Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 88. Sitzung / Seite 48

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Briefbombenserie umzuhängen, war ein Skandal der anderen Art und hat nichts mit dem zu tun, was Sie hier wehleidig beklagen, sondern das war auch ein Ergebnis der Tatsache, daß manchmal die Sicherheitspolizei etwas aus der politischen Kontrolle läuft. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall beim Liberalen Forum und bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

13.38

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gelangt nunmehr Herr Abgeordneter Kiss. 10 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Herr Abgeordneter.

13.38

Abgeordneter Paul Kiss (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Während der "Kriminologe" und "Psychologe" Kier in expertenhafter Manier extemporiert hat, hat sich hinten auf der Bank der "Hobbykriminologe" Sika offensichtlich gewunden. So verschieben sich in einer parlamentarischen Diskussion plötzlich die Gewichte. Ich muß sagen: Mir ist es noch allemal lieber, die Experten dieser Republik hinter mir auf der Bank sitzen zu wissen, als den Kier hier vorne stehen zu sehen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Zwischenrufe beim Liberalen Forum. – Abg. Mag. Posch: Sie sind den Zwischenruf nicht wert!)

Denn die hypothetischen Annahmen, die Fiktionen, die er hier aufgebaut hat, lassen mich eigentlich schmunzeln. (Abg. Dr. Haselsteiner: Sie sind doch ein Sicherheitsrisiko! Dürfen Sie überhaupt sprechen?) Wenn Sie zum Beispiel sagen, daß es in Angelegenheiten des Täterprofils überhaupt nichts gäbe, was fundiert wäre, dann frage ich, Herr Kollege Kier: Leben wir da im Hohen Haus in einer anderen Welt? Sicherheitshalber habe ich mir das Buch von Grassl-Kosa und Steiner mitgenommen, denn seit dem ersten Redebeitrag ist immer von diesem sogenannten Täterprofil die Rede.

Ich weiß nicht, werte Kolleginnen und Kollegen, wer es wirklich gelesen hat, doch zur Information für jene, die es vielleicht nicht konsumiert haben: Es ist vieles frappierend, wenn man die Beschreibung der Person Franz Fuchs mit dem Täterprofil, das vor Jahren von Experten, von Psychologen im Innenministerium erarbeitet wurde, vergleicht.

Es steht hier plakativ – ich zitiere –: "Er ist Österreicher. Er ist ein Mann. Er ist 50 Jahre. Er wohnt in der Steiermark. Er wohnt in einem Einfamilienhaus. Er hat eine Hobbywerkstatt eingerichtet. Er besitzt Spezialwerkzeug. Er ist alleinstehend. 1985 und 1993 gab es markante Einschnitte. Er ist Katholik. Er hat Matura. Sein Markenzeichen ist die Sprachgewandtheit. Er ist chemisch versiert. Er ist elektronisch hoch versiert. Er ist rhetorisch versiert. Seine Freizeitbeschäftigung ist das Lesen von Büchern und Zeitungen. Er hat einen eindrucksvollen Beweis seiner mikrosensorischen Fähigkeiten zu Hause. Er ist ordnungsliebend. Sein Humor ist der Zynismus." (Abg. Dr. Cap: Und Scientologe!) Möglicherweise!

Jetzt sage ich dazu: Wenn das, was der Herr Bundesminister zur Person von Franz Fuchs gesagt hat, und wenn das, was ich hier aus diesem Buch (der Redner zeigt es vor) über das Täterprofil von Grassl-Kosa und Hans Steiner zitiert habe, identisch ist, dann gibt es erstaunliche Parallelen, dann ist die Frage der Veröffentlichung des Täterprofils eine bedeutsame Frage, dann ist die Unterschlagung dieses Täterprofils entgegen den Intentionen des Generaldirektors für die öffentliche Sicherheit eine Frage, die hier in diesem Haus zu diskutieren ist. (Beifall bei der ÖVP und bei den Freiheitlichen. – Zwischenruf des Abg. Dr. Kier. )

Werte Kollegen und Kolleginnen! Ich zitiere aus der Vorausmeldung von "NEWS" für morgen Generaldirektor Sika: "Als alle im extremen Eck suchten, habe ich immer erklärt, man werde Überraschungen erleben." (Abg. Dr. Kostelka: Alle!) Nein, nein, ich zitiere Sika, Herr Klubobmann! – "Ich habe nie apodiktisch an den politischen Background geglaubt. Vieles spricht dafür, daß ich recht habe. Unser Psychologe und ich haben immer gesagt, der Täter, der so etwas macht, muß ein Bombenhirn sein im Sinne eines gewaltigen Denkers. Ich habe immer vor politischen Dimensionen gewarnt." – Zitatende.


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