Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 96. Sitzung / Seite 91

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ziehung aller Beschäftigungen und vor allem die Einbeziehung der geringfügig Beschäftigten in die Sozial- und in die Pensionsversicherung.

Daß das notwendig war, das zeigen alle Zahlen ganz eindeutig. Wir verzeichnen ein deutliches Ansteigen der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse. So stieg die Zahl der geringfügig Beschäftigten vom März 1996 bis zum März 1997, also innerhalb eines einzigen Jahres, um 10 Prozent. Im Einzelhandel gab es nach Änderung der Ladenöffnungszeiten vom Dezember 1996 bis März 1997 ein Plus von 11,6 Prozent bei den geringfügig beschäftigten Frauen, während gleichzeitig die Zahl der arbeitslosen Frauen im Handel im Steigen begriffen ist, nämlich um plus 4,2 Prozent.

Es steht fest, daß die Frauenbeschäftigung eben wirklich die einzige finanzielle Absicherung auch im Alter ist, und sie ist vor allem deshalb so wichtig, weil wir in Zeiten eines gesellschaftlichen Wandels leben. Es ist heute nicht mehr so, daß die Ehe eine Versorgungseinrichtung ist. Das heißt, wenn jede dritte Ehe geschieden wird – in den Städten zum Teil schon jede zweite Ehe –, dann müssen wir dieser Realität Rechnung tragen, und wir müssen die Frauen darin unterstützen, daß sie, genauso wie die Männer, auch einer bezahlten Arbeit nachgehen können. Es ist ja nicht so – das hat meine Kollegin schon angesprochen –, daß die Frauen nichts arbeiten würden, sondern es geht darum, die bezahlte Arbeit, aber auch die unbezahlte Betreuungsarbeit aufzuteilen, nämlich gerecht aufzuteilen zwischen Männern und Frauen. (Beifall bei der SPÖ.)

Nun kann man unterschiedlicher Meinung sein und auch unterschiedliche Wertvorstellungen haben, aber wenn unser Herr Familienminister Bartenstein – ich kann erst heute darauf antworten – bei der Familiendebatte hergeht und uns Sozialdemokraten vorwirft, wir zwingen die Frauen in die Fabriken, dann muß ich schon fragen: In welcher Realität lebt der Herr Familienminister? Gleichzeitig lese ich am Montag im "profil", daß seine eigene Gattin Managerin eines großen Betriebes ist (Abg. Dr. Mertel: Gar Managerin!) , sich überlastet fühlt, aber ihre Arbeit machen kann, weil sie mit Haushälterin, mit Babysitterin und so weiter eben die nötige Absicherung hat. (Abg. Dr. Stippel: Das paßt nicht zusammen! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Meiner Überzeugung nach ist es daher ganz wichtig, daß wir jene Frauen, die nicht dieses Einkommen haben, jene, die auf öffentliche Kinderbetreuung angewiesen sind, unterstützen und daß wir uns wirklich dafür einsetzen, daß für diese Frauen in Zukunft etwas gemacht wird. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

17.30

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Cordula Frieser. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

17.30

Abgeordnete Mag. Cordula Frieser (ÖVP): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Budgetkapitel "Oberste Organe" gibt Gelegenheit, über unendlich viele Themen diskutieren zu können, es gibt aber auch Gelegenheit, dieses "Hohe" Haus – wie es genannt wird – und die Abgeordneten selbstkritisch zu betrachten.

Herr Kollege Wabl hat anläßlich des Dringlichen Antrages am vergangenen Freitag festgestellt, daß der Bezug für Abgeordnete, wie hoch auch immer er sein mag – ob 100 000 S, 50 000 S oder 20 000 S –, der Höhe nach vom Bürger nicht akzeptiert wird. Er hat auch festgestellt, daß wir diesbezüglich Gravierendes versäumt und übersehen haben.

Nun sind wir alle der Meinung, daß wir unendlich viel arbeiten, daß wir bereits am Dienstag unsere 35-Stunden-Woche erfüllt haben und daß wir locker von Dienstag bis Dienstag drei 35-Stunden-Wochen unterbrächten. Wir hetzen von Parteiveranstaltungen zu Bürgerinitiativen, von Protestaktionen zu Feuerwehrfesten, und wir hetzen ins Parlament, wo wir Gesetz um Gesetz produzieren. Ich werde Sie aber jetzt nicht wiederum mit der Gesetzesflut langweilen, denn ich bin inzwischen ganz großer Hoffnung, daß wir diesem Phänomen nunmehr effizient begegnen


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