Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 85. Sitzung / Seite 58

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hauptet haben, Sie stellen fest, wer hier in diesem Haus Christ ist und wer nicht. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Das ist eine Appellation an den Voyeurismus, und das wird international verteilt: das unglaubliche Schicksal von Eltern derartig behinderter Kinder, das Leid der Frauen, die solche Kinder auf die Welt bringen. (Abg. Dr. Brinek: Gehen Sie einmal in die Isonzo-Museumsausstellung! Schauen Sie sich die Greuel an!)

Sie brauchen mir nicht vom Isonzo zu reden. Sie sollten davon reden, was diese Bundesregierung mit den hilflosesten Geschöpfen, mit dem hilflosesten aller menschlichen Geschöpfe, nämlich mit dem Kleinkind, aufführt. Darüber sollten Sie reden! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Es wäre an der Zeit, Ihren eigenen Fraktionskollegen, Ihren eigenen Regierungskollegen einmal etwas ins Stammbuch zu schreiben, bevor Sie sich hier aufspielen und uns des Kunstbanausentums zeihen und behaupten, das Monopol zu haben, beurteilen zu können, wer ein echter Christ ist und wer nicht. Dazu fordere ich Sie auf!

Herr Staatssekretär, Sie sind, glaube ich, als übernächster Redner zu Wort gemeldet, und ich erwarte mir von Ihnen ein Wort der Distanzierung. Ich erwarte mir von Ihnen, daß Sie sagen: Wir haben nicht gewußt, was an Schund und Dreck in diesen Ausstellungskatalog hineingekommen ist. Ich erwarte mir von Ihnen, daß Sie sagen: Das war nicht unser Auftrag, das war nicht beabsichtigt, damit haben wir nichts zu tun! (Staatssekretär Dr. Wittmann spricht mit einer Mitarbeiterin.) Lassen Sie sich kurz beraten, aber es ist eine Frage des Anstandes, und dazu braucht man keine Beratung. Wenn man Anstand hat, dann sagt man nein zu diesem Projekt! (Beifall bei den Freiheitlichen.) Dann sagt man nach den Vorgängen in Belgien nein dazu, daß Kleinkinder dem sexuellen Mißbrauch preisgegeben werden und das auch noch als Kunst dargestellt wird.

Herr Kollege Khol! Das ist auch eine Frage des Christentums – ich meine das nicht polemisch –, ob man dagegen laut auftritt oder ob man um den Preis, in gewissen Schickimickikreisen nett gegrüßt zu werden, zu Vernissagen eingeladen zu werden, diese Dinge verschweigt. Wir tun es nicht, denn das ist auch eine Frage des Umgangs mit dem menschlichen Leben und mit dem Hilflosesten und Wehrlosesten in unserer Gesellschaft, nämlich mit dem kleinen Kind. (Anhaltender Beifall bei den Freiheitlichen.)

12.21

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Es liegt nun eine Wortmeldung der Frau Abgeordneten Ablinger vor. – Bitte.

12.22

Abgeordnete Sonja Ablinger (SPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zum Abgeordneten Stadler und zur Frau Abgeordneten Povysil. (Abg. Madl: Es ist besser, Sie sagen nichts!) Moment, ich muß da schon eines fragen: Wer ist jetzt schuld am Mißbrauch von Kindern? (Abg. Dr. Povysil: Die Schuldfrage ist überhaupt kein Thema!) Ist jetzt der Künstler schuld am Mißbrauch von Kindern? (Abg. Dr. Ofner: Drehen Sie doch nicht alles um! Die Republik finanziert das aus Steuermitteln und heißt das gut!) Ich weiß nicht, ich kann mich jetzt täuschen, Herr Ofner, aber eine Frage an Sie: Haben Sie damals gegen das Wegweiserecht gestimmt, als es darum gegangen ist, Gewalttäter aus der Familie zu weisen? Haben Sie damals nicht dagegen gestimmt, als es um diejenigen ging, die Kindern tatsächlich Gewalt antun? (Lebhafte Zwischenrufe bei den Freiheitlichen. – Präsident Dr. Neisser gibt das Glockenzeichen.) Und Sie stellen sich da her und machen Künstler verantwortlich! Reden wir doch über die Fakten! Reden wir doch über das, was wirklich stimmt! (Abg. Mag. Stadler: Schämen Sie sich! Sie sollten sich schämen!) Nein! Nein! (Weitere Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Frau Abgeordnete! Entschuldigen Sie eine Sekunde.

Meine Damen und Herren! Wir wissen in diesem Haus, daß Kunstberichte sehr oft dazu geführt haben, daß es eine hitzige und heftige Atmosphäre gibt. Ich will den Ernst dieser Diskussion hervorstreichen, aber gerade deshalb bitte ich, daß wir jetzt versuchen (Abg. Rossmann: Sie


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