Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 89. Sitzung / Seite 54

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betriebe; Firmenneu gründungen sind bei ihnen eher eine Seltenheit. Klarerweise würde es hier entsprechender Initiativen brauchen. Man bräuchte Maßnahmen, die die ganz spezielle Situation der Frau berücksichtigen würden. Ich sage noch einmal deutlich, daß die Selbständige, gerade wenn es um Kinderbetreuung und Karenzzeiten geht, nach wie vor einiges an Nachteilen in Kauf nehmen muß. Kein Wunder, daß sehr viele Frauen in dieser Richtung entmutigt sind!

Trotzdem werden gerade sehr erfolgreiche Frauenprojekte geradezu ausgehungert, und dafür finden sich leider im Budget ganz konkrete Zahlen, die das auch belegen. Sosehr ich allen Kindern im Kindergarten des Bundeskanzleramtes eine optimale Betreuung gönne: Es ist für mich wirklich nicht einsichtig, warum für einen privilegierten Kindergarten mehr an Mitteln als für alle frauenfördernden Projekte in Österreich zusammen ausgegeben wird! Da scheint mir einfach das Verhältnis nicht zu stimmen.

Es wird immer deutlicher, daß insbesondere Projekte, bei denen sich sehr engagierte Frauen mit viel Eigeninitiative der Qualifizierung und Beratung anderer Frauen widmen – auch in Richtung Unternehmensgründung –, immer mehr verdrängt werden, daß sich leider das AMS, das sozialpartnerschaftlich und damit männlich dominiert ist, diese Aufgaben sozusagen aneignet, der Erfolg aber bisher ausgeblieben ist.

Zur Frage der Gleichbehandlungsanwaltschaften möchte ich sagen: Wenn wir wirklich wollen, daß Frauen einen fairen Zugang zum Erwerbsleben haben und sie auch mit einer fairen Bezahlung rechnen können oder daß sie sich zumindest weiterhelfen können, wenn diese ausbleibt, dann wäre diese Einrichtung dringend notwendig. Uns in Tirol wurde zumindest die Errichtung einer Gleichbehandlungsanwaltschaft versprochen. Ich habe allerdings keinen Budgetansatz dafür entdecken können! Ich hoffe, das Versprechen gilt für das Jahr 1998, aber damit ist es noch nicht getan, denn wir brauchen Gleichbehandlungsanwaltschaften in allen Bundesländern. Sogar die Frauenministerin hat die Situation für Frauen als alarmierend dargestellt. Rund 650 000 Frauen haben mit ihrer Unterschrift unter das Volksbegehren Alarm geschlagen, aber in Wirklichkeit wird, glaube ich, die Situation noch nicht in ausreichendem Maße ernst genommen.

Der Herr Finanzminister hat auch das Bildungssystem angesprochen und gemeint, es läge in seinem Sinne, daß die Qualität dieses Bildungssystems sichergestellt beziehungsweise verbessert wird. Er hat unter anderem auch von einer sehr erfolgreichen Lehrlingsoffensive gesprochen. Herr Kollege Maderthaner glaubt tatsächlich, daß er mit einer Teillehre all jene jungen Menschen, die derzeit keine Stelle haben – und nächstes Jahr werden es noch viel mehr sein –, werde unterbringen können. Ich bin gerne bereit, über eine Teillehre, über eine Grundlehre – wie immer man sie nennen möchte – zu diskutieren. Ich halte diese Idee für diskussionswürdig, wenn die Grundvoraussetzung sichergestellt ist, daß eine Durchlässigkeit gegeben ist, die auch zu einem höheren Abschluß, zu einer "Standardlehre" oder vielleicht auch – bei entsprechender Entwicklung – zu einem Abschluß, der darüber hinausgeht, führt.

Außerdem muß die Ausbildung im Rahmen dieser Teillehre als wesentliche Grundvoraussetzung einen schulischen Teil umfassen. Das wird allerdings das Lehrlingsproblem nicht lösen. Zwar werden wir junge Menschen unterbringen können, aber nicht all jene, die wir noch unterzubringen haben.

Wenn Herr Kollege Maderthaner so stolz auf die 3 000 zusätzlichen Lehrstellen verweist, oder auf die Lehrverträge, die abgeschlossen werden konnten, dann muß er meiner Ansicht nach wissen, daß das nicht das Ergebnis von neu geschaffenen Rahmenbedingungen ist, welche die Lehrlingsausbildung für die Unternehmer, aber auch für die Auszubildenden wesentlich attraktiver gemacht hätten, sondern daß das tatsächlich das Ergebnis einer sehr massiven Förderaktion des AMS und der Länder war. Ich teile die Befürchtung der Kollegen Haselsteiner und Öllinger, daß diese massive Förderaktion, diese Überreizung des Lehrstellenmarktes den Schulabgängern und Schulabgängerinnen des kommenden Jahres auf den Kopf fallen wird, wenn wir nicht rasch neue Bedingungen schaffen.

Das gesamte Unterrichtsbudget macht auch deutlich, daß es in diesem Bereich keine Pläne, Vorhaben und Ambitionen gibt, die wirkliche Veränderungen herbeiführen könnten. Ich gebe


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