Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 98. Sitzung / Seite 146

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18.37

Abgeordneter Dr. Michael Krüger (Freiheitliche): Herr Kollege Amon! Wenn Sie den Inhalt des Buches "Mutter Courage" kennten, dann hätten Sie wahrscheinlich diese Bezeichnung nicht auf die Frau Ministerin bezogen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Abgeordneter Amon hat davon gesprochen, daß wir Freiheitlichen wieder einmal dem Zug nachschauen. Das mag schon sein, aber ich muß Ihnen sagen: Wenn der Zug in eine falsche Richtung abfährt, dann ist es gut, daß man diesem Zug nachschaut, und in diesem Zug müssen wir Freiheitlichen nicht unbedingt sitzen, wenn er in die falsche Richtung fährt! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Herr Kollege Amon! Sie sprechen davon, daß wir dem Zug nachschauen. Das ist der Unterschied: Wir schauen manchmal dem Zug gerne nach, aber Sie schauen den Wählern nach, die Sie laufend verlieren.

Es ist aber immerhin bemerkenswert, daß der ÖVP ein Kunststück geglückt ist, das in der Zweiten Republik noch nie eingetreten ist, nämlich das Kunststück, sehr geehrte Damen und Herren von der Österreichischen Volkspartei, daß während einer laufenden Legislaturperiode ohne Neuwahlen aus einer großen Koalition eine kleine Koalition wird. Das sollte Ihnen eigentlich zu denken geben! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Kurz zur Frage des Museumsquartiers, die Kollege Morak thematisiert hat. Wir wissen, daß es jetzt den Bescheid des Bundesdenkmalamtes gibt und daß in Kürze mit dem Spatenstich zu rechnen ist. Die Euphorie allerdings, die Kollege Morak hier verbreiten will, wird in breitesten Bevölkerungskreisen, aber auch in Kreisen von Fachleuten keineswegs geteilt, sondern muß als vereinzelt dargestellt werden. So sind etwa einmal die ausführenden Architekten nicht zufrieden; das ist gar keine Frage, weil von deren Entwurf nicht mehr sehr viel übriggeblieben ist. Unzufrieden sind weiters jene, die für eine weitgehende Erhaltung der Substanz des Fischer-von-Erlach-Ensembles eingetreten sind.

Unzufrieden sind aber auch die Betroffenen selbst. Denken Sie etwa an Dieter Schrage, der alles andere als den Freiheitlichen nahesteht, Mitglied des Kuratoriums des Museums moderner Kunst, der sehr unzufrieden damit ist, daß das Museum moderner Kunst, das auch nur in einem Provisorium untergebracht wird, letztlich ins Museumsquartier übersiedeln soll und im Museumsquartier eine geringere Ausstellungsfläche zur Verfügung steht als jetzt im Provisorium.

Aber unzufrieden ist insbesondere auch, meine Damen und Herren, der Steuerzahler. Denn bevor noch überhaupt ein Ziegel des Umbaues des Museumsquartiers bewegt wird, sind bereits sage und schreibe 600 Millionen Schilling "verbraten" worden. Das heißt, die Zeche bezahlt der Steuerzahler, und es bleibt natürlich nicht bei diesen 600 Millionen Schilling, weil jetzt überhaupt erst mit der Bauausführung begonnen wird.

Auf der anderen Seite gibt es bekanntlich das Museum der "Albertina". Die "Albertina" beherbergt die größte graphische Sammlung der Welt. Hier sind einzigartige Exponate untergebracht, die aber einer breiten Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht werden können. Sie wissen, daß die "Albertina" im wesentlichen geschlossen ist. Es erscheint nicht nachvollziehbar, daß auf der einen Seite 600 Millionen Schilling an reinen Projektkosten und Vorlaufkosten beim Museumsquartier "verbraten" werden und auf der anderen Seite die "Albertina" weiterhin für die Bevölkerung unzugänglich bleibt und es aufgrund von Baumängeln weiter hineinregnet.

Meine Damen und Herren! Zur Sprache gekommen ist bereits das Bundesdenkmalamt, dessen Präsident Dr. Sailer bekanntlich in den Ruhestand tritt. Ich leite kurz zu einem Kapitel über, das normalerweise politisch eher sträflich behandelt wird, nämlich zum Kapitel des Bundesdenkmalamtes. Durch die Pensionierung des Herrn Dr. Sailer – ich glaube, mit Ende des Jahres oder mit 30. 11. 1997 tritt er in den, wie ich hoffe, wohlverdienten Ruhestand; nachdem er ein Abschiedsgeschenk in Form eines positives Denkmalbescheides für das Museumsquartier gegeben hat, tritt er in den Ruhestand – wird die Stelle neu ausgeschrieben.


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