Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 98. Sitzung / Seite 75

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wenn wir tatsächlich eine andere Bewertung der Arbeitszeiten der Lehrer, auch der Vorbereitungszeiten, auch der Zeiten, die Lehrer mit den Schülern verbringen, auch der Projektarbeiten, vornehmen würden. Wenn wir das alles – die Klassenarbeiten, die Klassenvorstandsarbeiten et cetera – hineinarbeiten würden, dann würde ein korrekteres Bild herauskommen.

Es gibt Länder, in denen das anders gerechnet wird, und es ist unverständlich – und diese Debatte wäre eigentlich im Zusammenhang mit dem Lehrerleitbild notwendig gewesen; das war auch wieder so ein "Erfolg" –, daß es hier keine Bestrebungen gibt, tatsächlich so etwas wie eine Echtzeitmessung zu machen. Das ist in allen anderen Berufsgruppen auch möglich und wird auch durchgeführt, auch im öffentlichen Dienst, bei den Postbeamten und was weiß ich noch wo, nur bei den Lehrern soll es nicht möglich sein. Selbstverständlich ist es möglich, und ich glaube, wir würden uns endlich von dieser elendiglichen Debatte darüber, daß die Lehrer nichts arbeiten, befreien können, wenn wir hier endlich die Fakten auf dem Tisch hätten.

Die Realität sieht anders aus, und wahrscheinlich wäre sie für das Unterrichtsministerium gar nicht so angenehm, weil unter Umständen eine effektive Arbeitsbelastung bei bestimmten Gruppen herauskommen könnte, die wesentlich höher ist als das, was derzeit über das Bewertungsmodell abgegolten wird.

Das ist eine Frage, die ich nicht für irrelevant halte, weil von ihr sehr viel an Motivation der Lehrer und Lehrerinnen in den Schulen abhängig ist. Mit diesen Regelungen, die Sie im Rahmen der Budgetbegleitgesetze beschlossen haben, wurde wieder der Versuch unternommen, den Lehrern mit Maturazeiten, Zeiten in der Klasse an einer Ecke etwas "herunterzuzwicken", wogegen sich die Lehrer gewehrt haben, mit Argumenten, die teilweise unberechtigt sind, teilweise aber durchaus ihre Berechtigung haben, aber es findet keine Auseinandersetzung statt. Wir könnten auf ganz anderen Grundlagen debattieren, wenn es in diesem Bereich Echtzeitmessungen geben würde. Dann würden wir auf ganz anderen Grundlagen debattieren. Das, was derzeit stattfindet, ist unerträglich, weil es das Klima in den Schulen belastet.

Frau Ministerin! Ich komme immer wieder auf das Klima in den Schulen zurück. Sie wissen das, ein gutes Klima ist die Voraussetzung dafür, daß eine Reform funktionieren kann, ist die Voraussetzung dafür, daß in den Schulen gearbeitet werden kann. Ich glaube, dieses Klima wird nicht nur durch die Sparpakete beeinträchtigt, sondern es wird auch durch die Nichtbereitschaft von seiten der Lehrergewerkschaft, auch von seiten des Ministeriums beeinträchtigt, einen Dialog mit den Schülern und Schülerinnen, mit den Lehrerinnen und Lehrern über die erklärten Reformziele zu führen.

Über die letzten Jahre könnten wir lange debattieren. Mit Ausnahme der Integration, die ich für eine sehr verunglückte Reform in der Art und Weise halte, wie sie durchgesetzt wurde, weil sie viel zuwenig von der Bereitschaft gestützt ist, diese Reform zu tragen, mit Ausnahme dieser einen Maßnahme hat sich nichts Großartiges im Schulbereich ereignet. Aber ich gestehe zu, auch wenn es ein Reformschritt ist, der mir viel zuwenig weit geht, es war ein wichtiger. Aber von welchen Mühen, von welchen Auseinandersetzungen gerade auch wieder mit der Lehrergewerkschaft war das in den letzten Jahren begleitet!

Da komme ich gleich zum nächstenThema, weil Kollege Höchtl so mutig das Noten- und Leistungssystem verteidigt hat. Herr Kollege Höchtl! Sie stehen auf einem Stand der Debatte über das Noten- und Leistungssystem in den Schulen, der veraltet ist. Tut mir leid, aber das ist der Stand von vorgestern! (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Schaffenrath.  – Abg. Dr. Höchtl: Ich teile nicht den linksgrünen Standpunkt!) Das hat nichts mit "linksgrün" zu tun, Herr Kollege Höchtl, sondern das, was Sie hier machen, indem Sie die Ziffernnote in den Himmel hochjubeln ... (Abg. Dr. Höchtl: Ich bekenne mich eindeutig zum Leistungs- und Benotungssystem! Ich bin auch für eine Ergänzung der verbalen Beurteilung!)

Herr Kollege Höchtl! Sie sollten einmal die Literatur dazu lesen, Sie sollten vielleicht auch mit Landesschulratspräsidenten, die Ihrer Fraktion angehören, etwa dem oberösterreichischen Landesschulratspräsidenten, sprechen und sich erkundigen, was es an Reformmodellen alleine im Bereich der schulischen Bewertung in Oberösterreich gibt. Dieser weiß ganz genau, daß die


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