Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 109. Sitzung / Seite 68

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Jetzt noch zu einigen wenigen Punkten: Dem gesundheitlichen Zustand der österreichischen Bevölkerung wird ein sehr positives Zeugnis ausgestellt. Wir haben allerdings ein Ansteigen der Erkrankungen der Augen – man müßte kritisch hinterfragen, ob das mit der fast lückenlosen Anwendung von EDV in Österreich in Zusammenhang zu bringen ist – und des Bewegungs- und Stützapparates zu verzeichnen. Ich würde mir wünschen, daß diese Erkrankungen wenigstens langfristig in den Katalog der Berufskrankheiten aufgenommen werden.

Zur Entwicklung und Weiterentwicklung der rechtlichen Grundlagen und der Ausbildung in den Gesundheitsberufen: Meine Damen und Herren! Einer dieser Gesundheitsberufe kommt auch diesmal wieder nicht in den Perspektiven vor, nämlich der Sanitätshilfsdienst, die Lagerungs- und Stützverbandstechniker. Ich weiß schon, daß sie als Operationsgehilfen laufen; als Operationsgehilfen sind sie auch rechtlich besser abgesichert. Was mir aber fehlt, ist die Absicherung zum Beispiel als Gipser.

In einem Unfallkrankenhaus werden 80 bis 100 Gipsverbände an einem Vormittag angelegt. Kein Arzt kontrolliert, wie die Gipsverbände tatsächlich angelegt wurden, die Menschen gehen so hinaus. Verantwortlich ist der Gipser! Und für diese Gruppe müssen wir auch etwas tun. Ich werde nicht müde werden, das immer wieder einzufordern, auch wenn ich positiv erwähnen möchte, daß bei den MTDs, bei den Hebammen etwas geschehen ist. Das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz, aber auch die Regelung für die Kardiotechniker können nicht hoch genug gelobt werden.

Ich habe einen Brief bekommen, in dem man mich fragt, ob das für eine so kleine Berufsgruppe wirklich notwendig ist. Ich sage: Ja, es ist notwendig, denn man kann es diesen Menschen nicht überlassen, ohne jegliche rechtliche Absicherung Herz-Lungen-Maschinen zu bedienen.

Zum österreichischen Krankenanstalten- und Großgeräteplan, zur Zusammenführung 1996 und zum jetzt zu erstellenden Ambulanzleistungsplan: Ziel ist die Bedarfsgerechtigkeit. Wenn ich durch Österreich fahre und sehe, welche Baumaßnahmen gerade bei Standardkrankenhäusern, bei denen man immer ein bißchen Angst hat, daß sie zugesperrt werden, gesetzt werden, denke ich, daß die Länder die Erfüllung der Artikel-15a-Vereinbarung nicht besonders ernst nehmen. Das müßte man hinterfragen.

Ebenfalls hinterfragen muß man folgendes: Die gesetzlichen Voraussetzungen wurden zwar geschaffen, aber auch das Ärztearbeitszeitgesetz wird meiner Meinung nach ziemlich unterlaufen.

Nun noch einige wenige Worte zum Antrag des Herrn Kollegen Dr. Pumberger betreffend "drohende Spitalslastigkeit durch neue Finanzstrukturen". In diesem Antrag wird die Umgehung der Krankenscheingebühr unterstellt, das heißt, daß sich der Patient direkt an die Spitalsambulanz wendet und daß das eine geringe Zahl an Aufenthaltstagen im Krankenhaus zur Folge hat, aber danach Patienten ins gesundheitliche Niemandsland entlassen würden.

Ich habe hier einen "Kurier"-Artikel vom 19. Februar 1998 – also noch nicht sehr alt – mit einer Graphik (die Rednerin hält einen Zeitungsausschnitt in die Höhe) : "Wiener Spitalsambulanzen. Woher die Patienten kommen: Zuweisung durch den praktischen Arzt 26 Prozent, durch den Facharzt 17 Prozent und Anschlußbehandlung nach stationärem Aufenthalt 23 Prozent." – Das sind zwei Drittel, meine Damen und Herren! Also können die Ausführungen des Kollegen Pumberger nicht zutreffen. Daß er aber die neuen Finanzstrukturen madig zu machen versucht, ist einmal mehr mißlungen.

Und überhaupt: Fast alle Parlamentarier – welcher Fraktion auch immer – haben die Segnungen des österreichischen Gesundheitssystems mehr als einmal kennen- und lobengelernt. Ich möchte dies, auch was mich betrifft, nicht leugnen. Ich bin nach meiner überstandenen Hüftoperation sehr froh über unser Gesundheitssystem. Denken wir daran – wenn hier im Parlament geschimpft wird –, daß wir es sehr eilig haben, uns gut zu versichern, damit wir aus jedem Land der Welt heimgeflogen werden können, wenn wir krank sind oder einen Unfall haben. Denn dann ist plötzlich das österreichische Gesundheitssystem das Gelbe vom Ei. Das sollten wir hier


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