Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 122. Sitzung / Seite 61

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(Abg. Dr. Gredler: Wo ist der Einem?) Tatsächlich, er will seinen Dienst verrichten, aber woanders, und er muß bitte vom Dienst "freigestellt" werden, um Dienst tun zu dürfen. Aber wir wollen es mit den Termini technici nicht so genau nehmen.

Was hat der Betreffende also zu tun? – Er hat einen zweifachen Antrag zu stellen. Das ist schon einmal eine "Verwaltungserleichterung", es könnte ja auch dreifach oder mehr sein. (Abg. Dr. Gredler: Wo ist der Minister?)  – Entschuldigen Sie, mir ist wichtig, wenn Sie zuhören. (Heiterkeit und Beifall bei den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Dieser Antrag betreffend Dienstfreistellung geht zuerst an den Dienstvorgesetzten. Vom Dienstvorgesetzten geht dieser Antrag, nachdem er natürlich geprüft worden ist, an den Institutsvorstand. Vom Institutsvorstand, der natürlich auch prüft oder prüfen läßt, geht er an das Dekanat. Vom Dekanat geht er an die Universitätsdirektion, von der Universitätsdirektion an den Personalreferenten, der beispielsweise auch gewissenhaft prüft, ob der Antrag auf Dienstfreistellung auf einen Tag die Dauer von 30 Tagen nicht überschreitet. Vom Personalreferenten geht dieser Antrag dann weiter zum Leiter der Personalabteilung. Der Leiter der Personalabteilung handelt in Vertretung des Rektors. Der Rektor seinerseits würde allerdings wieder nicht für sich handeln, sondern – wortwörtlich! – "namens des Bundesministers für Wissenschaft und Verkehr", den ich jetzt gerne fragen würde – wäre er da –, ob er Überprüfungen von derartigen Anliegen in Denkpausen über die Länge oder Höhe des Semmering-Basistunnels trifft.

Derselbe Antrag geht natürlich wieder denselben Weg zurück. – Dabei habe ich noch gar nicht mitgezählt, wie oft er irgendwo vidiert wird. Es wird beispielsweise nochmals überprüft, ob ein Antrag auf einen Tag die Dauer von 30 Tagen nicht übersteigt.

Es wurde eine Lehrbeauftragung "neuen Stils" beschlossen. Diese Lehrbeauftragung neuen Stils ist sozusagen im Sinne einer Konzentration finanzieller Mittel losgetreten worden und wohl auch in der Hoffnung, sich etwas zu ersparen, denn – um vorsichtige Worte zu gebrauchen – es gab Lehrbeauftragungen "alten Stils", die nicht immer ganz sachlich vom Bedarf her gerechtfertigt waren, vielleicht eher vom Bedürfnis des betroffenen Lehrbeauftragten her, aber nicht sosehr vom Bedarf. – Das ist nur eine Hypothese, keine Feststellung gewesen.

Ich wurde aber über eine schriftliche Anfrage belehrt, es handle sich bei der neuen Beauftragung gar nicht um etwas, was Geld strukturieren sollte, sondern um eine Strukturreform. Eine Strukturreform war geplant – und die könne natürlich auch mehr Geld kosten als zuvor!

Wie sieht diese Strukturreform nun aus? – Sie sieht so aus, daß die Habilitation – sozusagen die Meisterprüfung – in vielen Fällen entwertet worden ist. Es kann sein – und es ist in vielen Fällen so! –, daß schon drittsemestrige Assistenten mit selbständiger Lehre beauftragt werden. Dabei gibt es sogar Habilitierte, die vorsichtig sagen, sie wollen nur diesen und jenen Gegenstand lehren, weil sie das ganze Fach noch nicht von der Praxis her abdecken können. Da steht nun ein Drittsemestriger dort, der sich vielleicht noch weiter fortbilden möchte, der vielleicht seine Dissertation schreiben möchte – ich korrigiere mich: da steht eine Drittsemestrige, die noch ihre Dissertation schreiben möchte; das betrifft ja nicht nur männliche Assistenten –, und diese sind verpflichtet zu lehren.

Ich habe den Verdacht, daß sich die Universität im Einklang mit nicht erfolgenden Berufungen zu einer "Universität neuen Stils" entwickelt – nicht unbedingt der besten –, zu einer Ansammlung von sogenannten Senior Lecturers, die nicht sosehr aufgrund der eigenen Forschung unterrichten und Forschung in die Lehre einbringen, sondern sie unterrichten sozusagen anhand von Xerokopien, die sie den Studierenden vorlesen. Aber mir ist natürlich vollkommen bewußt, daß es da auch positive Ausnahmen gibt.

In diesem Zusammenhang sehe ich auch den Wunsch, diese Idee, nach einem Abbau von Hierarchien an den Universitäten. Abbau von Hierarchien heißt allerdings praktisch Abbau – oder sagen wir einmal so: Nivellierung zwischen qualifiziertem Personal und weniger qualifiziertem Personal. (Demonstrativer Beifall der Abg. Dr. Gredler. ) Das heißt beispielsweise, daß der Grundsatz, der ansonsten als so wichtig gilt – wie das im Volksmund so schön heißt: "seit Alters


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