Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 106. Sitzung / Seite 181

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seits will man nur das Beste produzieren, um nachher davon zu profitieren. Die Universitäten werden dort nämlich in einer sehr marktorientierten Art und Weise begriffen!

In diesem Zusammenhang habe ich eine Bitte: Koppeln Sie uns nicht ab von der wissenschaftlichen Welt der USA! Wir brauchen Englisch, Englisch und noch einmal Englisch! (Abg. Dr. Lukesch: 60 Prozent der englischen Vokabel stammen aus dem Lateinischen!) Als Mediziner müssen wir englische Artikel lesen, damit wir uns gewissenhaft fortbilden, weil wir mit den deutschsprachigen Publikationen nicht das Auslangen finden. Das halte ich für wichtig! Sie sollten die jungen Leute motivieren, daß sie mehr Englisch lernen! Das wäre tatsächlich auch ein Eingangserfordernis! (Beifall beim Liberalen Forum.)

20.15

Präsident MMag Dr. Willi Brauneder: Die nächste Wortmeldung liegt von Herrn Abgeordneten Dr. Lukesch vor. 10 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Herr Abgeordneter.

20.15

Abgeordneter Dipl.-Vw. Dr. Dieter Lukesch (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Frau Kollegin Gredler! Sie geben mir Gelegenheit, gleich auf Ihren Antrag einzugehen, später werde ich dann vielleicht auch auf die restlichen zehn Anträge eingehen. – Man könnte aus der Fülle der Anträge, die zu diesem Tagesordnungspunkt vorliegen, schließen, daß ein besonderer legistischer Eifer im universitären Bereich ausgebrochen ist. Dem ist aber nicht so. Meine Vorredner sind darauf schon eingegangen, daß es zwei Anträge von Kollegen Niederwieser und mir sowie eine Regierungsvorlage zur Anerkennung von Studientiteln und Studien gegenüber Ungarn gibt. Der Rest sind Oppositionsanträge.

Nun aber zu Ihnen, Frau Kollegin Gredler! Es gibt in der Wissenschaft – diese Theorie stammt, da bin ich mir ziemlich sicher, von Karl Popper – einen Begründungszusammenhang, einen Entstehungszusammenhang und einen Verwendungszusammenhang von Argumenten. Und ich frage mich jetzt: Warum verwenden Sie Ihren Antrag gerade jetzt, da wir das Uni-Studiengesetz reformieren und da wir die Studienkommissionen damit betrauen, neue moderne Lehrpläne einzuführen? Geht es da nicht um Ihre persönliche Abneigung gegen die klassische Altphilologie? – Ich meine: Nur darum geht es Ihnen in Wirklichkeit, auch wenn Sie davon sprechen, daß wir die Studienkommissionen evaluieren lassen sollen. "Evaluieren" ist übrigens auch ein lateinisches Vokabel, das man eigentlich nicht verstehen könnte, wenn man nicht irgendwann einmal ein bißchen Latein gelernt hätte. (Abg. Dr. Gredler: Das Wort gibt es im Englischen und Französischen auch!)

In welchem Zusammenhang ist Ihr Antrag zu sehen? Kenntnisse des Latein sind – das meine ich, daran halte ich fest und da werde ich nicht lockerlassen – ein besonderes Merkmal des überwiegenden Teils unserer österreichischen Akademiker. "Universitas" bedeutet auch irgend etwas wie "Allgemeinbildung", und dazu gehört die Kenntnis der alten Sprachen, damit werden die alte Geschichte, die europäische Geschichte, damit werden unsere Wurzeln und die Philosophie transportiert, aber auch das Sprachstrukturwissen bis hin zu den Vorkenntnissen der romanischen Sprachen, einschließlich der englischen Sprache. Darum geht es, Frau Kollegin Gredler! (Beifall bei der ÖVP.)

Zweiter Punkt: Sie haben eine Evaluierung der Vorkenntnisse durch die Studienkommissionen verlangt. – Ich weiß nicht, ob Sie sich aller Konsequenzen dieses Antrages tatsächlich bewußt sind. Ich nehme an, daß Sie das amerikanische Universitätssystem kennen, denn Sie zitierten es soeben. Dort suchen sich die Universitäten ihre Studenten selbst aus. Dort gibt es keine allgemeine Hochschulreife, die durch eine Matura bestätigt wird, sondern dort gibt es das System der Applications. Man meldet sich an, und dann werden die Voraussetzungen des Adepten der Wissenschaft darauf geprüft, ob er tatsächlich den Anforderungen dieser Universität entspricht.

Ich weiß, daß es auch Stimmen hier in unserem Land gibt, die es befürworten, daß sich die Universitäten ihre Hörer selbst aussuchen dürfen. Ich gehöre nicht dazu! Ich möchte, daß die Zielorientierung der Matura, allgemeine Hochschulreife zu garantieren und damit jedem Matu


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