Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 98. Sitzung / Seite 78

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Wir haben im Bereich der technischen und gewerblichen Lehranstalten einen Lehrerwochenstundenaufwand von 63 000 oder 64 000 Stunden, davon sind 44 000 Stunden Mehrdienstleistungen. Wir haben im Bereich der Pädagogischen Akademien einen Lehrerwochenstundenaufwand von 6 280 Stunden, und davon sind 5 000 Stunden Mehrdienstleistungen. – Frau Ministerin, ich wünsche mir schon eine Erklärung dafür. Ich halte das für undenkbar, aber vielleicht gibt es eine Erklärung dafür.

Ein ähnliches, wenn auch nicht ganz so ausgeprägtes Bild gibt es im Bereich der Handelsakademien. Ich weiß schon, daß Sie Schwierigkeiten haben, für bestimmte technische Fächer qualifizierte Lehrende zu finden. Aber dieser Zustand über Jahre hinweg, der das Bild einer Schule prägt, zusammen mit den überfüllten Klassen, von denen ich vorher gesprochen habe, genau in diesen Bereichen scheint mir ein unhaltbarer zu sein, der auch verhindert, daß sich etwas Positives entwickeln kann in der Beziehung zwischen den Lehrenden und den Schülern. Denn weder die hohen Klassenschülerzahlen noch eine entsprechende Überlastung der Lehrenden sind geeignet, um eine intensive Beziehung zwischen den Lehrenden und den Belehrten herstellen zu können.

Eine letzte Anmerkung, weil es auch Kollegin Schaffenrath angesprochen hat, zur Rechtschreibreform – natürlich immer noch ein Dauerthema. Frau Kollegin Schaffenrath, es geht nicht um billigen Populismus (Abg. Schaffenrath: Doch!), es geht nicht darum, daß wir zu einem Stand der Rechtschreibung zurückkehren wollen, der nicht in der Lage war, die Probleme der Rechtschreibung tatsächlich klar und überzeugend zu beantworten. (Abg. Schaffenrath: Das stimmt ja gar nicht!) Ich weiß auch, daß der Duden nicht das Kriterium für die Rechtschreibung im deutschen Sprachraum sein kann, was er ja nie war. Aber gleichzeitig eine Reform zu verteidigen, die in vielen Punkten – und da nehme ich die Berichte der Rechtschreibreformkommission aus Österreich her – von den Mitgliedern dieser Kommission als unzureichend, mangelhaft, widersprüchlich qualifiziert wurde, das erscheint mir zu billig.

Wir haben jetzt das Problem, daß wir mit dieser Reform in den Schulen leben und arbeiten müssen, und ich hoffe – das würde ich mir wünschen und dazu erwarte ich auch eine Erklärung von Ihnen, Frau Minister –, daß das, was als Übergangsstadium festgeschrieben wird, nämlich daß man bis zum Jahr 2005 die Regeln der alten und der neuen Rechtschreibung miteinander kombinieren kann, als minimale Voraussetzung auch über das Jahr 2005 hinaus beibehalten wird. Ich halte es für ein Unding, daß wir nach 2005 zu einer Rechtschreibung zurückkehren sollen, die es in dieser Form als einheitliches Regelwerk nicht mehr geben wird, nicht geben kann, weil dieses einheitliche Regelwerk weder derzeit herstellbar ist noch in den letzten Jahrzehnten vor dieser Rechtschreibreform herstellbar war.

Da hat der Duden große Mühe aufgewandt, aber tatsächliches Faktum ist: In den Schulen wird die Rechtschreibung nach wie vor überbetont, unabhängig von der Rechtschreibreform, und ich würde mir auch wünschen, Frau Ministerin, daß wir in der Frage der Betonung der Rechtschreibreform für die Beurteilung von Schülerleistungen eine Maßnahme setzen, die die Rechtschreibung etwas zurücknimmt, weil es nicht sein kann, daß die Rechtschreibung nach wie vor als qualifizierendes Selektionsinstrument in den Schulen verwendet wird. Das wäre eine mutige Ansage von Ihnen, Frau Ministerin! (Beifall bei den Grünen.)

14.17

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort ist Frau Bundesministerin Gehrer gemeldet. – Bitte.

14.17

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Zuerst einige Bemerkungen zu meinen Vorrednern. Herr Kollege Schweitzer! Sie haben zahlreiche Forderungen aufgestellt, Forderungen, die gut sind – wir haben sie bereits längst in unserem Arbeitsprogramm drinnen. Und ich kann Ihnen nur sagen, Sie haben nicht registriert, daß der Zug schon abgefahren ist. Sie laufen hinter dem Zug nach! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Dr. Krammer. )


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