Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 110. Sitzung / Seite 115

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Skandal!) Da darf einer seine senile Libido öffentlich durch die Erinnerung an die knackigen 14jährigen neu stimulieren. Die Opfer aber – das ist das Skandalöse, das ist die skandalöse Verzerrung, das ist auch der wahre Skandal – bleiben ausgeschlossen und können sich maximal Leserbriefe schreibend artikulieren.

Denn gerade Sie, meine Damen und Herren von der Sozialistischen Partei, stehen hier kräftig unter Zugzwang. Der Friedrichshof gehört zu den Erbschaften, die Sie von Ihren Vorgängern übernommen haben. Das sei Ihnen zugestanden. Das sind große Männer und Frauen der Sozialdemokratie gewesen: Kreisky, Blecha, Hawlicek, Kery. Davon beißt keine Maus einen Faden ab. (Abg. Kiss: Sinowatz! – Abg. Dr. Krammer – zu Abg. Kiss gewandt –: Gerade du hast es notwendig! Sei ruhig!)

Gerade Sie, Herr Bundeskanzler, haben sich verschwiegen. Das ist – das muß man auch in aller Deutlichkeit sagen – eine "Konsum"-Pleite auf kulturpolitischer Ebene.

Wie es geht, hat Frau Bundesministerin Gehrer vorbildlich vorgeführt, indem sie nicht in die Autonomie der Direktoren eingegriffen hat, aber von vornherein eine klare Stellung bezogen hat. Und das wäre notwendig gewesen. (Beifall bei der ÖVP.)

Es geht nämlich nicht, mein lieber Kollege Cap, um die Zensur. Es geht um eine klare Meinung, und zwar zu dem Zeitpunkt, zu dem das Problem anliegt. Der Psychiater Rudas hat erst gestern darauf hingewiesen, wieviel Zuwendung Opfer von sexuellem Mißbrauch benötigen, um das wieder ungeschehen zu machen, wenn es überhaupt möglich ist.

Der einzige, der heute durch diese Anfrage Zuwendung bekommen hat, heißt Otto Mühl. Ich sage Ihnen, Herr Dr. Krüger, Ihre Dringliche Anfrage stellt im Verständnis des Otto Mühl eine Streicheleinheit dar. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das ist nicht richtig! – Abg. Mag. Stadler: Jeder, der ein Schauspieler ist, ist auch ein Politiker! – Abg. Dr. Haider: Der Bundeskanzler sieht das ganz anders!)

Ich sage Ihnen, Herr Dr. Krüger, ich habe mir Ihre Anfrage ganz genau angeschaut. (Zwischenruf der Abg. Dr. Partik-Pablé. ) Ich finde in Ihren 18 Punkten keinen einzigen Punkt, der auf Hilfe für die Opfer abstellt. (Beifall bei der ÖVP, den Grünen und dem Liberalen Forum. – Abg. Scheibner: Lesen Sie es wenigstens einmal! Lesen! – Weitere Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) Sie haben von härteren Strafen gesprochen, das ist okay. Aber wo bleibt die Betreuung? Wo bleibt die Beratung? Wo bleibt die Therapie? – Das haben wir nur von der Regierungsbank gehört. Das muß man auch sagen. (Weitere Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Ich habe die "F" im Verdacht, daß die Opfer für sie nur ein Vorwand für eine billige Skandalisierung sind. Für mich stehen Sie durch diese Anfrage mit Peymann und der Galerie Klocker/Charim in einer Reihe. Peymann und die "F" sind siamesische Zwillinge. Ich frage mich heute schon: Was machen Sie, wenn es Peymann in diesem Land nicht mehr gibt? (Abg. Dr. Graf: Dann gibt es immer noch Sie! – Abg. Dr. Partik-Pablé: Hoffentlich gibt es ihn bald nicht mehr!)

Abschließend: Sagen Sie mir, wo der Peymann ist, und ich werde Ihnen sagen, wo die "F" steht. Sagen Sie mir, wo Klocker ist, und ich sage Ihnen, wessen Geschäfte die "F" heute besorgt hat. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Das ist doch ein Blödsinn!)

16.17

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Barmüller. – Bitte.

16.18

Abgeordneter Mag. Thomas Barmüller (Liberales Forum): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau Bundesministerin! Meine Herren Bundesminister! Vorweg etwas zum Fall Mühl, der der angebliche Anlaß oder der Vorwand für diese Dringliche Anfrage ist. Mich hat bei der


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