Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 85. Sitzung / Seite 48

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Kunst ohne Worte. (Ruf: Das ist aber ein dickes Buch! – Abg. Schwemlein: Das ist das einzige, das der Schweitzer gelesen hat! – Abg. Böhacker: Schwemlein, es kommt noch dicker!) Beschrieben: Mitte, Seite, Rand, oben, unten, rechts, links. Mitte, Seite, Rand, oben – das setzt sich über viele Seiten so fort. (Abg. Schwemlein: Dir wäre ein Buch mit gotischen Buchstaben lieber! – Abg. Dr. Khol: Das hat dein Chef gestern besser gemacht! – Weitere Zwischenrufe.)

Lassen Sie mich Kunst rezitieren: Scheißen und brunzen sind Kunsten. (Abg. Dkfm. Holger Bauer: So etwas wird subventioniert!) Scheißvater, Scheißmutter, Scheißbruder, Scheißschwester, Scheißkind. Auch übersetzt ins Englische: shitty uncle, shitty aunt, shitty grandfather, shitty grandmother, shit. (Abg. Schwemlein: Ein möglicher Ordnungsruf verhindert, daß ich diese Reihe fortsetze! – Präsident Dr. Neisser gibt das Glockenzeichen.)

Weiters ist Kinderpornographie dargestellt und ganz normale, sehr schlecht fotografierte Pornographie, auf mehreren Seiten, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Der Redner hält den Katalog aufgeschlagen in die Höhe. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Sag, wer das finanziert hat! – Weitere Zwischenrufe.)

Noch ein Gedicht: Die Häßlichkeit ist ein Scheißdreck, die Stille ist ein Scheißdreck, die Gleichgültigkeit ist ein Scheißdreck. – Das setzt sich über weitere Seiten fort. Man könnte sagen: Dieser Katalog ist es auch! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Dieser mehrere Kilo schwere Katalog, Herr Staatssekretär, ist das Ergebnis eines Auftrages, den Sie, der Herr Bundeskanzler und das Bundeskanzleramt für die offizielle österreichische Präsentation auf der Biennale 1997 in Venedig erteilt haben. (Zwischenruf des Abg. Jung. )

Ich weiß nicht, was dieser Katalog den österreichischen Steuerzahler gekostet hat, Herr Staatssekretär. Ich weiß nur, daß er zu Zehntausenden in Würfelform in Venedig der Öffentlichkeit präsentiert wurde und daß zur Mitnahme aufgefordert wurde. (Abg. Schwemlein: Sehr gut!) Dann ist diese Visitenkarte der österreichischen Kunst in den Kanälen, Straßen und Gassen Venedigs herumgelegen, nachdem man sich vom Inhalt überzeugt und ihn als nicht sonderlich begeisternd empfunden hatte. (Zwischenruf des Abg. Mag. Posch. )

Dieser Katalog enthält viele öde Texte, leere Seiten (Abg. Schwemlein: Wer sagt das?) und vor allem – wie Sie immer sagen – eine Ansammlung der vielzitierten Provokation als Kunst. (Abg. Schwemlein: Das ist die Pflicht der Künstler!) Jawohl, die Provokation als Kunst! (Abg. Schwemlein: Ist das jetzt Kunst, was Sie betreiben?) Diese ist aber dann umso bedenklicher, Kollege Schwemlein, wenn dabei reine Pornographie, ja wenn Kinderpornographie zur Darstellung kommt – in einer Zeit, in der in Belgien eine ganze Nation gegen Kinderschänder und Kinderpornographie auf die Straße gegangen ist, Herr Kollege Schwemlein (Beifall bei den Freiheitlichen) , in einer Zeit, in der auch in Österreich immer mehr derartige Fälle aufgedeckt werden, in einer Zeit, in der wir – Sie von Ihrer Partei, und alle anderen Parteien ebenso – voller Entrüstung über diese Entwicklungen diskutiert, uns eingehend damit befaßt und auch schärfere Gesetze beschlossen haben. (Abg. Dkfm. Holger Bauer: Scheinheiligkeit!)

Herr Kollege Schwemlein! Was ist denn die Kunst bei diesen Darstellungen? Herr Staatssekretär! An Ihrer Stelle würde ich mich im Interesse der österreichischen Steuerzahler wirklich bemühen, den Leuten, die das finanzieren, das klar und deutlich zu machen. Sagen Sie ihnen, was Sie daran künstlerisch wertvoll finden. Die Leute haben ein Recht darauf. Es kann jeder tun, was er will. Es kann jeder seine Kunst auf seine Art und Weise machen – aber nicht mit staatlicher Unterstützung, das sage ich Ihnen! Die Steuerzahler haben ein Recht darauf, zu erfahren, warum Sie glauben, daß das alles Kunst ist und daß das die richtige Form der Darstellung der österreichischen Kunst bei der Biennale 1997 in Venedig ist.

Herr Staatssekretär! Ist Kinderpornographie für Sie Kunst? Ist das einmal mehr die Kunst, die Sie als Provokation verstehen, wie auch damals bei der kleinen Mahlzeit zwischendurch in Wiener Neustadt? Sie erinnern sich bestimmt an die Geschichte, die dann in Österreich große Wellen geschlagen hat.


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