Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 82. Sitzung / Seite 79

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Die dritte Gruppe ist die große Gruppe der Frauen, die "mittendrin" sind, für die der Tag 48 Stunden haben müßte, für die Geld, Zeit, Liebe, Energie, Humanressourcen, wie immer Sie es nennen, nicht reichen. Für diese Frauen müssen wir eine Unmenge tun. Europaweit, von Oslo bis Rom, fordern die Frauen, Beruf und Familie vereinbaren zu können. Das ist auch, so glaube ich, jener Punkt, in dem wir uns alle einig sind und der uns zu entsprechenden Maßnahmen motiviert.

Man muß aber auch, wie es heute bereits vielfach angeklungen ist, grundsätzlich zwischen Frauen- und Familienpolitik unterscheiden. Die Frauenpolitik ist weiterreichend, hat aber auch etwas mit Familienpolitik zu tun.

Ein kleines Aperçu zu einem vieldiskutierten Punkt, dem Betreuungsscheck – die schon zitierte Elfriede Hammerl hat vielleicht bei Gertrude Brinek abgeschrieben: Ich habe vor etwa zwei Monaten den Gedanken "Was könnte denn noch alles verscheckt werden" in einer internen Vereinszeitung entwickelt. Das ist ebenso ein Fall von "Gut und gutgemeint muß nicht dasselbe sein!". Lassen wir aber diejenigen, die gutmeinend unterwegs sind, eine Idee entwickeln und diskutieren, damit die aus frauenpolitischer Sicht negativen Dimensionen aufgezeigt und ausgemerzt werden. (Zwischenruf der Abg. Dr. Mertel. )

Frau Abgeordnete Mertel! Ich bin guter Dinge (Abg. Öllinger: Ich leider nicht!), wenn ich in der Zeitschrift "Familie", dem Organ des Familienbundes, lese, daß es wichtigster Punkt in der Frauen- und Familienpolitik sei, Anreize zu schaffen, daß Frauen mehr bezahlte Arbeit und Männer mehr unbezahlte Arbeit machen. Das kann nur in die richtige Richtung gehen! Ich vertraue darauf! (Abg. Öllinger: Ich bin Realist!)

Ein zweiter wesentlicher Punkt in diesem Artikel besagt, daß eine der stärksten Bedrohungen für das familiäre Kindeswohl die aus vielen Gründen weitverbreitete Abwesenheit der Väter ist. Männerselbstentwicklung sei daher der wichtigste Beitrag zu einem harmonischen Familienleben. Setzen wir also Incentives, damit Männer mehr unbezahlte Arbeit und Frauen mehr bezahlte machen, setzen wir Incentives, daß Männer ihren Erziehungspflichten nachkommen.

Was ist vordringlich? – Den ganz armen Frauen, jenen, die von einer Scheidung bedroht sind, zu helfen, indem man dem Ehemann beibringt, daß in einer Familie jeder seinen Beitrag leisten muß und er sich nicht still und leise verabschieden kann, sondern auch etwas tun muß.

Da in der Geschlechterpolitik die Symbolik sehr wichtig ist, soll die getrennte Behandlung von Ansprüchen aus Leistungen der Pensionen auch den Frauen in aktiver und aufrechter Ehe zustehen. Das ist eine wichtige Geste. Unsere Bäuerinnen sagen uns, wie wichtig ihnen diese Errungenschaft ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Noch ein Wort zu den Ausführungen von Frau Abgeordneter Gredler, ich muß das nicht im Detail ausführen: In der Volkspartei haben alle Frauen und Männer gestern ihre Wahl unbeeinflußt getroffen. Sie braucht sich darüber keine Sorgen zu machen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

13.32

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Madl. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.

13.32

Abgeordnete Elfriede Madl (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Frau Abgeordnete Konrad, ich möchte auf Ihre Ausführungen näher eingehen. Sie haben in einer fast zehnminütigen Rede erklärt, in welchen Punkten Sie besonders hinter dem Frauen-Volksbegehren stehen und welche Themen Sie darüber hinaus noch forcieren wollen, um Österreichs Frauen zu unterstützen. Sie haben das als Abgeordnete gesagt. – Frau Kollegin Konrad! Sie hätten als Bundesministerin genug Zeit gehabt, sämtliche Themen, die im Frauen-Volksbegehren angeschnitten wurden, wenigstens im Ansatz einzubringen! (Abg. Dr. Mertel: Aber! Übertreiben Sie nicht so!) Das haben Sie aber überhaupt nicht gemacht!


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