wie mein Vorredner, Kollege Trattner, mit der Frage "New Arrangements to Borrow" auseinandersetzen.
Ich bin froh darüber, daß die Debatte von FPÖ-Redner zu FPÖ-Redner professioneller geworden ist, denn der erste Redner der FPÖ, Kollege Schreiner, hat noch so getan, als ob es sich dabei um keinen Kredit handeln würde, sondern um ein Geldgeschenk. Er hat offensichtlich die Regierungsvorlage nicht präzise gelesen, sonst hätte er nämlich erkannt, daß das, was wir jetzt beschließen wollen, auf einen Beschluß des Exekutivrates vom 27. Januar 1997 zurückgeht, das heißt, aus einer Zeit stammt, als noch überhaupt keine Krisenszenarien in Südostasien absehbar waren. Daher ist diese Aufstockung des Kreditrahmens nicht als eine Antwort auf die Krise in Südostasien zu sehen, sondern als ein Ergebnis der Beratungen, wie sie im Internationalen Währungsfonds grundsätzlich geführt werden.
Kollege Trattner und ich haben gemeinsam mit anderen Kollegen die Breton-Woods-Institutionen vor kurzem besucht und versucht, mit den Experten dort die Frage, woraus der höhere Finanzierungsbedarf in Form von Kreditbereitstellung resultiert, zu diskutieren. Er resultiert in erster Linie aus dem Umstand, daß im Zuge der Liberalisierung des internationalen Kapitalverkehrs kleine offene Volkswirtschaften immer krisenanfälliger werden, was Einbrüche in die eine oder andere Richtung bedeuten kann. Österreich ist – das sei dazugesagt – neben anderen Staaten auch eine kleine offene Volkswirtschaft. Daher sind auch wir darauf angewiesen, daß es international vernünftige, stabile Rahmenbedingungen gibt und unter anderem eine Institution wie den Internationalen Währungsfonds, der im Notfall einspringen kann.
Ihren Vorschlag, Kollege Trattner, man müßte die Länderberichte anders strukturieren, halte ich für einigermaßen problematisch. Denn – wir haben das ja diskutiert –: Wenn der Währungsfonds sagt: Hände weg von diesem Land, weil dort sind die Bedingungen im mikroökonomischen Bereich besonders schlecht!, dann führt das in jedem Fall dazu, daß sich das ausländische Kapital zurückzieht, dann führt das dort in jedem Fall zu einer Krise. Und letzten Endes wird niemand die Frage beantworten können, ob es diese Krise aufgrund der Einschätzungspolitik des Internationalen Währungsfonds gegeben hat oder deshalb, weil dort die mikroökonomischen Bedingungen so schlecht waren.
Wenn man diese Frage diskutiert, dann muß man sich empirisch anschauen, was sich dort abgespielt hat. Ist in jedem Land, wo ähnlich schlechte mikroökonomische Bedingungen vorhanden waren, wie zum Beispiel in Thailand, die Krise in den letzten Monaten schlagend geworden? – Wenn wir uns den Gesamtbereich der neuen industrialisierten Länder ansehen, dann merken wir, daß es nicht in jedem Land, in dem die Bedingungen durchaus ähnlich sind wie in Thailand, sofort zu einer Krise gekommen ist. Das heißt, es muß offensichtlich außer den inneren Bedingungen noch zusätzliche marktpsychologische Gründe geben, weshalb die Krise gerade zu diesem Zeitpunkt schlagend geworden ist.
Ich nenne nur ein Beispiel: Es wurden die Daten von Südkorea angesprochen, und da gibt es natürlich die bekannte Analyse mit der großen Rolle, die die großen, privaten Konglomerate spielen; es hat die Kritik gegeben wegen zu hoher Inflation und so weiter und so fort. Aber gerade – Kollege Firlinger, passen Sie auf! – in bezug auf einzelne inkriminierte Daten hat es im letzten Quartal, bevor die Krise ausgebrochen ist, tatsächlich eine positive Veränderung gegeben. Das heißt, rein modelltheoretisch gedacht hätte die Krise in Südkorea nach der allgemeinen Annahme, wenn überhaupt, dann bereits vier Monate vorher stattfinden müssen und nicht zu dem Zeitpunkt, zu dem sie tatsächlich ausgebrochen ist.
Ich bin der Meinung, man ist in der Analyse, weshalb Krisen zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt in dieser Form auftreten, noch nicht am Punkt der Weisheit angelangt. Es gibt nur einzelne Erklärungsansätze. – Wobei ich aber dazusagen möchte, daß es wahrscheinlich überhaupt nie gelingen wird – zumindest bei dieser Form der Marktwirtschaft, in der wir uns befinden –, alle Krisenanfälligkeiten auszuschalten. Das einzige, was wir tun können, ist, zu versuchen, im Inneren eines Landes und im internationalen Finanzsystem Bedingungen zu schaffen, die das Entstehen von Krisen nach Möglichkeit verhindern, und zu versuchen, dann, wenn es eine Krise gibt, deren Auswirkungen zu lindern.