Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 122. Sitzung / Seite 86

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Wir können es uns nicht mehr leisten, daß wir uns mit solch wissenschaftlichen Institutionen von der Praxis zu weit entfernen, sondern wir müssen dieses Wissen verwertbar machen, und zwar in den praktischen Begebenheiten der postgradualen Fortbildung. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich darf noch einmal darauf hinweisen, daß man neugegründete Bildungsinstitutionen, die einen wichtigen Bildungsauftrag erfüllen, nicht einfach den Hungertod sterben lassen sollte, sondern sie sollten gestärkt und bestmöglich unterstützt werden. (Ruf bei den Freiheitlichen: Aber nicht künstlich ernährt!) Vorübergehend muß man sie vielleicht einmal künstlich ernähren.

Zweitens: Ich darf auf die Notwendigkeit der wissenschaftlichen Forschung im Bereich der Gentechnik hinweisen. Ich bin froh darüber, daß das Wissenschaftsministerium – spät, aber doch! – das auch erkannt und letzten Endes die Vernunft über die Angstpolitik gesiegt hat. (Beifall bei der ÖVP.)

Durch die wissenschaftliche Forschung im Rahmen der Gentechnik werden uns unendliche Möglichkeiten – ich weise nur auf die Medizin hin – eröffnet. In diesem Zusammenhang möchte ich nur, weil ich auch in diesem Bereich tätig bin, auf Erythropoietin hinweisen, das gentechnologisch hergestellt wird. Es ist ein Hormon der Nebennierenrinde und ermöglicht, daß im Knochenmark die entsprechenden Blutkörperchen gebildet werden. Früher mußten entsprechende Blutkonserven verabreicht werden, jetzt ist diese Möglichkeit gegeben.

Die Bio- und Gentechnologie ist aber auch für den Arbeitsplatzstandort Österreich eine wichtige wissenschaftliche Forschungsgrundlage. Durch die Forschung werden neue Arbeitsplätze geschaffen. 5 000 hochqualifizierte Arbeitsplätze sind in Österreich bereits geschaffen worden, 50 000 wären durchaus möglich.

Die ÖVP hat die im Rahmen des Gentechnik-Volksbegehrens geäußerten Sorgen der Menschen ernst genommen und hat sich für einen Ausgleich ethischer, ökologischer, wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Interessen eingesetzt. Ein hochentwickeltes Land wie Österreich kann im internationalen Vergleich gegenüber den Billiglohnländern nur bestehen, wenn es im Technologiebereich überdurchschnittliche Leistungen erbringt und in der Entwicklung nicht zurückfällt. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

14.47

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Nächste Wortmeldung: Herr Abgeordneter Dr. Grollitsch. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 6 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

14.47

Abgeordneter Mag. Dr. Udo Grollitsch (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr verehrten Damen und Herren! "Ministerium ohne Minister" titelte "Die Presse" vor kurzem und schrieb: Die Universitäten fühlen sich verlassen, sie spüren keine Uni-Politik, sie vermissen eine zielstrebige Wissenschaftspolitik. Der Minister fehlt, schreibt Herr Erich Witzmann. In seinen eigenen Reihen, der SPÖ, wird man den Vorwurf der Abstinenz des Wissenschaftsministers vehement abstreiten. In der Partei ist Einem sehr wohl präsent, er spricht bei Bezirksveranstaltungen und Zukunftsforen, redet bei Programmtagen, Klubklausuren et cetera.

Universitäten und Forschung brauchen einen Minister, der anpackt und sich nicht in nebulosen Gedankenspielereien verliert. Studenten und Forscher benötigen einen Ansprechpartner. – Soweit "Die Presse" und Herr Erich Witzmann.

Herr Bundesminister! In der Tat: Sie kommen mir wie ein unroutinierter Kutscher vor, der die Zügel aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen verlängern muß und dann die Pferde nicht mehr zu lenken vermag. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Kräuter: So ein Blödsinn!)

Die Taktik, darauf zu setzen, Herr Bundesminister, daß die Pferde nachgeben, wenn man sie nicht ausreichend füttert, ist durchschaubar, aber auch fatal. (Abg. Mag. Posch: Sie sind ja ein Dichter!) Die Universitäten lassen sich einfach nicht mit herkömmlichen Mitteln des Hineinreglementierens, Hineinpolitisierens, Hineinregierens in einer zeitgemäßen Form organisieren.


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