Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 122. Sitzung / Seite 62

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her" –, nämlich learning by doing, auf den Universitäten nicht stattfinden soll. Das heißt, daß das Anleiten eines Assistenten durch ein Mittätigsein neben dem Professor offenbar ersetzt, nivelliert werden soll, und zwar unter dem Titel "Abbau der Hierarchie".

Abbau der Hierarchie: Stellen Sie sich das bitte etwa in einem Ministerium vor: Alle Beamten verrichten die gleiche Tätigkeit: Jener, der seit gestern eingestellt ist, wird genauso beschäftigt wie jener, der – ich will jetzt nicht sagen "direkt vor dem Ruhestand steht", denn da gibt es vielleicht doch einen Unterschied –, sagen wir, "in der Reife seiner Jahre" dort seine/ihre Tätigkeit verrichtet.

Ich will es jetzt noch einmal auf den Punkt bringen: Learning by doing ist etwas, was als etwas Tolles und tatsächlich auch als etwas Positives gilt; Erfahrungen in der Praxis können gesammelt werden. Ich finde, daß das auch auf den Universitäten ein Modell ist, das sich gut bewährt hat. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Die Folge dieses möglichen Niveauverlustes unserer Hohen Schulen ... (Zwischenruf des Abg. Mag. Posch. ) Selbstverständlich, Herr Kollege. Reisekostenanträge zeigen zur Genüge, daß wir auch zu Tagungen fahren und uns weiterbilden, Konferenzen zeigen zur Genüge, daß wir das tun. Ein simpler Blick in Autorenkataloge, worauf ich noch zu sprechen komme, zeigt just auch dies.

Dieser drohende Verlust des Niveaus kann belegt werden. Ich will das für einen ÖVP-Abgeordneten nicht mit einem Beispiel meiner Fakultät machen, um mir nicht wieder den Ruf einzuhandeln, ich sei hier von meiner Fakultät vorgeschickt. Das ist nie der Fall gewesen; das sei nur so zwischendurch bemerkt. Ich nehme zwei andere Fakultäten der Universität Klagenfurt.

Von beiden Dekanen hat mich – und vermutlich nicht nur mich – ein Schreiben erreicht, in dem sie Besorgnis darüber ausdrücken, daß aus dem Ausland Berufungen nach Österreich in zunehmendem Maße nicht angenommen werden, und zwar unter anderem mit dem Argument: Naturgemäß müßten diese in mittlerem Lebensalter stehenden zu Berufenden erhebliche bis unzumutbare Verschlechterungen und Unsicherheit in Kauf nehmen, wenn sie einem Ruf nach Österreich folgen. – Die Klagenfurter Kollegen – und andere werden mir da sicher auch zustimmen – sagen daher ganz berechtigt: Gerade Österreich als geographisch – das betone ich jetzt – kleines Land ist auf Berufungen aus dem Ausland in besonderer Weise angewiesen.

Meine Damen und Herren! Trotz Gesetz und Mitbestimmung haben wir eine ganze Fülle von Kritik. Wir haben kurioserweise Kritik zum Teil auch von Gruppen, die bei der Gruppenuniversität mitbestimmen. Wenn Sie glauben, ich meine jetzt die Studenten, so ist das nicht der Fall. Ich meine die Professoren und Assistenten, von denen die Kritik kommt. Und, Herr Kollege Lukesch, es gibt auch Kritik im Hause – ich weiß nicht, ob ich Sie anspreche, ich glaube es aber fast –, denn Sie beschließen hier eine dienstrechtsrelevante Änderung, und fünf Minuten darauf fassen Sie einen Entschließungsantrag, wonach ein neues Dienstrecht geschaffen werden soll, weil das bisherige offenbar nichts taugt.

Kritik gibt es immer wieder auch auf der Basis des OECD-Berichtes, und dazu möchte ich eines einmal mit aller Deutlichkeit festhalten – offenbar verstehe ich da etwas nicht –: Wie kann es sein, daß wir auf der einen Seite Akademikerarbeitslosigkeit haben, daß wir aber auf der anderen Seite hie und da diesem eben ganz anders angelegten OECD-Bericht in der Argumentation folgen, daß wir, bezogen auf den europäischen Durchschnitt, zuwenig Akademiker hätten? Es ist schon einmal gesagt worden: Woanders werden die diplomierten Krankenschwestern mitgezählt und die diplomierten – wie ist jetzt bloß die männliche Form von Krankenschwester? (Rufe von mehreren Seiten: Krankenpfleger!)  – Krankenpfleger; danke. Würden wir dies auch tun, dann würden wir wahrscheinlich ohnedies besser dastehen.

Letztendlich noch etwas zur Kritik. Kurios ist, wenn Kontrolle von Gruppen verlangt wird, die Mitbestimmung ausüben. Und da, muß ich sagen, kommen wir in Bereiche, die unkontrollierbar sind und die mich ein bißchen an das Kirchen-Volksbegehren erinnern. Da gibt es Kritiken aus dem Kreise der Studentenschaft, die mich deswegen an das Kirchen-Volksbegehren erinnern,


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