Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 84. Sitzung / Seite 37

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Meine Damen und Herren! Wir sollten aber auch darüber diskutieren, ob zum Beispiel die neuen technologischen Entwicklungen im Druckereibereich nicht auch zu neuen Lehrberufen führen sollten. Das sind Zukunftsthemen.

Aber wie sieht es in der Realität aus? Wir – Arbeitgeber und Arbeitnehmer – sitzen gemeinsam im Berufsausbildungsbeirat. Wir haben dort in der letzten Zeit über drei Lehrberufe diskutiert. Einer davon ist der Betonfertiger. Diesbezüglich ist vom Berufsausbildungsbeirat im November 1995 ein Antrag an das zuständige Wirtschaftsministerium gestellt worden. Wissen Sie, wann der neue Lehrberuf erlassen wird? Die Premiere ist heute! Heute wird dieser neue Lehrberuf erlassen. Von November 1995 bis September 1997, also fast zwei Jahre lang, braucht die Administration, um das, was gemeinsam vereinbart worden ist, in die Realität umzusetzen. Wir sollten auch da schneller werden, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Dasselbe gilt für den Beruf Hohlgasveredler. Der diesbezügliche Antrag ist im März 1996 eingebracht worden. Auch dieser Beruf wird erst heute verordnet. Auch dazu brauchte man lange Zeit.

Schneller ist es erfreulicherweise beim Beruf Kommunikationstechniker gegangen. Die Arbeiten dazu sind im März 1997 abgeschlossen worden, und die Verordnung dazu wird ebenfalls mit dem heutigen Tage erlassen.

Meine Damen und Herren! Ich glaube, daß es auch wichtig ist, daß die Betroffenen selbst die Chance haben, sich entsprechend einzubringen. Beschäftigte Jugend muß unser Anliegen sein. Daher meine Bitte an die Vertreter der Wirtschaft, da mitzutun. Denn wenn sich die Junge Industrie mit der Gewerkschaftsjugend zusammensetzt und gemeinsam ein Acht-Punkte-Programm zu der Frage entwickelt, wie man der Jugendbeschäftigung besser Herr werden kann, dann ist es nicht gerade förderlich, wenn die Antwort der Wirtschaftskammer darauf lautet: Daran nehmen wir nicht teil, da setzen wir uns nicht an einen Tisch! Diese Haltung ist aber auch in anderen Bereichen feststellbar. Vielleicht ist das die neue Linie. Ich glaube jedoch nicht, daß das Sinn und Zweck unserer Bemühungen sein kann.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir dürfen beim Thema Jugendbeschäftigung keine Zeit verlieren. Jugendliche, die aus der Schule kommen, brauchen die Chance, in einen Lehrberuf einsteigen zu können. Da sind viele aufgefordert, mitzuwirken, wie zum Beispiel die Eltern, aber auch die Jugendlichen selbst. Was die Eltern betrifft, so meine ich, daß es nicht zielführend ist, wenn, wie man immer wieder von seiten der Lehrbetriebe hört, das Elternpaar zwar bei der Unterschrift des Lehrvertrages anwesend ist, sich aber dann die nächsten drei Jahre überhaupt nicht darum kümmert, wie es denn eigentlich um die Entwicklung des Lehrlings bestellt ist.

Was die Jugendlichen selbst betrifft, so drängen bei einer Palette von über 200 Lehrberufen die meisten Jugendlichen in nur ganz wenige Berufe, wie beispielsweise in jene des Automechanikers, der Friseurin oder des Einzelhandelskaufmanns. Sehr salopp ausgedrückt: Jeder, der glaubt, daß er vielleicht irgendwann einmal am Österreichring starten kann, wenn er Automechaniker wird, wird sich sehr bald bei der Ölwanne wiederfinden, die er zu reinigen hat. Und jeder, der glaubt, daß er die schönsten Frisuren gestalten kann, wird feststellen, daß der Berufswechsel in diesem Bereich enorm häufig ist.

Wir brauchen den Zustrom zu mehr Lehrberufen. Das Angebot liegt auf dem Tisch und sollte entsprechend genützt werden.

Wir brauchen aber auch mehr Information und mehr Initiative. Ich glaube, daß es der falsche Ansatz ist, herzugehen und der Regierung vorzuwerfen, sie wache erst jetzt auf. Es ist nachweisbar, daß wir alle in diesem Hohen Haus schon sehr lange an der Frage Jugendbeschäftigung arbeiten. Wir hätten zum Beispiel das Problem des Jugendarbeitsschutzes auch in bezug auf die Bäcker schon vor dem Sommer erledigen können, wenn es von seiten der ÖVP keine Widerstände gegeben hätte.


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