Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 122. Sitzung / Seite 25

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

notwendig ist, Maßnahmen zu setzen, um die Übernahme von Betrieben zu erleichtern, nämlich einerseits Maßnahmen im finanziellen Bereich, damit die zum Teil hohe Verschuldung bei der Übernahme nicht in der Startphase zu Schwierigkeiten führt, Maßnahmen im steuerlichen Bereich, wie die Befreiung von der Erbschaftsteuer, wenn das Betriebsvermögen nach der Übernahme im Betrieb bleibt, oder leichtere Übernahmemöglichkeiten im Hinblick auf das Anlagenrecht.

Ein Appell an den Koalitionspartner sei mir von dieser Stelle aus schon erlaubt: Wenn wir auch künftig am 1. Mai mit vielen Menschen, mit vielen Arbeitnehmern feiern wollen, dann brauchen wir nicht nur die bestehenden Betriebe, wir brauchen nicht nur die neugegründeten Betriebe, sondern wir brauchen auch die übernommenen Betriebe. Es gibt zirka 50 000 bis 70 000 Betriebe, die in den nächsten zehn Jahren zur Übernahme anstehen, davon allein 10 000 bis 12 000 in der Tourismuswirtschaft. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der richtigen und wichtigen Betriebsgründerinitiative ist unbedingt, und zwar sofort, auch eine Betriebsnachfolgerinitiative zur Seite zu stellen. Wir können ohne diese Nachfolgebörse einfach nicht mehr weiter existieren. (Beifall bei der ÖVP.)

Zurück zum Budget, meine sehr verehrten Damen und Herren. Leider ist der Finanzminister nicht da, aber ich glaube, er beginnt schön langsam sein Herz für den Tourismus zu entdecken. Bei der vorletzten Budgetrede hat er ihn nämlich noch völlig ignoriert. Diesmal hat er ihn zumindest gestreift, und wenn sich das so weiter entwickelt, dann können wir uns für das Budget im Jahre 2000 einiges – auch wenn es nur Kleinigkeiten sind – für den Tourismus erwarten. Ich denke da zum Beispiel an Initiativen, die oft vergleichsweise wenig kosten, so etwa eine pickerlfreie Fahrt bis zur ersten Autobahnabfahrt. Ich denke da an eine Pauschalierung für kleine Gastwirte bis zu einem Umfang von 5 Millionen Schilling, ich denke an eine Eigenkapitalstärkung durch die Abzugsfähigkeit von Eigenkapitalzinsen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wie eine Faust aufs Aug’ wirkt es, wenn der vorgesehene Haftungsrahmen für die Restrukturierung und die Finanzierung von Qualitätsinvestitionen in die Infrastruktur für den Tourismus nicht freigegeben wird. Wir sollten nämlich bedenken – und Kollege Peter hat auch schon darauf hingewiesen –, daß 90 Prozent in der Region bleiben, daß 90 Prozent im örtlichen, im regionalen Bereich bleiben und auch die inländischen Arbeitsplätze dadurch gefördert und gesichert werden.

Sehr geehrter Herr Wirtschaftsminister! Ich bitte Sie und den Herrn Finanzminister inständig, Ihre Zurückhaltung, Ihr etwas vornehmes Zögern aufzugeben und da gewaltig einzusteigen. Ich glaube, es ist ein Gesamtinteresse der Wirtschaft und ein besonderes Interesse des Tourismus vorhanden. Wir können eine Branche, die jedes Jahr mehr Lehrlinge ausbildet, die insgesamt 500 000 Leute beschäftigt, die 150 Milliarden Schilling zur Abdeckung des Handelsbilanzdefizites erwirtschaftet, nicht im Stich lassen.

Meine Bitte an Sie, Herr Minister: Unternehmen wir alles, um in diese Richtung weiterzugehen!

Keine Budgetdebatte ohne einige Worte zur "Österreich Werbung". Immerhin wird für die "Österreich Werbung" der größte Teil der Budgetmittel im Bereich der Wirtschaftsförderung aufgewendet. Einsparungspotentiale wurden genützt, sodaß wir nunmehr 55 Prozent des Budgets für die direkte Werbung verwenden und ausgeben können. Ich fordere aber die Vertreter der "Österreich Werbung" nun auf, Österreich echt zu verkaufen. Nützen wir doch endlich alle Formen des Direktmarketings! Ran an den Kunden! heißt die Devise, denn der Kunde will ja umworben werden, der Kunde will überzeugt werden von der Qualität, und der Kunde will auch persönlich angesprochen werden.

Mehr Mensch statt Material! Die Zeit des Prospektverteilens und der Inserate ist meiner Ansicht nach vorbei. Mir liegt ein aktuelles Beispiel aus den Rocky Mountains vor. Dort sind in den letzten Jahren sage und schreibe 100 000 Gästebetten neu entstanden, und diese werden nur durch professionelles Verkaufen voll ausgelastet.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite