber nicht angegeben, worauf er sich hier bezieht und nach welchen Kriterien das festgelegt wird. Es gibt in der Tat in der letzten Zeit ein paar obskure Statistiken, die alles mögliche aufzeigen. Ich berufe mich hier lieber auf die jüngsten Daten der OECD – ich gebe meine Quelle an –, die gerade jetzt herausgekommen sind und die einen Vergleich der Pro-Kopf-Einkommen anstellen. Das wird in US-Dollar angegeben und bezieht sich auf das Jahr 1995. Wir haben in Österreich ein Pro-Kopf-Einkommen von 28 997 Dollar. Damit liegen wir höher als Australien, höher als Belgien, höher als Kanada, höher als Finnland, höher als Frankreich. Das Pro-Kopf-Einkommen Österreichs liegt knapp unter jenem von Deutschland und natürlich höher als jenes einer ganzen Reihe von Entwicklungsländern und höher als jenes der meisten Industriestaaten der OECD. (Zwischenruf des Abg. Gaugg. )

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das sind die Fakten. Und die Tatsache, daß Österreich heute eines der reichsten Länder der Welt ist, können Sie nicht leugnen, weil das die Statistik belegt, die internationale Statistik. Das ist eine Tatsache, die kein Zufall ist, sondern das ist das Ergebnis einer erfolgreichen Wirtschaftspolitik. Sonst wäre es der Sache ja nicht dienlich gewesen. (Beifall bei der SPÖ.)

Zweiter Punkt – ein nicht unwichtiges Argument –: Kollege Prinzhorn hat gemeint, die entscheidende Frage sind immer die Kostenentwicklungen. Angeführt hat er hier die Kapitalkosten, die Energiekosten und die Telekommunikationskosten, die immer wieder ein Wirtschaftshemmnis darstellen. Ich möchte hier wieder versuchen, darauf konkret einzugehen. Ich möchte vorausschicken – das gilt auch für Kollegen Peter –: Ich habe großen Respekt vor jeder unternehmerischen Tätigkeit, und ich habe auch großen Respekt vor jedem, der bereit ist, persönliche Risken einzugehen, und ich weiß, daß Sie das tun. Letztlich habe ich auch Respekt vor Ihrem persönlichen Handeln. Aber wenn ich das jetzt von der wirtschaftspolitischen Seite her sehe, dann muß ich sagen, es ist einfach gefährlich und zu eng gegriffen, Fragen der Standortvoraussetzungen nur auf die Kostenseite zu reduzieren. Es gibt noch eine Fülle von anderen Bereichen, denn es kommen auch noch Fragen der Strukturpolitik, Fragen der Technologiepolitik und so weiter dazu.

Sehen wir uns die Kostenseite an – ich gehe durchaus auf Ihre Argumente ein, weil ich heute versuchen möchte, doch ein bißchen einen anderen Stil einer Wirtschaftsdebatte in diesem Haus zu kreieren –, schauen wir uns die Zinssätze an. Ich habe hier – ich gebe meine Quellen immer an – die letzten Statistischen Monatshefte der Oesterreichischen Nationalbank, die besagen, daß der langfristige Zinssatz, also das, was für die Investitionsentwicklung relevant ist, in Österreich bei 5,79 Prozent liegt. Er liegt unter dem von Belgien, liegt etwa bei dem von Deutschland, liegt deutlich unter dem von Dänemark, deutlich unter dem von Frankreich und Großbritannien. Großbritannien hat zum Beispiel einen Vergleichswert von 7,25 Prozent. – Das heißt, wir haben in Österreich günstige Finanzierungsvoraussetzungen. Diese haben wir ja nicht zufällig, sondern deshalb, weil es uns gelungen ist (Zwischenruf des Abg. Mag. Trattner )  – ich komme sofort darauf zu sprechen, ich darf nur den Satz vollenden –, die Inflationsrate in Österreich so deutlich abzusenken, daß es sich auch auf die Zinskosten auswirkt. Das heißt, das ist ein Erfolg der Wirtschaftspolitik und ein Erfolg, der für die Investitionen entscheidend und wichtig ist.

Jetzt werden Sie – so nehme ich an, wenn ich Ihren Zwischenruf antizipiere – sagen: Das ist die Fremdkapitalfinanzierung, was ist mit der Eigenkapitalfinanzierung? Auf diesen Bereich komme ich noch. Auch die Eigenkapitalfinanzierung ist natürlich nicht unabhängig von der Frage: Wie hoch sind die Zinssätze, die wir zu berechnen haben? Und insofern hat das natürlich insgesamt eine positive Wirkung für die österreichische Wirtschaft, die nicht zu bestreiten ist.

Zweiter Bereich: Energiekosten. Auch da muß man fairerweise die Gesamtstruktur sehen. Wir haben – das ist richtig – für gewisse Industriebereiche in Österreich höhere Energiekosten. Wir haben allerdings für den Konsumentenbereich in Österreich deutlich niedrigere Energiekosten,


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite