Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 122. Sitzung / Seite 75

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

An den österreichischen Universitäten sind überlange Studienzeiten, hohe Drop-out-Quoten und eine schlechte Infrastruktur zu konstatieren. Sehr geehrter Herr früherer Bildungssprecher der SPÖ! "Schnee von gestern!" Die Aktualität – da gebe ich Ihnen recht – ist jetzt nicht mehr in diesem Ausmaß gegeben, aber die Aktualität ist trotzdem und noch immer gegeben, solange sich der Herr Bundesminister nicht vom Einsatz eines Spitzelwesens distanziert. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Herr Bundesminister! So unterschiedlich liegen wir aber nicht in unserer Analyse des österreichischen Hochschulsystems. Wir müssen aber auch nach anderen Lösungen suchen, als derartige Gedanken einer Bespitzelung der Professoren zu hegen. Und da stellt sich naturgemäß auch die Frage, ob man nicht die verfassungsgesetzlich begründete Monopolstellung des Bundes für das Universitätssystem in Frage stellen oder zumindest diskutieren sollte. Was meine ich damit? – Ich meine damit, daß neben dem gesamten Bereich der öffentlichen Universitäten auch die Einrichtung privater Universitäten zugelassen werden sollte. Erst wenn es diesbezüglich ein Zusammenspiel im Sinne einer gesunden Konkurrenz gibt, wird es auch im öffentlichen Bildungssektor, im öffentlichen Universitätssektor zu einer Anhebung der Qualität kommen. Das ist überhaupt keine Frage: Wenn zwei Bildungseinrichtungen im Wettbewerb stehen, dann wird sich automatisch das Bildungsangebot der öffentlichen Universitäten, auch der Einsatz des Hochschulpersonals in Richtung größerer Effizienz verstärken.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin dafür, daß man behutsam, aber doch von der Überlegung eines bloßen Zweisäulenmodells im österreichischen Universitätswesen abgeht. Zweisäulenmodell heißt Lehre und Forschung. Wir müssen uns à la longue, wenn wir im europäischen und weltweiten Standard konkurrenzfähig bleiben wollen, zu einem Dreisäulenmodell hinbewegen, nämlich zu einer Aufnahme einer dritten Säule der Dienstleistung. Nur wenn diese dritte Säule der Dienstleistung mit den ersten beiden Säulen der Lehre und Forschung in Einklang gebracht werden kann, wird das österreichische Universitätswesen Studenten hervorbringen, die in der Praxis dem hohen Leistungsstandard international gewachsen sind. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Aus diesem Grund hat sich auch meine Fraktion dazu entschlossen, einen unselbständigen Entschließungsantrag einzubringen, der unter anderem eine Änderung der gesetzlichen Grundlagen in Richtung Errichtung einer dritten Säule und Zulassung privater Universitäten zum Gegenstand hat.

Es geht allerdings auch darum, daß man die öffentlichen Universitäten endlich einmal in die Autonomie entlassen sollte, denn es ist da und dort noch immer lediglich eine Scheinautonomie zu konstatieren.

Es ist auch zu hinterfragen, ob es nicht für Universitäten Stiftungen geben soll, ob nicht das Instrumentarium der Stiftungen geeignet ist, höhere Effizienz hervorzubringen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, wir sollten uns hier nicht in Verächtlichmachungen flüchten, denn das hieße, sich mit der Krise der österreichischen Universitäten nicht auseinandersetzen zu wollen. Das will ich Ihnen nicht unterstellen. Wenn es Ihnen also wirklich Ernst ist mit einer Weiterentwicklung des österreichischen Hochschulwesens, dann stimmen Sie auch in den Ausschüssen der Errichtung einer dritten Säule, der Zulassung privater Universitäten zu. Gehen wir alle daran, diese dritte Säule zum Wohle unserer Jugend, zum Wohle der Studenten und zum Wohle auch der österreichischen Wirtschaft zu ermöglichen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

13.56

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Weiters zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. Eine freiwillige Redezeitbeschränkung von 4 Minuten wird angezeigt. – Bitte, Frau Abgeordnete.

13.56

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Kurz zu den Ausführungen meines Vorredners: Ich bin schon sehr verwundert, wie wenig Sie


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite