Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 122. Sitzung / Seite 121

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Verfügung stehen. Da knüpfe ich schon noch einmal an das an, was Herr Kollege Schweitzer gesagt hat. Wenn Sie ein leistungsorientiertes Belohnungssystem in irgendeiner Form wollen, und wir unterstützen Sie, dann ist die Basis dafür eine klare Arbeitsplatzbeschreibung. Dann ist es Aufgabe der obersten Dienstgeberin von Lehrern und Lehrerinnen, ein ganz klares Anforderungsprofil festzulegen.

Sie haben in der Presse gesagt, das gehe nicht so von heute auf morgen. Das sollten Sie schon noch einmal überdenken. Dieses Versäumnis sollten Sie raschest beheben. Ich nehme doch an, daß auch Sie die Briefe gelesen haben, die uns allen zugegangen sind. Wenn ich diese Briefe lese, dann bin ich erschüttert darüber, welch unterschiedliche Auffassungen es innerhalb der Kollegenschaft gibt, was denn nun Aufgabe eines Lehrers oder einer Lehrerin sei.

Ich will das gar nicht bewerten. Da beklagen sich Kolleginnen und Kollegen, daß das Frühwarnsystem mit der vermehrten Beratungstätigkeit eine unbezahlte freiwillige Tätigkeit wäre, daß Material kopieren, Folien erstellen, Schularbeiten vorbereiten eine freiwillige, unbezahlte Tätigkeit wäre, daß die Mitwirkung an der Schulgemeinschaft eine freiwillige, unbezahlte Tätigkeit wäre. Ich bewerte das nicht. Aber auf der anderen Seite gibt es genügend Kollegen – und die haben meine Unterstützung –, die durchaus konstruktive Vorschläge bringen, die meiner Meinung nach durchaus verständlich erklären, daß ein Euro-Projekt, ein länderübgreifendes Projekt nicht zu den Standardleistungen eines Lehrers gehören kann und daß insbesondere auch jene Kolleginnen und Kollegen, die sich so sehr mit EDV beschäftigen, mit neuer Software, mit der Einschulung von Kolleginnen und Kollegen, mit den ihnen jetzt zugestandenen Werteeinheiten nicht auskommen können. In diesem Falle wäre eine Extrabezahlung jedenfalls wünschenswert.

Erst dann, wenn wir klare Anforderungen haben, Frau Ministerin – und ich hoffe, wir haben sie rasch –, können wir über ein Belohnungssystem reden, erst dann, wenn wir auch eine funktionierende Schulaufsicht haben, wenn wir eine Schulaufsicht haben, die sicherstellt, wann Standardleistungen, Grundleistungen eines Lehrers, einer Lehrerin auch tatsächlich erbracht werden.

Frau Ministerin! Durch die stippvisitenartigen Besuche von Landesschulinspektoren, die noch dazu nicht so häufig sind, wie sie sein sollten, weil diese Inspektoren während des Tages anderen Beschäftigungen nachgehen, wird wohl diese Leistung nicht festgestellt werden können. Da ist eine umfassende Reform notwendig.

Noch ein Punkt, Herr Kollege Schweitzer – auch wenn Sie vom Kollegen Höchtl als nicht kompetent erachtet wurden (Abg. Dr. Höchtl: In dieser Frage!)  –, wo ich Ihnen recht geben muß. Die Frau Ministerin hat in der Vergangenheit sehr viel über neue Methoden und neue Inhalte gesprochen. Herr Kollege Höchtl! Sie haben gesagt: Wie großartig, wir werden innerhalb der nächsten Jahre an jeder Schule einen PC und Zugang zum Internet haben! Herr Kollege Höchtl, Sie wissen, wir haben einen überalterten Lehrkörper, der wurde in Mediendidaktik noch dahin gehend ausgebildet, wie man Tafeln löscht (Heiterkeit), weil das das einzige Unterrichtsmedium war. Wenn wir keine kompetente Lehrerschaft haben, dann haben wir zwar PCs und Internetzugang, aber dann werden neue Medien nicht zu einem selbstverständlichen Bestandteil des Unterrichts werden und dann müssen wir auch bei den Schülerinnen und Schülern auf möglichst frühzeitige Kompetenz setzen. Das muß vielleicht schon in der Volksschule beginnen, beim Kennenlernen von Tastaturen. Nur mit dem Installieren von Geräten allein, Herr Kollege Höchtl, haben Sie der Schule, was die neuen Medien betrifft, noch keinen guten Dienst erwiesen. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Noch etwas, Herr Kollege Höchtl: Ich war gemeinsam mit der Frau Ministerin an einer HTL, an einer der größten hier in Wien, und da beklagen junge Menschen, daß ihnen der EDV-Unterricht gestrichen wird, daß das Angebot eingeschränkt wird. Und was mich besonders betroffen gemacht hat: Das sind 16-, 17jährige Menschen, die 39 Stunden Unterricht haben, und die fordern mehr Unterricht ein, Herr Kollege Höchtl, mehr Stunden, weil sie ein verbreitertes Angebot wollen, weil sie EDV wollen, weil sie politische Bildung wollen!


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