Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 110. Sitzung / Seite 136

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etwas Mieses in die Schuhe schieben. Das möchte ich Ihnen schon sagen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Wir wollten heute mit dieser Anfrage überprüfen, wie ernst es der Bundesregierung mit dem sogenannten konsequenten Kurs in der Bekämpfung des sexuellen Mißbrauches und der Gewalt gegen Kinder ist. Herr Bundesminister Michalek hat ja gesagt, die Regierung setze diesen Kurs konsequent fort. Aber gerade die Gestattung dieser Aufführung im Burgtheater läßt schon sehr bezweifeln, ob dieser Kurs wirklich so konsequent verfolgt wird, denn der Herr Mühl hat bei diesem Auftritt den sexuellen Mißbrauch bagatellisiert, er hat die Gerichte verhöhnt, und er hat auch die Gefühle der Opfer mit Füßen getreten.

Ich weiß schon – das haben wir schon hundertmal gehört –, daß der Staatssekretär und der Bundeskanzler nicht widersprechen konnten. Sie haben keine Möglichkeit gehabt, diese Vorstellung zu verhindern. Aber eines hätte der Herr Bundeskanzler schon machen können: Er hätte Zivilcourage zeigen können, meine sehr geehrten Damen und Herren. Und diese Zivilcourage hätte ihn dazu veranlaßt, seine Entrüstung zu zeigen über das, was sich hier abspielt. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Er hätte sich von diesem furchtbaren Spektakel des Herrn Mühl distanzieren können, und er hätte sich ein Beispiel an den Bundestheaterbediensteten, an den Schauspielern nehmen können. (Abg. Seidinger: Was sagt der Herr Sichrovsky dazu?) Die Schauspieler haben Zivilcourage bewiesen. Die Schauspieler haben nämlich protestiert, obwohl sie viel zu befürchten gehabt haben. Vor diesen Schauspielern, die da nicht mitgetan haben, habe ich Achtung. Der Herr Bundeskanzler hat nicht einmal in der heutigen Sitzung seine Entrüstung über dieses Spektakel ausgedrückt. Und das, glaube ich, muß man ihm schon sagen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Er war feig, der Herr Bundeskanzler! Bis heute war er feig, und das ist ganz einfach schäbig, meine sehr geehrten Damen und Herren. Er hätte sich ein Beispiel an den Schauspielern nehmen sollen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ich möchte dem Herrn Bundeskanzler einen Rat geben. Er hat heute gesagt, er werde mit der gesamten Bundesregierung gegen die Gewalt in Österreich, speziell gegen die Gewalt gegen Kinder, zu Felde ziehen. Vieles an Gewaltdarstellungen wird von der Bundesregierung subventioniert. Das haben wir hier im Parlament immer wieder diskutiert. Ich erwarte mir als allererstes im Feldzug gegen die Gewalt, daß man aufhört, jene Künstler zu subventionieren, die die Gewalt verherrlichen, insbesondere die sexuelle Gewalt. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

17.51

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundesministerin Mag. Prammer. – Bitte.

17.51

Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Verbraucherschutz Mag. Barbara Prammer: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Sexuelle Gewalt, sexueller Mißbrauch – es wurde schon gesagt – treffen in einem hohen Ausmaß Mädchen und Frauen. Sexuelle Gewalt und sexueller Mißbrauch sind Jahrhunderte alt und wurden mit vielen verschiedenen Mitteln zum Ausdruck gebracht. Ich erinnere daran: bis heute als Kriegsmittel, nur um eines zu erwähnen.

Sexuelle Gewalt und sexueller Mißbrauch wurden gerade deswegen, weil Frauen unmittelbar und unglaublich häufig damit konfrontiert waren, von Frauen thematisiert – langsam, viel zu langsam, aber es waren die Frauen. Ich behaupte daher: Wenn wir heute hier über das Thema sexuelle Gewalt und sexueller Mißbrauch diskutieren und es in die Öffentlichkeit stellen und alles dagegen unternehmen wollen, dann haben wir das sehr vielen Frauen in der Vergangenheit zu verdanken, die eben nicht weggeschaut haben und nicht den Mund gehalten haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Auf der einen Seite müßte es uns nahezu mit Zufriedenheit erfüllen, daß so vieles zuwege gebracht wurde. Ich selber kann mich noch sehr gut an Zeiten erinnern, in denen es notwendig war, Häuser zu besetzen, um Frauenhäuser, die immer wieder als Freudenhäuser bezeichnet


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