Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 109. Sitzung / Seite 81

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Drittens: Wir wollen vor allem informieren und motivieren. Wir können dem Bürger nicht vorschreiben, was er zu essen hat, und darüber entscheiden, ob er raucht oder nicht raucht. Wir wollen ja nur Hilfe zur Selbsthilfe geben! Angesichts der Tatsache, daß heute 50 Prozent der 18jährigen rauchen und rund ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung raucht, ist aus der Sicht der Gesundheitspolitik meiner Ansicht nach sehr wohl Handlungsbedarf gegeben! (Beifall bei der ÖVP.)

Wenn man Umfragen ernst nimmt, dann weiß man, daß rund 25 Prozent der Bevölkerung bereit sind, etwas für die Gesundheit zu tun, und sich dafür interessieren. Weitere 50 Prozent sind zwar interessiert, tun aber noch nichts. Das heißt, wir haben die große Chance, in diesem Bereich tätig zu werden.

Der typisch österreichische Ausspruch: "Mir schmeckt’s! Sterben müssen wir alle einmal!" sollte, wie ich meine, der Vergangenheit angehören. Es ist nämlich genau diese Art von Personen, die zu mir sagen: "Herr Doktor, hätte man nicht etwas tun können?" – Die Gesundheit ist eben das höchste Gut. Gott sei Dank denken wir nicht alle täglich daran, so wie ich als Arzt täglich daran denken muß. Aber wenn wir im Begriff sind, die Gesundheit zu verlieren, dann sind wir sehr froh, daß wir eine gute Versorgung haben. Meiner Meinung nach wäre es aber noch gescheiter, wenn wir gar nicht erst krank würden.

Ziel muß es sein, gesund alt zu werden! Bei einem Durchschnittsalter von 80 Jahren bei den Frauen und 73 Jahren bei den Männern, ist das heutzutage, wie ich meine, wirklich eine Megaaufgabe!

Drei kurze Beispiele: Weil ich gerade Herrn Exminister Löschnak sehe, der sich sehr für den Sport engagiert, möchte ich als erstes Beispiel die Bewegung nennen. Es gibt kein Medikament auf der Welt, das so gut ist wie Bewegung! (Abg. Mag. Guggenberger: Bravo!) Man kann damit die Herz-Kreislauf-Mortalität senken, und neueste Studien sagen – das werden Sie nicht wissen –: Man kann damit auch das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken – die häufigste Krebserkrankung bei Frauen –, dramatisch senken!

Zweitens: Eine gesunde Ernährung mit viel Gemüse, Salat, Milch und Vollkornprodukten senkt die Herzinfarktrate um 40 Prozent und die Krebsrate um 40 Prozent, meine lieben Bauern!

Drittens: Kapitel Rauchen. 30 Prozent aller Krebserkrankungen, 11 000 Krebserkrankungen und 16 000 vorzeitige Todesfälle jährlich sind darauf zurückzuführen. Im Schnitt verliert ein Raucher acht Jahre an Lebenserwartung. (Abg. Böhacker: Das müssen Sie dem Herrn Finanzminister sagen!) Oder Brustkrebs: Über 4 000 Erkrankungen jährlich, jede zehnte Frau erkrankt. 50 Prozent der Erkrankungen wären durch Frühuntersuchungen vermeidbar.

Ich finde, wir müssen etwas tun! Frau Ministerin! Meiner Ansicht nach müssen wir auch die Sozialversicherung einbinden. Es soll nicht parallel zu einer neuen Bürokratie kommen. Ich glaube, es ist ungerecht, von neuen Interessenvertretungen zu reden. Das ist diesem jungen Gesetz gegenüber nicht fair: Ich bin zuversichtlich und höchst interessiert an seiner Umsetzung. Seitens der ÖVP bieten wir die Zusammenarbeit an, damit dieses "Pflänzchen" Prävention ein internationales Vorzeigestück wird – neben unseren schon bisher erfolgreichen Bereichen Rehabilitation, ambulante Versorgung und Spitäler, mit denen wir uns weltweit nicht verstecken müssen! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Mag. Guggenberger.  – Abg. Dr. Khol: Ein großer Erfolg für dich!)

14.54

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Frau Abgeordnete Haidlmayr, wollen Sie noch sprechen? Sie haben 10 Minuten freiwillige Redezeit. Sie beginnen jetzt mit Ihren Ausführungen und setzen sie dann später fort. Gut, danke. – Bitte, Frau Abgeordnete.

14.55

Abgeordnete Theresia Haidlmayr (Grüne): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Das Gesundheitsförderungsgesetz ist grundsätzlich, von seinem Ansatz her nicht schlecht. Aber das Problem, das das Gesundheitsförderungsgesetz mit sich bringt, ist, daß


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