Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 102. Sitzung / Seite 158

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worfen werden, wie diese Berufsorientierung ablaufen soll. Man könnte eine Art Koordinator des Lehrerteams bestimmen, der diese verbindliche Übung koordiniert, denn wir können das alles nicht zusätzlich den Schulleitern anhängen.

Ein letzter Punkt, Frau Bundesministerin, scheint mir am allerwichtigsten zu sein: Wir müssen Vorsorge treffen, daß unsere Lehrerinnen und Lehrer die entsprechende Ausbildung haben. Denn beim derzeitigen Stand haben unsere AHS-Lehrer und Hauptschullehrer mit Sicherheit nicht die Vorbildung, um Berufsorientierung im nötigen und erforderlichen Ausmaß durchzuführen. Nur Exkursionen und nur Lehrausgänge zu unternehmen, um die 32 Wochenstunden zu erreichen, erscheint mir etwas dürftig.

Ich erwarte mir daher, daß wir die Lehrer dabei nicht im Stich lassen, sondern rechtzeitig eine ausgiebige Fortbildungsschiene schaffen und ihnen für die erste Zeit entsprechende Handreichungen in Form von Hilfsmitteln zur Verfügung stellen. (Beifall bei der SPÖ.)

21.52

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Madl. 4 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Frau Abgeordnete.

21.52

Abgeordnete Elfriede Madl (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mich wundert nichts mehr, wenn ich den Debattenbeitrag der Frau Bundesminister höre. Frau Bundesminister! Wir befinden uns heute im Jahr 1997, aber nach Ihrer Stellungnahme könnte man glauben, Sie reden, als wäre es 1897. Wenn Sie heute behaupten, Frau Bundesminister, daß unsere Schulen alkoholfrei seien, dann gehen Sie mit geschlossenen Augen und Ohren durch die Schulen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ich glaube Ihnen schon, daß dann, wenn Ihr Besuch angekündigt wird, selbstverständlich alles paletti und zusammengeräumt und die Schule in Ordnung ist. Aber gehen Sie einmal vor der Pause hinein, gehen Sie einmal unangekündigt hinein, reden Sie mit Schülern, die fast kein Wort mehr herausbringen, so alkoholisiert sind sie. (Abg. Schwarzenberger: Nur die freiheitlichen! – Ruf bei der ÖVP: Wo ist das? – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Das spielt sich in Österreichs Schulen ab, selbstverständlich! Zu Ihren Worthülsen, Frau Bundesminister – "wir müssen unsere Kinder stärken", "wir müssen unsere Kinder drogenfrei machen" –, kann ich Ihnen nur sagen: Ja warum sind denn unsere Schulen nicht drogenfrei? (Abg. Rosemarie Bauer: Sagen Sie, wo! – Abg. Schwemlein: Wann waren Sie das letzte Mal in einer Schule?)

Waren nicht Sie es dieses Jahr, Frau Bundesminister, die zugestimmt hat, daß man die Grenzmenge von Heroin bei Dealern von 0,5 Gramm auf 5 Gramm hinaufsetzt? Haben nicht Sie im Ministerrat dieser Gesetzesvorlage zugestimmt? (Ruf bei der ÖVP: Das war nicht so! – Abg. Mag. Stadler: Aber ja!) Ach nein? – Soweit ich weiß, Frau Bundesminister, herrscht Einstimmigkeitsprinzip im Ministerrat. Dieses Ansinnen, jetzt von einer drogenfreien Zone und von höheren Strafen zu reden, nachdem Sie vier Monate davor einem Gesetz zugestimmt haben, das es einem Dealer erlaubt, 200 Nichtsüchtige innerhalb von drei Tagen süchtig an die Nadel zu bringen, und danach herzugehen und eine drogenfreie Schutzzone vor Schulen zu erlauben, das ist wirklich absolute Spitze! (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Schwemlein: Was Sie daherreden!)

Es ist ungeheuerlich, mit welcher Doppelzüngigkeit hier unserer Bevölkerung etwas vorgemacht wird. Ungeheuerlich ist so etwas! Das nächste ... (Abg. Rosemarie Bauer: Warum zeigen Sie uns das nicht? Wo ist diese Schule? – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Wenn die Frau Bundesminister eine drogenfreie Zone verlangt, dann muß es sehr viele Schulen in Österreich geben, vor denen Drogen verkauft werden, oder nicht? (Beifall bei den Freiheitlichen.)  – Wenn Ihre Bundesministerin das verlangt, dann fragen Sie sie, wo diese Schule ist. (Abg. Rosemarie Bauer: Wo ist diese Schule?) Fragen Sie die Frau Ministerin, Frau Kollegin: Sie wird es wissen, sonst hätte sie das nicht verlangt! (Abg. Dr. Khol: Welche Schule ist das? – Abg. Dr. Trinkl: Wo ist diese Schule?) Fragen Sie sie! (Abg. Dr. Trinkl: Raus mit der Wahrheit! – Abg. Rosemarie Bauer: Keine Antwort!)


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