Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 109. Sitzung / Seite 133

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ist, zwar immun, kann keine Polio bekommen, aber er kann den Wildvirus als Überträger aufnehmen, mit sich herumtragen und Ungeimpfte anstecken. – Das ist das Problem.

Alle Experten sagen – allen voran Universitätsdozent Dr. Johannes Möst aus Innsbruck –, daß die Umstellung auf den Totimpfstoff nur dann Sinn hat, wenn die Durchimpfungsrate angehoben und so hoch wie möglich gehalten wird. Wenn Sie jetzt die Verantwortung für die Durchimpfung und die Durchführung der Impfaktion auf die Bundesländer abschieben, keine Weisungen erteilen, wie das zu geschehen hat, daß eine möglichst hohe Durchimpfungsrate erzielt wird, und manche Bundesländer beabsichtigen, nur die Gesundheitsämter und die Chefärzte damit zu beauftragen, dann wird die Durchimpfungsrate sinken, und das Gegenteil von dem, was gefordert wird und was Ziel dieses Gesetzes ist, wird erreicht. Daher werden wir auch dieses Gesetz ablehnen. – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

18.15

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Leiner. – Bitte. (Abg. Dr. Khol: So spricht ein Raucher!)

18.15

Abgeordneter Dr. Günther Leiner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Dieses Gesundheitsförderungsgesetz war eine sehr große Tat, und ich möchte mich auch, Herr Kollege Pumberger, bei Freund Rasinger und beim Vizekanzler Schüssel recht herzlich bedanken, die es verstanden haben, alles entsprechend durchzusetzen und Initiativen zu ergreifen. Damit ist gezeigt worden, daß auch die Regierung dieser Prävention einen sehr großen Stellenwert einräumt. (Beifall bei der ÖVP.)

Es wurde in den letzten Jahrhunderten die Lebenserwartung um das Doppelte hinaufgeschraubt. Die Ursachen dafür kennen wir: Ernährung, Hygiene und Erfolg der Medizin. Vergleichen wir die Todesursachen von 1905 mit den heutigen, dann muß man sagen, 1905 waren zwei Drittel der Todesursachen Tbc, Lungenentzündung und Infektionen. Heute sind es zwei Drittel Herz-Kreislauf-Erkrankungen beziehungsweise auch Krebs. Früher war die Unterernährung das Problem, heute ist es die Überernährung. Früher war der Raubbau durch zuviel Arbeit der Grund, heute ist häufig das Konsumverhalten, das Freizeitverhalten die Ursache unserer Leiden.

Ich möchte vier Fragen stellen, die doch zu beantworten sind und die auch politisch durchsetzbar sind. Frau Ministerin! Ich möchte Sie bitten, darauf zu achten:

Erstens: Welcher Zusammenhang besteht zwischen Lebensstil und Gesundheit? – Zweitens: Welche Ursachen liegen einem gesundheitsgefährdenden Lebensstil zugrunde? – Drittens: Welche Kosten verursacht ein gesundheitsgefährdender Lebensstil? – Und viertens: Welche Möglichkeiten und Grenzen bestehen, um ein gesundheitsadäquates Verhalten des einzelnen Menschen zu erreichen?

Da gibt es Grenzen, und derer müssen wir uns auch bewußt sein. Ich möchte ganz kurz darauf hinweisen, welche gesundheitlichen Schäden den Lebensstil beeinflussen: etwa Alkohol und Tabak. Ich möchte nur darauf hinweisen, daß jene Menschen, die rauchen, zu 30 Prozent mehr an kleinen Krankheiten wie zum Beispiel Grippe oder Lungenentzündung sterben.

Der Arzneimittelmißbrauch, der Drogenmißbrauch und Aids sind eine große Problematik in unserer Zeit. Auf die politischen Konsequenzen daraus, Frau Ministerin, möchte ich schon hinweisen: Was bringt denn unser Rauchergesetz eigentlich? – Hier ist Handlungsbedarf gegeben, Frau Ministerin! (Abg. Dr. Pumberger: Nichts bringt’s!) – Gar nichts bringt es zurzeit. Da stimme ich dir zu. Überhaupt nichts!

Zweitens: Was tun wir gegen den Medikamentenmißbrauch? – Auch da sollten Schranken eingebaut werden. Wir können vielleicht doch auch Seehofer aus Deutschland als Beispiel nehmen. Drogen- und Aidsprogramme der EU haben wir nicht so eingebaut, wie wir es hätten machen können. Frau Ministerin! In diesem Bereich dürfen wir daher mehr tun, als bis jetzt


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