Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 84. Sitzung / Seite 48

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dieses Problem weiterhin so energisch verfolgen, wie wir glauben, dies jetzt zu tun. (Beifall bei der ÖVP.)

9.55

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Tegischer. – Bitte sehr.

9.55

Abgeordnete Brigitte Tegischer (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Herren Minister! Meine Damen Ministerinnen! Hohes Haus! Ich möchte aus meiner Sicht als Jugendsprecherin meiner Fraktion einen Beitrag zu diesem Thema leisten.

Vorweg eine Berichtigung, Frau Kollegin Fekter: Die ÖBB haben keine Lehrwerkstätten geschlossen. Im Gegenteil, sie bilden Jugendliche über den Bedarf hinaus aus. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich glaube, wir sind uns alle einig, daß wir Politikerinnen und Politiker dafür sorgen müssen, daß kein einziger junger Mensch den angestrebten Weg ins Berufsleben mit dem Gefühl, überflüssig zu sein, beginnen muß. Meiner Meinung nach ist das Recht auf eine fundierte Ausbildung und auf einen Ausbildungsplatz ein Menschenrecht. Aus diesem Grund hat die Bundesregierung, wie schon öfter erwähnt worden ist, ein Maßnahmenpaket geschnürt, das besonders Jugendliche berücksichtigt. Das Sonderprogramm "Der Jugend eine Chance" ist eine Hilfestellung für Lehrstellensuchende und setzt gezielte Initiativen für Ausbildungsplätze. Ich möchte bei dieser Gelegenheit Kollegen Haider ein vollständiges Exemplar übergeben. Es haben in seinem einige Seiten gefehlt, ich weiß nicht, wohin sie verschwunden sind. – Ich überreiche Ihnen jetzt das vollständige Exemplar. (Die Rednerin überreicht Abg. Dr. Haider ein Schriftstück. – Beifall bei der SPÖ.) Es ist nicht handschriftlich, Sie können es sich ja anschauen. (Abg. Dr. Haider  – eine leere Seite des Schriftstückes in die Höhe haltend –: Ist schon wieder leer!) Die letzte Seite. Sie können diese vielleicht mit Vorschlägen von Ihnen ausfüllen, wir wären Ihnen dankbar dafür. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Besonders hervorheben von diesen zehn Maßnahmen möchte ich, daß die Vergabe von öffentlichen Aufträgen mit der Ausbildung von Jugendlichen verknüpft wird.

Meine Redezeit ist beschränkt, deshalb möchte ich nur noch einen Punkt von diesen zehn Maßnahmen herausgreifen. Das sind die Beraterteams zur Akquisition von Lehrstellensuchenden, aber auch die Maßnahmen, die vom AMS zur Akquisition ergriffen werden. Allein in Tirol sind durch Sonderlehrstellenwerbung 350 Lehrstellen geschaffen worden. Aber auch die Hotline der Bundesregierung halte ich für eine absolut wertvolle Einrichtung. Unter der Nummer 0660-19 96 wurden bereits 838 Anrufer registriert, darunter 634 Jugendliche. Ich bin absolut sicher, daß dies einmal mehr die Zusammenarbeit der betroffenen Ministerien, der Sozialpartnerorganisationen und des Arbeitsmarktservice dokumentiert. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte Ihnen nun aus meiner Erfahrung als Sozialarbeiterin, als Jugendleiterin, als Streetworkerin darlegen, wie die Spirale funktioniert, wenn Menschen schon dann, wenn ihre Zukunft eigentlich erst beginnen sollte, keine Perspektiven mehr sehen. Ich habe tagtäglich erlebt, was es auslöst, wenn Jugendliche keinen Arbeitsplatz haben. Sie fühlen sich an den Rand der Gesellschaft gedrängt – mit allen Konsequenzen, die dazugehören. Sie fühlen sich hilflos. Es gibt einen Vertrauensverlust in die Erwachsenen. Und die fatalen Verhaltensweisen, die sich daraus ergeben, sind Sucht, Gewaltbereitschaft, Intoleranz gegenüber anderen Randgruppen und auch die Flucht in gesellschaftsverachtende Gruppierungen. Die Folgen dieser Verhaltensweisen erzeugen volkswirtschaftlich wesentlich höhere Kosten als eine gezielte Integration in den Arbeitsmarkt.

Ich bin mir dessen bewußt, daß Ausbildung Kosten verursacht. Der rezessions- und rationalisierungsbedingte Verlust von Ausbildungsplätzen erzwingt geradezu eine Umlagefinanzierung als Ausbildungsvergütung in der Berufsschulzeit oder eben einen Lastenausgleich zwischen ausbildenden und nichtausbildenden Betrieben. Dänemark hat solch ein Modell bereits seit 1977.


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