Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 98. Sitzung / Seite 45

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Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich abschließend noch einige eher oppositionelle Anmerkungen kurz erwidern.

Ich war ein wenig überrascht, daß Herr Abgeordneter Krüger auf die griechisch-römische Tradition der Universitäten und insbesondere des Jusstudiums hingewiesen hat. Es fehlen mir tatsächlich in der Archäologie des Studienwesens vielleicht noch entscheidende Hinweise. Ich denke, wir sollten vielmehr bedenken, daß die Universitäten, wie wir sie vor uns haben, keine griechisch-römische, sondern eher eine mittelalterliche Tradition haben. Das ändert aber nichts daran, daß man darüber nachdenken muß, ob dort, wo dem universellen Bildungsanspruch, den die Universitäten nach meiner festen Überzeugung einzulösen haben, nicht entsprochen wird, vielleicht andere praktisch orientierte Berufsausbildung angezeigt wäre.

Ich habe nie vorgeschlagen, das Jusstudium ohne weiteres auf Fachhochschulen zu verlagern. Ich habe allerdings gesagt, wenn die Universitäten anläßlich der Umsetzung des Universitätsstudiengesetzes nicht realisieren, daß das, worauf es ankommt, einerseits die Denk- und Arbeitsfähigkeit in einem spezifischen Fach ist – in diesem Fall den Rechtswissenschaften –, und andererseits zugleich ein universeller Bildungsanspruch ist, und wenn dem nicht Rechnung getragen wird, dann hat dieses Studium an der Universität nichts verloren. Dazu stehe ich auch heute noch.

Vom Herrn Abgeordneten Krüger ist auch die Akademie am Schillerplatz und die Ausbildung zum akademischen Maler angesprochen worden. Herr Abgeordneter! Daß Sie als Oppositionspolitiker den Wissenschaftsminister kritisieren, ist natürlich Ihr gutes Recht. Daß Sie aber bei der gleichen Gelegenheit als Vorsitzender des Wissenschaftsausschusses vergessen, daß es auch etwas wie Universitätsautonomie gibt, finde ich bemerkenswert.

Sie sollten zumindest zur Kenntnis nehmen, daß jene Entscheidungen, die am Schillerplatz gefallen sind, auf Basis der gegebenen und eingeräumten Universitätsautonomie gefallen sind, und zu dieser bekenne ich mich, auch wenn ich bedauere, daß die Malerei dort jetzt etwas unter Druck geraten ist. Auch ich bin der Meinung, daß die Malerei zu den Ausbildungszweigen zählt, die auf einer Akademie Platz haben müssen. Aber mit dem Schritt zu mehr Autonomie für die Hochschulen müssen wir uns dazu bekennen, daß dieser Bereich nicht mehr obrigkeitlich gestaltet werden kann, sondern nur in einem Diskurs zwischen den politisch Verantwortlichen und den Verantwortlichen an der jeweiligen Hochschule oder Universität. Auch dazu bekenne ich mich. Ich will die Autonomie jedenfalls nicht wieder aufheben, falls dies Ihr Ansinnen sein sollte.

Frau Abgeordnete Gredler! Sie haben vorgeschlagen, man sollte die Professoren härter anfassen. – Wenn Sie das anregen wollen, dann vermisse ich Ihre diesbezüglichen Gesetzesvorschläge. (Abg. Haigermoser: Keine Polemik von der Regierungsbank!) Ich bin der Meinung, daß die vorhandenen Gesetze durchaus ausreichen und daß das Vorhandensein von "Ausreißern", die auch von der Frau Abgeordneten Petrovic angesprochen worden sind, nicht beweist, daß das System krank ist. Frau Abgeordnete Petrovic! "Ausreißer" sind nun einmal nicht vermeidbar. Wir produzieren sie nicht absichtlich, wie Sie das unterstellt haben. Ich gebe aber zu, als Oppositionspolitikerin muß man das wohl so darstellen.

Ich danke Ihnen andererseits dafür, daß Sie vehement die Meinung vertreten haben, daß die soziale Durchlässigkeit beziehungsweise der Zugang für die einkommensmäßig und sozial Schwächeren zu den Universitäten tatsächlich seit den siebziger Jahren besser geworden ist. Das sehe ich auch so. Aber ich denke, der Weg, den wir in diesem Bereich immer noch zurückzulegen haben, ist noch ziemlich weit.

Wir haben ein paar sehr entschiedene Maßnahmen ergriffen, die auch Wirkung zeigen, insbesondere im Bereich der Einrichtung von Fachhochschulen. Dort finden wir wesentlich mehr vorher berufstätig Gewesene vor, dort finden wir wesentlich mehr Menschen vor, die aus den unteren Einkommens- und Sozialschichten kommen. Wir werden diesen Weg fortsetzen.

Es geht nicht darum, ob wir sagen, das ist alles umsonst gewesen, sondern es geht darum, daß dieser Weg deutlich und mit Phantasie und Sachverstand fortgesetzt werden muß, weil wir für ein offenes Bildungssystem eintreten. Wir werden die notwendigen Schritte dafür ergreifen.


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