Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 98. Sitzung / Seite 140

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Zug, in dem Sie Lokführerin sein wollen, hat jedenfalls keinen Hauptschulwaggon angehängt. Im Gepäckwagen Ihres Zuges wird die Schattenschule des Nachhilfeunterrichts mitgeführt. In der ersten Klasse sitzen nach wie vor die roten und schwarzen Parteibuchdirektoren. (Beifall bei den Freiheitlichen.) In der zweiten Klasse sitzt, so glaube ich, ein Haufen demotivierter und durch die Pensionsreform zusätzlich gedemütigter, speziell jüngerer Kollegen. Mit in diesem Zug fahren eine bildungspolitische Nivellierung nach unten, eine unglückselige Berufsreifeprüfung, ein unerreichbarer Lernzielkatalog und ein überkommener Frontalunterricht. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Hinter Ihrem Zug, Frau Bundesministerin, laufen teuer ausgebildete Junglehrer, die überdurchschnittlich Begabten hurteln hinterher und all jene Schüler, die nach einer berufsbezogenen Ausbildung hungern. Ein Waggon hängt an Ihrem Zug dran, und der ist mit haltungsgeschädigten jungen Menschen gefüllt, womit ich bei meinem Ceterum-censeo-Thema gelandet bin, nämlich beim Schulsport.

Sie haben heute ein paar Worte zum Schulsport gefunden und uns weiszumachen versucht, daß 29 Prozent Steigerung bei den Schulsportwochen zu verzeichnen sind. Vergessen haben Sie zu erwähnen, in welchem Zeitraum das geschah. Nach meinen Informationen ist von 1992 bis 1996 diese Steigerung in erster Linie auf die Verstärkung der Sommerschulwochen zurückzuführen. Ich bitte Sie aber, der Ehrlichkeit halber uns auch die Zahlen des letzten Studienjahres vorzulegen. Vor allem der Vergleich mit dem nächsten Schuljahr wird Ihnen die Augen öffnen.

Sie rühmen sich auch damit, daß 23 Prozent der Schüler an unverbindlichen Übungen teilnehmen, davon die Hälfte an Leibesübungen. Das bedeutet, daß 11,5 Prozent unverbindliche Leibesübungen inklusive Heilgymnastik besuchen. Wenn wir die Zahlen, die uns die Arbeitsgemeinschaft für Vorsorgemedizin vor kurzer Zeit zur Verfügung gestellt hat, nämlich daß 50 bis 60 Prozent aller 8- bis 18jährigen Schüler in Österreich Haltungsschäden und Haltungsfehler aufweisen, in Relation dazu setzen, dann glaube ich schon, daß hier ein Nachholbedarf vorhanden ist.

Ich werde von Ihnen wegen meiner kritischen Wortmeldungen gegenüber dem Schulsport immer als anachronistischer Solonörgler apostrophiert. Daher bringe ich Ihnen abschließend einen Ausschnitt aus einem Artikel der "Tiroler Tageszeitung" vom Frühjahr dieses Jahres zum "Tag des Schulsportes" in Seefeld. Dort sagten die Leibeserzieher: Es zwickt nicht nur hier und dort, es zwickt überall im Schulsport – mit einem geharnischten Protest gegen den Kahlschlag an der Gesundheit, an Freude, Spaß und Erholung, ein Protest gegen den Abbau der motorischen Funktionsentwicklung und Persönlichkeitsbildung unserer Schüler. Der "Tag des Schulsportes" in Tirol war ein Aufschrei und Hilfeschrei aus 2 000 Schülerkehlen den Schulsport betreffend. – Dies ein Zitat aus Ihrem Heimatland. – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

18.14

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Krammer. – Bitte, Frau Abgeordnete.

18.15

Abgeordnete Dr. Christa Krammer (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Meine Damen und Herren! (Abg. Haigermoser: Potzblitz!) Abgeordneter Höchtl hat gesagt, einer Rede des Abgeordneten Schweitzer zuzuhören, heißt Leidensfähigkeit zu haben. Ich teile diese Auffassung des Abgeordneten Höchtl überhaupt nicht. Wenn ich sehe, daß der Schweitzer Karli auf der Rednerliste steht, dann kommt Freude bei mir auf, denn es ist ein Genuß ist, nach ihm zu reden. Er gibt mir immer "Aufgelegte", da kann ich so schön weiterpassen.

Bei ihm habe ich den Eindruck, er holt seine Rede aus der Mottenkiste, staubt sie ein bisserl ab, und dann liest er sie wieder vor. So schauen die Reden dann auch aus. Da hört man Sätze wie: Die Effizienz unseres Bildungswesens ist nicht im Steigen begriffen. – Es ist ihm überhaupt nicht bekannt, daß es ein weltweites Ranking gibt, bei dem unsere Volksschulen an erster Stelle rangieren. Wo ist er denn, der Karli? – Haltet ihn nicht unter Verschluß, wenn ich rede, er soll zuhören und soll sich das anhören. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)


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