Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 96. Sitzung / Seite 31

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Wir haben aber auch einige Möglichkeiten der Selbstversicherung beschlossen, die Frauen an sich sehr entgegenkommen. Dabei geht es vorwiegend um die Absicherung im Alter. Da scheint mir etwas sehr wichtig zu sein, das ich nur punktuell anschneiden möchte. Wir müssen immer wieder feststellen – weil immer von Armen gesprochen wird, von Altersarmut –, daß oft gerade Frauen aus Ehen in guten finanziellen Verhältnissen im Alter viel zu wenig und viel zu gering abgesichert werden, weil Sachleistungen viel zu hoch bewertet werden, die sie nicht aufzehren können. Daher werden wir auch für den Fall der Scheidung ein Versorgungsmodell finden müssen, damit Frauen nach der Scheidung nicht einfach zu Sozialfällen verkommen. Das haben sie nicht verdient. Die Verantwortung der Männer ist hier ohnedies einzuklagen. Wenn wir als Gesetzgeber aber nichts tun, dann wird dieses Problem noch viel, viel länger bestehen. (Beifall bei der ÖVP.)

Die ungleichen Löhne bereiten uns schon seit Jahren, ja Jahrzehnten wirklich große Probleme. Wir haben hier als ÖVP-Fraktion, und da vor allem die Frauen, einen Antrag eingebracht, der auch noch zu verhandeln ist. Ich habe mich gefreut, als ich gelesen habe, daß auch Frau Präsidentin Schmidleithner in dieser Richtung nachdenkt beziehungsweise sich unseren Vorschlägen anschließt, wie man Arbeit überhaupt bewerten kann und daß man endlich einmal dazu kommen müßte, auch in den Kollektivverträgen die Arbeitsleistung nach weiblichen Kriterien zu bewerten, weil Frauen hier vieles einbringen können, was gerade für moderne Arbeitsplätze wichtig ist. Dadurch wird die Schere doch wieder etwas mehr geschlossen.

Nichtsdestotrotz bedarf es, was die ungleiche Bezahlung auch aufgrund unterschiedlicher Lebensverläufe angeht, einer Vielfalt von Problemlösungen. Wenn wir noch vor Weihnachten, wie ich gehört habe, im Verfassungsausschuß ein Modell beraten werden, das jenen Betrieben einen Anreiz bieten soll, die Jugendliche aufnehmen, dann, meine sehr geehrten Damen in diesem Haus, muß ich sagen, ist das ein Schritt, und das gleiche muß natürlich dann auch für die Frauen kommen. Ich bin nicht für eine Umsetzung in der Form, wie sich das Frauen-Volksbegehren interpretieren läßt, sondern ich glaube, daß wir – und es gibt inzwischen viele Modelle auch im Ausland – in diese Richtung unbedingt etwas für die Frauen, aber auch für ältere Arbeitnehmer tun müssen. (Beifall bei der ÖVP.)

Bildung und Ausbildung sind Schlüsselworte. Sie sind ein wesentlicher Faktor dafür, daß Frauen zu mehr Einkommensgerechtigkeit kommen und natürlich auch zu besser bezahlten Jobs. Dennoch müssen wir feststellen – und das sagen alle, die sich mit dieser Problematik beschäftigen –, daß das Angebot für gutausgebildete Frauen oft nicht unbedingt in ihrem Lebensumfeld zu finden ist. Gerade Frauen im ländlichen Raum müssen, wenn sie gut ausgebildet sind, oft entweder auspendeln, was mit Mobilitätsproblemen verbunden ist, wenn die Verkehrsinfrastruktur nicht entsprechend ausgebaut ist, häufig müssen sie aber auch ihren angestammten Lebensplatz, ihren Wohnsitz verändern, weil es die entsprechenden Angebote eben nur in den Ballungszentren gibt.

Daher müssen wir dafür sorgen – das Gros der Arbeitsplätze ist natürlich in den Klein- und Mittelbetrieben –, daß das Angebot gerade in Grenzbereichen verbessert wird, indem sich dort auch Betriebe ansiedeln, die besser bezahlte Arbeitsplätze anbieten.

Nicht vergessen darf man – und darüber reden wir sehr wenig –, daß ein Drittel der Unternehmen von Frauen geführt werden. Es ist uns ein besonderes Anliegen, daß es den Frauen ermöglicht wird, sich selbständig zu machen. Wir sagen den Frauen aber immer wieder, daß sie sich nicht selbständig machen sollen in Bereichen, die nur sehr kurzlebig sind, Bachblüten-Beratung etwa. Tatsächlich bedarf es hier wahrscheinlich des entsprechenden Know-hows. Frauen sind ganz gut aufgehoben in den Bereichen, die dafür im Rahmen der Wirtschaft angeboten werden, nämlich nicht geschlechtsspezifisch, sondern Bereiche, in die sie die Erfahrungen der anderen mitnehmen können. Ich weiß nicht, ob in diesen speziellen Ausbildungsbereichen – das hat mir anfangs sehr gut gefallen, nur habe ich es mir jetzt etwas näher angesehen; also Frauen-Business-Centers et cetera – der Erfolg genauso groß ist wie das, was da an Geld investiert wird.


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