Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 98. Sitzung / Seite 49

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oder Studiengebühren einzuheben. (Abg. Dr. Niederwieser: Das ist ein Schmarren, was er da sagt!) Aber daran werden wir Sie hindern! – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

12.02

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

12.02

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Die Zeit ist fortgeschritten, und Verkehr mischt sich mit Wissenschaft. Ich halte ein paar Positionen – nicht zuletzt aufgrund der Diskussion – für die ÖVP fest.

In der letzten Zeit ist die Diskussion darüber entstanden, ob nicht die Universitäten von "Schlacken" oder "Fakten" entleert werden müßten. Ich halte diese Diskussion und Beiträge dieser Art für nicht besonders hilfreich, weil sie insinuieren, daß schon jetzt dort Abfall und Schlacken existieren würden. Was damit bestenfalls gemeint sein kann, ist das, was der Herr Bundesminister in seinem Beitrag ausgeführt hat, daß wir in der Lehre nicht auf Fakten allein abstellen können.

Meine Damen und Herren! Fakten, die jetzt verfügbar sind, sind die Bausteine, um ins Methodensystem vorzudringen. Und wenn ich die negiere, dann negiere ich einen wichtigen Faktor, einen wichtigen Gedanken. Ich erinnere daran, daß in diesem Zusammenhang Kant – einer der stringentesten Denker – gesagt hat, daß Begriffe ohne Anschauung blind sind und Anschauung ohne Begriffe leer ist. Das heißt, ich kann nicht in die Begriffswelt, in die Systemwelt eindringen, ohne mit Fakten Anschauungen herzustellen. Ich bitte, das in der künftigen Diskussion um Universitäten und Studienpläne zu berücksichtigen.

Ich möchte weiters einige Positionen festhalten, und zwar, daß die Volkspartei ein klares Verhältnis zur Trennung von Fachhochschulen und Universitäten hat. Dies gilt insbesondere in Richtung Frau Kollegin Petrovic, die offenbar Minister Einem mit Lukesch beziehungsweise die jeweiligen Personen verwechselt hat. Die Volkspartei war immer diejenige, die klar gesagt hat, daß die Fachhochschulen ein wunderbares System sind, um auf aktuelle Wirtschaftsnachfragen fundierte, berufsspezifische, fachspezifische Antworten zu geben, und daß die Universitäten immer einem universellen Bildungsanspruch zu folgen hatten und haben. Ich bitte, hier keine Vermischung, keine Legendenbildung zu betreiben. Ich glaube auch, daß wir uns in diesem Zusammenhang eines differenzierteren Diskurses zu bedienen haben, gerade wenn es darum geht, in der Wissenschaft und in der Forschung Markierungen zu setzen.

Ich halte weiters in meinem Namen sowie im Namen der ÖVP fest, daß sie es war, daß ich es bin und war, die für differenzierte Ausbildung und ein differenziertes Bildungssystem steht. (Beifall bei der ÖVP.)

Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Das läßt sich auch gut soziologisch begründen. Die weiter ausdifferenzierte Gesellschaft kann nicht in einem vereinheitlichten System "untergebracht" oder ausgebildet werden und auch nicht vernünftig operieren. Ich halte daher fest, daß das Argument, Lehrerausbildung gehöre an die Fachhochschulen, weil es nur einen einzigen Dienstgeber gäbe, falsch ist; für falsch deshalb, weil es deshalb keinen Numerus clausus geben soll und weil man einem Absolventen eines Diplomstudiums – ob in Geschichte, Kunst, Mathematik oder Chemie – auch keinen Arbeitsplatz garantieren kann. Es wäre daher verfehlt, solch eine Garantiediskussion einzuleiten. Ich denke auch, daß wir uns nicht nur 1996 – das Jahr des lebenslangen Lernens – an diese Bedeutung erinnert und orientiert fühlen haben sollen. Das heißt, wir werden ein Lebtag lang lernen müssen und ein Lebtag lang mit Lehrenden konfrontiert sein. Daher entstehen gerade aus diesem neuen Anspruch Berufsfelder, lieber Erwin Niederwieser! (Beifall bei der ÖVP.) Wir sollten deshalb nicht unter falschen Voraussetzungen eine Strukturdiskussion führen.

Noch ein kleiner Hinweis: Stichwort: Pädagogische Akademien seien um vieles praxisgerechter. Das ist eine Schimäre. Warum? – Erstens sagt die Pädagogische Akademie, eine Schuleinrichtung, von sich selbst, es brauche eine Niveauanhebung, eine "Verschwierigung" – das sagen


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