Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 85. Sitzung / Seite 69

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ist. Und das geht hurtig so weiter, weil einfach nicht zu erwarten ist, daß die Universitäten ihre schmäler gewordenen Mittel in den Sport ihrer Studierenden investieren werden.

Wir haben vor geraumer Zeit eine tägliche Bewegungseinheit an den Schulen vorgeschlagen. Ich habe damals hier auch die Form und das Modell dafür erläutert. Diesem Vorschlag hat sich die Bundessportorganisation angeschlossen, die ebenfalls die tägliche Bewegungsstunde an unseren Schulen fordert. – Derzeit sind wir davon weiter entfernt als je zuvor.

Wir haben in den Bereichen des Breitensportes, des Leistungssportes rundum ein Versagen des österreichischen Sportsystems festzustellen. Die Trendsportarten wie Mountainbiking und Inline-Skating wurden ignoriert. Es wurden trotz mancher Versprechungen keine rechtlichen Regelungen dafür geschaffen. Im Bereich Paragleiten haben sich in diesem Jahr bereits 16 tödliche Unfälle ereignet. Was fehlt, sind Rahmenbedingungen.

Das Wirtschaftsministerium entledigt sich seiner Verantwortung, indem es den Bereich zum Aero Club schiebt. Dieser hat keine Infrastruktur, schickt das ganze Paket an den deutschen Paragleiter-Verband, und dieser hat wiederum eine private Vereinigung beauftragt, Regularia für diese lebensgefährliche Sportart – den österreichischen Verhältnissen angepaßt – zu formulieren.

So geht es rundherum zu. Dieser Sportbericht ist ein Ausfluß dessen, was hier kritisiert wird. Dabei wird nicht die Aufmachung kritisiert – und es seien hier auch nicht die Beamten getadelt, die ihre Aufträge durchaus übersichtlich erfüllt haben –, sondern der Auftraggeber. Diesen Auftraggeber namhaft zu machen, ist allerdings relativ schwierig. Den Bericht über 1995 hat ja noch Herr Bundeskanzler Vranitzky in Auftrag gegeben. Eigentlich sollte diese Aufgabe bei Herrn Bundeskanzler Klima gelandet sein, er hat sie aber an den Staatssekretär weitergegeben.

Ich ersuche Sie, daß man – und das sollte sehr bald geschehen – beim Sportbericht 1996 und in Zukunft immer eine viel breitere Diskussion darüber angeht und alle involvierten Ressorts und deren Vertreter einbezieht, denn es ist Feuer am Dach! Meine Herrschaften! Auch wenn hier von meiner Seite immer wieder die Sorge um die Gesundheit unserer Schuljugend in den Vordergrund gespielt und wiederholt wird: Es ist auch bis hinauf zum Spitzen- und Leistungssport manches faul im Land.

Herr Staatssekretär! Wenn Sie wirklich glauben – mein Kollege Meischberger wird Ihnen das noch im Detail erläutern –, wie Sie hier im Vorwort des Berichtes schreiben, daß die österreichischen Vereine 3 Millionen Menschen für eine gesunde Freizeitgestaltung gewinnen, und wenn Sie hochrechnen, daß die 3 Millionen angeblichen Mitglieder der Dachverbände handelnde sportliche Personen sind, dann sind Sie natürlich gewaltig im Irrtum! Erstens sind die Mehrfachmitgliedschaften nicht berücksichtigt, zweitens ist diese Zahl das Ergebnis nicht bereinigter Karteien, weiters sind Passivmitglieder, Förderungsmitglieder et cetera darin enthalten.

Ich glaube vielmehr den Ergebnissen einer soziologischen Untersuchung aus dem Vorjahr vom Österreichischen Sportsoziologischen Institut, die besagen, daß im Vereinsbereich nicht einmal mehr 400 000 Österreicher aktiv Sport treiben. 500 000 gehen mountainbiken, 600 000 laufen – leider allerdings im illegalen Raum – auf Inline-Skates herum. Diese Vergleichszahlen werden, wie gesagt, von meinen Nachrednern noch weiter ausgeführt werden.

Daß wir uns nichtsdestotrotz in diesem Ausschuß sehr sachlich und am Schluß auch konstruktiv unterhalten konnten, ist mit ein Verdienst der beiden Vertreter der Regierungsparteien. Es ist durchaus auch ihnen zuzuschreiben, daß wir uns als Ergebnis dieser Ausschußberatungen zu einem gemeinsamen Antrag gefunden haben, der heute vorgelegt wird, auch wenn so manche Formulierung von den Regierungsparteien etwas weicher gestaltet wurde als laut den Vorschlägen. Sei’s drum, es ist zumindest gelungen, gemeinsam zu erkennen, daß für den Sport im Land viel zuwenig getan wird und daß es wirklich höchste Zeit zum Handeln ist. Das hat sich unsere Jugend verdient! – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

13.11


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