Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 110. Sitzung / Seite 114

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Bauer: Weil dort lauter so Geistesbutzerl sind ... ! – Abg. Mag. Firlinger: Als was waren Sie dort?)  – ich komme schon noch dazu, warten Sie ein bißchen –, Otto Mühl heute ins Hohe Haus.

Es ist kein Zufall, ist man versucht zu sagen, daß Haider und Mühl (Abg. Mag. Stadler: Warum waren Sie im Fernsehen? Wären Sie daheim geblieben!) – ja, Herr Mag. Stadler – denselben Berater haben, nämlich Herrn Sichrovsky aus Chicago (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie beim Liberalen Forum), der Lieblingsmetropole der "F".

Da schließt sich ein Kreis: Doucha im ORF auf der einen Seite und Sichrovsky und die "F" und Mühl auf der anderen Seite. Das ist doch ein klarer Bogen, darüber sind wir uns einig. (Abg. Ing. Reichhold: Was sagen Sie zu dem Kinderschänder?) – Ich habe gesagt, wir werden das zuerst kulturpolitisch analysieren. (Abg. Ing. Reichhold: Das ist eine Peinlichkeit! Reden Sie doch über die Kinderpornographie!) Gemach, gemach! (Anhaltende Zwischenrufe bei den Freiheitlichen. – Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.)

Aber natürlich müssen die Freiheitlichen Otto Mühl auch dankbar sein – können sie sich doch heute wieder einmal in einem dieser oft erprobten Kulturkämpfe behaupten. Das ist anscheinend die liebste Intervention der Freiheitlichen, wenn es um Kultur geht. Ganz offensichtlich hat Imageberater Sichrovsky seine beiden Klienten miteinander kurzgeschlossen: ein Synergieeffekt der speziellen Art, wie ihn immer nur die "F" schafft. (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP und SPÖ.) Zwischen Friedrichshof, Gomera und der Dorotheergasse haben sie alle um den kulturpolitisch relevanten Skandal gebetet, um hier im Parlament ihr Süppchen zu kochen und um ihre Geschäfte zu besorgen.

Einige klärende Worte von seiten der ÖVP:

Erstens: Nicht jeder, der im Gefängnis war, ist schon Egon Schiele. (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Zweitens: Nicht jeder, der im Burgtheater vorgibt, ein Direktor zu sein, ist frei von der Lust, sich selbst als Mittelpunkt abzufeiern – auch zum Schaden des Hauses und auch zum Schaden der Kunst. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Drittens: Nicht jeder, der eine Galerie betreibt, steht jenseits von finanziellen Überlegungen und hat nur die Kunst im Auge. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP.)

Die Bilder in der Galerie Klocker sind selbst für Otto Mühl unfertig. Hier soll möglicherweise Schund mit den Mitteln des Skandals verkauft werden – das ist die Wahrheit –, natürlich zu überhöhten Preisen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.) – Mit Ihrer Anfrage helfen Sie der Galerie Charim/Klocker, das ist evident. (Zwischenruf des Abg. Scheibner. )

Aber, meine Damen und Herren von der linken Seite des Hauses – so schnell, lieber Cap, kommst du mir nicht aus! –, freuen Sie sich nicht zu früh. Denn ich bin nicht geneigt, Sie im Zusammenhang mit der "F"-Anfrage und meiner Kritik daran, weil sie in ihrer Durchsichtigkeit so einsichtig ist, aus der Verantwortung zu entlassen. Daß es sich dabei um eine Aktion handelt, der mit Verboten nicht beizukommen ist, ist klar. Klar ist auch, daß den Vorfällen rund um Otto Mühl nur mit einer reifen gesellschaftspolitischen Diskussion beizukommen ist, wie das auch – das muß man auch sagen – in einer verantwortungsvollen Presse wunderbar abgehandelt worden ist. Das heißt aber auch für die Politiker: Wegschauen ist verboten!

Sie, Herr Bundeskanzler, haben sich in der Gestalt Ihres Staatssekretärs auf die Freiheit der Kunst, auf die Autonomie des Burgtheaters und darauf, daß Otto Mühl seine Strafe verbüßt hat, berufen. Damit, Herr Bundeskanzler, sind Sie der Themenstellung natürlich ausgewichen. Auf gut deutsch: Sie haben sich ein bißchen abgeputzt.

Das Ergebnis sieht also folgendermaßen aus: Da steht ein uneinsichtiger Straftäter auf der Bühne des Staatstheaters und läßt sich als Justizopfer bejubeln. (Abg. Dr. Khol: Das war der


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