Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 98. Sitzung / Seite 16

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Meine Damen und Herren! Wenn wir haben wollen, daß unsere Studenten ordentlich ausgebildet werden, dann müssen wir ihnen die Professoren auch zur Verfügung stellen, aber nicht nur einen Tag pro Woche! (Beifall beim Liberalen Forum.)

Meine Damen und Herren! Wir haben wunderbare Professoren. (Abg. Dr. Lukesch: Gott sei Dank, daß Sie das auch sagen!) Ich war vor zwei Tagen bei der Abschiedsvorstellung von einem Professor an der Universität Wien, der Chef der Zahnklinik ist. Sein Ruf reicht so weit, daß sogar Leute aus Amerika eingeflogen sind, um ihn zu verabschieden. Wir haben hervorragende Leute. (Abg. Dr. Lukesch  – Beifall spendend –: Na also! Danke!) Ich will das nicht in Abrede stellen. Nur: Diese Leute lassen sich sicherlich auch gerne in ein Ranking, sozusagen in Disziplinierungsmaßnahmen einordnen (Abg. Dr. Lukesch: Disziplinierung nicht!), sie hätten nichts dagegen, denn sie würden damit in keinen Konflikt geraten. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Dr. Lukesch. ) Ich weiß nicht, was Sie wissenschaftlich leisten, Herr Professor Lukesch, ich will es auch gar nicht wissen, ich hoffe nur, daß Sie das Geld dafür in adäquater Höhe kassieren und nicht zuviel. (Abg. Kröll: Das war jetzt scharf daneben! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ich hoffe es nur, ich will es Ihnen nicht unterstellen, ich habe es nicht geprüft, aber ich bin überzeugt davon, daß Kollege Lukesch selber beurteilen kann, was richtig ist. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Nun möchte ich zuallerletzt noch, weil meine Redezeit bald abgelaufen ist, auf die Studenten zu sprechen kommen. Wir haben in Österreich die Situation, daß zwei Drittel der Studenten arbeiten. Dieser Anteil hat sich in letzter Zeit vervielfacht. Studenten, die arbeiten müssen, um einem Studium nachgehen zu können, haben ein anderes Anforderungsprofil an ihre Pflichten, stellen andere Anforderungen an die Vorlesungen, die sie besuchen wollen. Ich wünsche mir da mehr Flexibilität. Es sollte beispielsweise möglich sein, daß Vorlesungen desselben Inhalts, die von verschiedenen Professoren gelesen werden, zumindest einmal zu einem anderen Zeitpunkt gehalten werden als in prime time am Vormittag oder am Nachmittag, damit sie auch die arbeitenden Studenten besuchen können. (Abg. Mag. Mühlbachler: Was ist das Doppelte von zwei Dritteln? Sie sagten, der Anteil der arbeitenden Studenten habe sich vervielfacht! Was ist das Doppelte von zwei Dritteln?)

Nein! Der Anteil, der jetzt zwei Drittel erreicht hat, hat sich im Laufe der letzten Jahre vervielfacht. Aber ich bin gerne bereit, dafür zu sorgen, daß Sie einen Termin mit dem ÖH-Vorsitzenden bekommen. Er wird Ihnen das ganz genau und langsam erklären. (Abg. Dr. Puttinger: Was ist Vervielfachung von zwei Dritteln?)

Meine Damen und Herren! Wir sollten schauen, daß neue Technologien eingeführt werden, um die Möglichkeit zu haben, daß man über das Internet an den Vorlesungen und teilweise auch an Übungen teilnehmen kann. Sie schütteln alle mit dem Kopf. Wahrscheinlich haben Sie noch nie die Verwendung eines Computers in der Hochschule überlegt, meine Herren von der ÖVP. Es wäre aber höchste Zeit, daß Sie sich das überlegen. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Es bleibt die Hardware auf den österreichischen Universitäten fünf Monate ungenützt. Wir leisten es uns, fünf Monate lang keinen universitären Betrieb an den Universitäten zu haben. Das kann nicht richtig sein! Überlegen wir uns doch gemeinsam, ob es nicht sinnvoller wäre, ein System von Trimestern einzuführen, wo wir die vorhandenen Ressourcen mehr ausschöpfen können, wo wir die Labors – zum Beispiel im Sprachbereich oder im wissenschaftlichen Bereich – mehr verwenden können, wo aber auch die Assistenten und Professoren Möglichkeit zu größerer Flexibilität haben, um eine kontinuierlichere Phase in ihrer Forschungstätigkeit zu erlangen. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Aber Sie wollen keine Flexibilität, sondern Sie wollen die ganze Zeit regulieren. Das ist das Problem! (Heftiger Widerspruch bei der ÖVP. – Abg. Dr. Puttinger: Wer hat das Studiengesetz abgelehnt?)

Ja, ich habe das Studiengesetz abgelehnt! Wissen Sie, warum? Weil von Ihrer Fraktion alle Abänderungsanträge – es waren mindestens zehn –, die ich zur Deregulierung eingebracht habe, abgelehnt wurden. (Beifall beim Liberalen Forum.) Der größte Bremser in der Hochschulpolitik,


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