Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 106. Sitzung / Seite 87

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Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Tourismusbericht wurde in einer neuen Form vorgelegt. – Danke vielmals, er ist lesbarer, ich kann ihn leichter durchschauen, ich kann leichter die Zahlen erfassen. Herr Bundesminister, das ist gut, aber ich glaube, eine bloße Verpackungsänderung beim Produkt Tourismus ist zuwenig. Es geht darum, sachlich die ernste, meiner Meinung nach aber keineswegs hoffnungslose Lage zu diskutieren, auf die Tatsachen einzugehen, von den Fakten zu reden und sich nicht in Schwärmereien und Phantasien zu ergehen, die in der "F"-Traumwelt weiter existieren. (Abg. Rossmann: Wir leben in der Realität, das ist der Unterschied!) Ich komme dann noch auf Ihre Ausführungen zurück.

Meine Damen und Herren! Wie aus dem Bericht hervorgeht und Tatsache ist, hat die österreichische Tourismuswirtschaft 1996 mit einem auf 179,6 Milliarden Schilling angewachsenen Umsatz das erste Mal wieder eine leichte Steigerung gehabt, das heißt, wir haben Gott sei Dank eine Trendumkehr erreicht, was aber noch nicht heißt, daß im Tourismusbereich eine Erholung eingetreten ist. Auch das möchte ich ganz klar feststellen.

Ergebnisse der Gästebefragung, die auch im Tourismusbericht enthalten sind, lassen erkennen, worauf es in Zukunft im wesentlichen ankommt. Event-Marketing, Attraktionen und Servicequalität sind jene Positionen, mit denen wir uns am meisten zu beschäftigen haben, die wir anzustreben haben. Das Geschäft mit der Freizeit und mit dem Urlaub boomt weltweit wie keine andere Branche insgesamt auf der ganzen Welt. Die Welt ist voller Erlebniskonsumenten, die erstens ihre Langeweile bekämpfen wollen, weil sie immer mehr Freizeit haben, und die zweitens umsorgt und gehätschelt sein wollen. (Abg. Böhacker: Wo fahren die alle hin?)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist unsere Aufgabe, den Unternehmern zu helfen, diese geistige Veränderung zu bewältigen. Es ist unsere Aufgabe, Bedingungen zu schaffen und nicht nur zu fordern, sondern tatsächlich Bedingungen zu schaffen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Böhacker: Warum macht ihr es nicht?) Wir haben ihnen aber auch klarzumachen, meine sehr verehrten Damen und Herren, daß es sich lohnt, Erlebnistourismus zu "produzieren" – unter Anführungszeichen. Wir müssen ihnen sagen, daß es sich lohnt, Spezial- und Inklusivangebote zu machen. Wir müssen ihnen sagen, daß die Bündelung der vorhandenen Kräfte auf Auslandsmärkten notwendig ist, daß es notwendig ist, gemeinsam Auslandsmärkte zu erschließen und gemeinsam Auslandsmärkte zu bearbeiten. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir Unternehmer wissen, daß nicht Problematisierung, sondern Problemlösung entscheidend ist, und es kann nur dann zu entsprechenden positiven Entwicklungen kommen, wenn wir eine aktive, positive Gestaltung dieses Wirtschaftszweiges auch tatsächlich wollen. Wenn wir positiv davon reden, dann wird einerseits investiert und andererseits auch in diesem Bereich konsumiert. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! In diesem Bericht ist vieles aufgezeigt, was erreicht wurde. Nur Punktationen: Mountainbiking ist gekommen – noch zu wenig; Schulungsmöglichkeiten die EU betreffend – noch zu wenig. Wir haben Möglichkeiten in der Finanzierung bei den Beteiligungsgesellschaften gefunden, wir haben die Richtlinie verändert, wir haben aus der Hoteltreuhand eine Fremdenverkehrsbank gemacht. Das sind Dinge, die positiv sind, Dinge, die man nennen sollte, und Dinge, die für uns von der Fremdenverkehrswirtschaft eine wesentliche, gravierende Bedeutung haben. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Auf der anderen Seite habe ich oft den Eindruck, daß gerade dieser Branche Prügel vor die Füße geworfen werden. Ich möchte nur drei Positionen sagen. Erstens – ich vermute ja fast, daß es gewollt ist –: Es ist ja eine Chuzpe, daß eine Mautbefreiung für die Strecke von der Grenze bis zur ersten Autobahnabfahrt, wie der Herr Bundesminister es gefordert hat, nunmehr nicht ermöglicht werden soll. Hat man denn noch immer nicht genügend Bürger, genügend Fremde, genügend Urlauber damit verärgert? Wo Schengen zumacht, da wollen wir eine neue Grenze mit Pickerl eröffnen! – Das kann doch nicht die Politik sein, die wir wollen! (Beifall bei der ÖVP.) Gibt es für die Politiker denn keinen kleinen Grenzverkehr? – Dann sollen sie sich bitte irgendwo dort aufhalten, aber nicht hier im Zentralraum von Wien.


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