Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 122. Sitzung / Seite 122

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Das ist für mich ein Alarmsignal, weil es mir zeigt, daß neue Lernformen und neue Methoden an unseren Schulen noch nicht gegriffen haben, daß viele unserer Lehrerkollegen noch nicht wissen, was das denn heißt: exemplarisch lehren, weil sie einen Lehrplan nicht analysieren können, weil sie das vielleicht schon vergessen haben oder nicht auf dem neuesten Stand sind, und weil das eine sehr aufwendige Aufgabe ist. Solange das die Kollegenschaft nicht kann und wir in der Aus- und Fortbildung hier keine Schwerpunkte setzen, werden Schüler und Schülerinnen nach wie vor das Gefühl haben, daß sie alle Fakten auswendig können müssen und daß Lernen heißt, etwas auswendig herzusagen. Sie befinden sich wirklich in einer schlechten Situation, und das empfinden sie auch so. Üben, Anwenden, wirkliches Lernen und Verarbeiten hat in vielen Schulen keinen Platz.

Ich habe den Hilferuf dieser jungen Menschen verstanden, die gesagt haben: Wir wollen mehr Stunden, wir wollen mit Hilfe eines Lehrers an der Schule üben!

Noch einen weiteren Punkt – ich sehe, meine Redezeit wird leider knapp; es blinkt bereits. Frau Ministerin! Vielleicht abschließend nur noch eine Bitte: Lassen Sie bitte das lebensbegleitende Lernen nicht endgültig zum Schlagwort verkommen! Wir haben jetzt eine Arbeitsgruppe, die sich doch schon einige Zeit mit der Erwachsenenbildung beschäftigt; die Ergebnisse stehen leider aus. Ich weiß, daß lebensbegleitendes Lernen auch Veränderungen in der Erstausbildung verlangt. Ich weiß, daß es auch Geld kostet. Aber denken wir doch einmal über neue Strukturen nach. Herr Kollege Schweitzer! Da bin ich ganz und gar nicht Ihrer Meinung – und auch nicht der des Kollegen Höchtl.

Herr Kollege Höchtl! Wenn schon pädagogische Gründe nicht für eine gemeinsame Schule bei innerer Differenzierung sprechen, wenn Sie schon nicht anerkennen wollen, daß die "Eintopfschule", von der Sie sprechen, die Sie heute in den inneren Bezirken Wiens bereits haben, wenn 80, 90 Prozent in die AHS gehen – oder glauben Sie, daß sich die intellektuelle Gruppe der österreichischen Gesellschaft in den inneren Bezirken Wiens versammelt?; wir haben diese "Eintopfschule", und dort wird nicht differenziert, dort werden die Kinder wie mit einem Rasenmäher behandelt –, dann sollten zumindest finanzielle Argumente bei Ihnen ein offenes Ohr finden. Wir wissen alle, wie teuer dieses zweigleisige Schulsystem ist, wie teuer zwei verschiedene bürokratische Strukturen sind, wie teuer eine zweigleisige Lehrerausbildung ist. Vielleicht wäre das zumindest für Sie ein Argument, doch noch einmal etwas nachzudenken.

Sehr geehrte Frau Ministerin! Dieses Budget schreibt in Wirklichkeit Zahlen fort, Erhöhungen sind da, wo sie nicht verhinderbar waren. Wenn die Bildungspolitik im gleichen Maße fortgeschrieben wird, werden wir jedenfalls den jungen Menschen bei einer sich so rasant wandelnden Gesellschaft nicht jene Bildung garantieren können, die sie brauchen, um dort auch bestehen zu können. (Beifall beim Liberalen Forum.)

17.28

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Antoni. – Bitte.

17.28

Abgeordneter Dr. Dieter Antoni (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Es liegt natürlich in der Natur der Sache, daß Regierungsparteien und Oppositionsparteien, die wir sehr schätzen, zu diesen Dingen unterschiedliche Zugänge haben und die Dinge auch unterschiedlich sehen.

Kollege Schweitzer! Nur einen Satz – wir haben so schrecklich wenig Redezeit, daß ich es wirklich ganz kurz machen will. Ich würde mich massiv dagegen wehren, wenn das Unterrichtsministerium sagen würde: Lehrer, so, von Punkt 1 bis zum Punkt 362, hat Unterricht stattzufinden! Ich bin Sozialdemokrat, ich bin von Herzen Demokrat und stehe absolut dazu, daß Leitbilder, Arbeitsplatzbeschreibungen nur konsensual, gemeinsam mit den Betroffenen zu machen sind. Anders würde ich das grundsätzlich ablehnen. (Beifall bei der SPÖ.)

Liebe Frau Kollegin Schaffenrath! So schlecht, wie du die Schule, so schlecht, wie du die Lehrer, die Schulaufsicht mit all dem, was die Inspektoren so nebenher tun, darstellst, ist es in der Tat


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