Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 98. Sitzung / Seite 15

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Meine Damen und Herren! Im Budget ist eine bemerkenswerte Steigerung der Mittel für Krems vorgesehen. Krems bekommt um ungefähr 20 Prozent die Mittel aufgestockt. Das klingt im ersten Moment sehr gut, Herr Bundesminister. Sie haben gesagt, das sei deshalb der Fall, weil dort mehr Studenten sind. Ich kann momentan die Zahl nicht überprüfen, allerdings ist mir zu Ohren gekommen, daß die Kosten für Verwaltung in Krems ein so erhebliches Ausmaß am Budget einnehmen, daß eigentlich das, was den Studenten zugute kommt, unzureichend ist. Daher möchte ich da um eine Reform bitten, nämlich daß zumindest die Verwaltungsaufgaben in Krems im erforderlichen Ausmaß reduziert werden.

Nun, meine Damen und Herren, möchte ich Ihnen mitteilen, was mir vor kurzem ein österreichischer Professor, der an der Stanford University Economy lehrt, gesagt hat. Er hat mir gesagt, daß die letzten relevanten Publikationen in Ökonomie, die aus Österreich sind, aus den dreißiger Jahren stammen. Da erstarrte mein Blut zu Eis. (Abg. Dr. Lukesch: Wie alt ist der Herr?)

Herr Professor Lukesch! Ich kann es nicht beurteilen, ich habe leider kein Kamerateam dabei, wenn ich mich weiterbilde. Aber ich nehme an, daß ein Teil dieser Kritik des Herrn Professor Leube, der ein Ökonomieprofessor an der Stanford University ist, richtig ist.

Wenn ich lese, was der "trend" schreibt – wieder eine Quelle, wo ich nicht mitgetan habe –, dann muß ich sagen: Es ist erschreckend, was in Österreich passieren kann! Sie werden mir recht geben, Herr Professor Lukesch, wenn ich sage, daß die Kontroll- und Sanktionsmöglichkeit im Dienstrecht ja nur theoretischer Natur ist. Herr Höllinger vom Ministerium – Sie kennen ihn wahrscheinlich, Herr Kollege Lukesch – sagt zum Beispiel: Professoren müssen strafrechtlich verfolgt werden, damit ihre Unkündbarkeit aufgehoben wird! Es ist in dem Artikel im "trend" von einem Professor die Rede, der während seiner Tätigkeit als Professor eine 11jährige medizinische Ausbildungszeit absolviert hat, und zwar Studium und dann Turnus. Über 30 Jahre hat dieser Professor keine einzige wissenschaftlich verwendbare Arbeit geleistet. Über 30 Jahre! Also es ist nicht die Rede von einer kurzen Periode, in der er vielleicht einige Unpäßlichkeiten hatte.

Es heißt dann weiter: Es gibt Professoren, die einfliegen, um einen Tag in der Woche eigentlich ihrer Pflicht nachzugehen. Also ich halte das Verständnis, das Professoren von ihrer Pflicht an den Hochschulen haben, schon für sehr merkwürdig. Ich kann wieder nur Vergleiche ziehen mit den amerikanischen Universitäten, die ich besucht habe. Dort wird ein Professor nicht von einem Assistenten vertreten, denn das würden die Studenten nicht tolerieren. Dort wären die Studenten ganz nervös, wenn die Professoren eine Minute nach Vorlesungsbeginn nicht im Vorlesungssaal wären.

In dem Artikel vom "trend" steht des weiteren: Es gibt eine ausschweifende Laisser-faire-Stimmung, und es herrscht ein perfekter Chorgeist unter den Professoren.

Oder: Herr Felderer, den Sie, Kollege Lukesch, wahrscheinlich auch kennen, sagt: Zwei aktuelle zehnseitige Artikel in hochwertigen Qualitätsjournalen sind meist mehr wert als eine dicke veraltete Doktorarbeit.

Herr Bundesminister! Sie müssen doch diese Appelle und diese Schreie bemerken! Es stimmt an den Hochschulen nicht, es stimmt bei den Professoren nicht, es stimmt bei den Studenten nicht, es stimmt bei der Forschung nicht! Da sollten Sie, würde ich meinen, eingreifen!

Meine Damen und Herren! In Großbritannien beispielsweise – um einmal von Amerika wegzugehen – gibt es ein Ranking der wissenschaftlichen Produktivität. Wer nicht publiziert, verliert Forschungsgelder und Assistenten und muß gleichzeitig mehr administrative Tätigkeiten ausüben.

Ich sage Ihnen, meine Damen und Herren: In Stanford werden die Leute nach dreimaliger Mahnung einfach gekündigt. Dann gibt es halt diese Stelle nicht mehr. Es ist so, daß sie erst ab dem 65. Lebensjahr etwas Milde erfahren, aber vorher nicht. Also da geht es anders zu.


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