Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 96. Sitzung / Seite 79

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haben die Sektionsebenen erreicht, die Leiter der Beamtenkarriere erklommen. – Aber! Nur 3,7 Prozent der Vorstände, 7 Prozent der Aufsichtsräte und nicht einmal 5 Prozent der Sektionschefs sind weiblich.

Zweiter Punkt: Frauen verbinden Familie und Beruf meist so erfolgreich – Gott sei Dank! – , daß Kinder weder an Hunger und Durst leiden, daß sie durchaus erfolgreiche, glückliche Kinder sind, und Frauen reüssieren dabei auch noch im Beruf. Ihre Arbeit ist mindestens so gut wie die der Männer. – Aber! Männer beteiligen sich nur zu 10 Prozent an der zusätzlich zur Berufstätigkeit notwendigen Erziehungsarbeit, 90 Prozent davon bleibt den Frauen. Bei Paul Zulehner heißt es, daß nur 6 Prozent der Männer das Attribut erfüllen, "neue" partnerschaftliche Männer zu sein.

Dritter Punkt: Frauen nehmen Ausbildung ernst, sie bringen die besseren Zeugnisse nach Hause. – Aber! Aus Rücksicht auf Kinder stecken sie in ihren Ansprüchen zurück, verzichten etwa auf ein Drittel des Einkommens, damit ihnen Energie für Putzen, Kochen, Pflegen bleibt. Sie verzichten damit auf Einkommensteile und auf Alterssicherung. (Abg. Dr. Graf: Was tun Sie dagegen?) Hören Sie bitte zu!

Vierter Punkt: Frauen bemerken, daß beruflicher Erfolg mit Lebensfreundschaft, mit Lebensnetzwerken, Seilschaften, verbunden ist. – Aber! Männer nehmen sich Ausschließungs- und Definitionsrechte heraus und nehmen damit den Frauen Zeit zur Pflege dieser Seilschaften weg. Sie tun alles, daß Frauen sich nicht machtvoll organisieren können, um selbst definieren zu können, wie sie es wollen.

Fünfter Punkt – natürlich ließen sich auch noch viele andere anführen – : Frauen erfreuen sich im Grunde an ganzheitlichen, ausbalancierten Persönlichkeiten und haben Freude an einer entsprechenden Zusammenarbeit mit solchen Persönlichkeiten – Teamarbeit könnte das Schlagwort sein – als einem guten Verhältnis von rationaler Begründung und emotioneller Empfindung. – Aber, das sei eingestanden: Selbstgestellte Fallen und die Tücke mancher Männer lassen sie Berufe und Tätigkeiten ergreifen, die man schlechthin unter dem Helfersyndrom abhaken kann, das heißt Tätigkeiten, die mit niedriger sozialer Akzeptanz verbunden sind, bei denen die Bezahlung niedrig angesetzt ist, Tätigkeiten, die – wie es heißt – ohnedies die "natürliche" Aufgabe der Frau sind. – Soweit einige Ausschnitte aus meinem Befund.

Was haben wir zu tun? – Die Volkspartei hat immer gesagt: Die freie Wahl der Lebensmodelle ist oberstes Prinzip; unserer Vorstellung entspricht das Prinzip Partnerschaft. In fünf Punkten will ich nun sagen, was zu tun ist:

Wir haben die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, daß sich Frauen noch besser ausbilden, und zwar nicht bloß formal, sondern so, daß sie in bezug auf ihre Berufs- und Studienwahl nicht in die genannte Falle tappen. Frau Ministerin! Ich bitte Sie, im Zusammenhang mit der Initiative Berufsorientierung von Frau Ministerin Gehrer aktiv zu werden, um auf diesem Gebiet möglichst konsequent für Frauen Verbesserungen zu erreichen. (Beifall bei der ÖVP.)

Frauen müssen des weiteren noch viel stärker werden, wenn es darum geht, Ehe, Familie, Partnerschaft als herausforderndes, rational zu planendes Unternehmen zu definieren. Was müssen Sie tun? – Liebe, Eros und Leidenschaft dürfen nicht zerredet und zerquatscht werden, aber es muß unseren Mädchen und Frauen sehr wohl gesagt werden, daß die Umsetzung des Alltags, das heißt dessen, wer was einkauft und wer Geld in die Haushaltsbüchse gibt, ein anstrengendes und herausforderndes Unterfangen ist. Und wer sagt, daß darüber nicht geredet werden darf, der führt Mädchen und Frauen in die Irre! (Abg. Mag. Schweitzer: Was sagen die ÖVP-Männer?) Es gibt dazu wiederholte Aussagen. Ich sage Ihnen all das nur, damit Sie nicht in die Verlegenheit kommen, nicht zu wissen, welche Haltung die Volkspartei vertritt. (Abg. Dr. Graf: Nur weil Sie das sagen, heißt das noch nicht, daß das der Standpunkt der ÖVP ist!) Das habe ich nicht für mich in Anspruch genommen, aber ich bin eine Vertreterin der Volkspartei, daher können Sie davon ausgehen, daß das auch eine ÖVP-Position ist! (Abg. Mag. Schweitzer: Eine Minderheitsvertretung!) So wie Sie, Herr Schweitzer!

Drittens: Wissen ist Macht. Siehe oben, Punkt eins.


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