Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 98. Sitzung / Seite 77

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allem zu viele Rollen in einer Person vereinigt. (Zwischenruf des Abg. Dr. Niederwieser. )  – Ich kann Sie akustisch nicht verstehen.

Wir brauchen daher dringend eine Debatte über die Rolle der Schulleitung und über ihr spezifisches Profil: Was soll ein Direktor, eine Direktorin in der Schule machen? Wofür ist er oder sie zuständig? Er kann nicht das alles bewältigen, und ich sehe hier derzeit große Defizite und keine Bereitschaft, auch die Schulleitungen in der einen oder anderen Richtung zu qualifizieren, hier klare Profile zu erarbeiten und Verantwortlichkeiten festzulegen, was durchaus auch heißen könnte, daß bestimmte Tätigkeitsbereiche nicht nur vom Administrator, sondern auch von anderen übernommen werden können.

Wenn die Schule tatsächlich teilautonom wird, dann wird es nicht mehr so abgehen, daß der Direktor das Mädchen für alles und gleichzeitig für nichts ist. Dann brauchen wir auch eine andere Anforderung, dann brauchen wir andere Profile für die Direktoren, dann brauchen wir auch andere Zugänge, Herr Kollege Khol, aber nicht die parteipolitischen Zugänge, die nach wie vor dominierend und ausschlaggebend dafür sind, ob jemand Direktor oder Direktorin an einer Schule wird oder nicht. (Abg. Wabl: Das mußt du aber der FPÖ sagen!) – Das gilt natürlich auch für andere. – Das ist das Problem, das wir derzeit in der Frage der Schulleitung haben. Mehr Freiraum für die Schule heißt nicht nur mehr Verantwortung und mehr Aufgaben für den Direktor, sondern heißt meiner Ansicht nach mehr Demokratie in der Schule. Die Schulgemeinschaft, der Schulgemeinschaftsausschuß muß in größerem Umfang tätig werden können, als das derzeit der Fall ist. Und es gibt, egal, ob es um die Regelung der Sechs-Tage-Woche oder der Fünf-Tage-Woche geht, Blockaden, die im System eingebaut sind und die jegliche Veränderung verhindern, die sich Eltern, Schüler oder meinetwegen auch Lehrer wünschen.

Klar ist: Man braucht an den Schulen ein Aufeinander-Zugehen. Aber was Sie in diesen Bereichen verankert haben – ich könnte Ihnen diesbezüglich noch viele andere Beispiele aufzählen –, das ist kein Versuch, die Schulgemeinschaft tatsächlich als ein verantwortliches Gremium zu installieren.

Ich komme zu einem ganz anderen Bereich, der schon angesprochen worden ist, er betrifft auch ein Hin- und Herstolpern der Schule. Ich kann mich noch gut daran erinnern, daß vor einigen Jahren – ich glaube, es war unter Unterrichtsminister Busek – die Fremdsprachenoffensive an den österreichischen Schulen propagiert wurde. Wo sind wir mit der Fremdsprachenoffensive gelandet? – Bei höheren Teilungsziffern, bei der Unmöglichkeit, Teamarbeit im Fremdsprachenunterricht zu machen. Wir sind bei höheren Klassenschülerzahlen gelandet – Kollegin Schaffenrath hat schon eine magische Zahl erwähnt. Klassen können nicht nur maximal 36 Schüler umfassen, und das sind die Eröffnungszahlen, sondern auch darüber hinausgehen.

Also wo befinden wir uns? Ich erinnere mich daran, daß wir vor gar nicht allzu vielen Jahren in der Steiermark ein Volksbegehren hatten, das niedrigere Klassenschülerzahlen verlangt hat. Dieses Volksbegehren ist auch von der Elternschaft unterstützt worden (Abg. Wabl: Ignoriert von der ÖVP!) , und es war von seiten der Eltern die Bereitschaft vorhanden, das mitzutragen, weil der Sinn dieser Maßnahme wohl verstanden wurde. Und jetzt stehen wir mehr oder weniger achselzuckend vor der Situation, daß es manchmal auch mehr als die maximal 36 erlaubten Schüler pro Klasse werden sein müssen.

Das ist inakzeptabel, und das ist auch ein Beispiel dafür, daß es in der Ausbildung der Jugendlichen nicht so weitergehen kann – das mit dem Verweis darauf, daß das nicht nur für ein paar Übergangsjahre so ist, sondern die Methode auch System hat.

Ich komme in diesem Zusammenhang auf ein Problem zu sprechen, das vor allem im Bereich der berufsbildenden Schulen tatsächlich ein großes zu sein scheint, wenn ich mir den Stellenplan für 1997/98 ansehe: Es sind die erbrachten Mehrdienstleistungen, die meiner Ansicht nach jedes vertretbare Ausmaß übersteigen. Es gibt natürlich auch in diesem Bereich gute Gründe, warum es zu diesen Mehrdienstleistungen hat kommen müssen, aber es gibt nichts, was das Anhalten dieses Zustandes über Jahre hinweg entschuldigen kann.


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