Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 125. Sitzung / Seite 24

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her bekommt die Wirtschaft ihre besten Mitarbeiter? – Aus intakten Familien! Dort können Kräfte gesammelt werden, dort werden Sozialisation, Teamfähigkeit und andere soziale Kompetenzen trainiert. Wir haben fünf Betriebsvereinbarungen österreichweit und 600 ausgezeichnete Firmen. Wirtschaft und Familie könnten aber noch verstärkt gegenseitigen Nutzen voneinander ziehen.

Ich würde dieses Feld gerne intensiver bearbeiten und bitte die Sozialdemokratische Partei um eine solche Diskussion für qualitativ gute Arbeitsplätze, Arbeitsplätze in unseren Haushalten. Ein Arbeitsplatz an einem Fließband ist doch nicht zu vergleichen mit einem Arbeitsplatz in einer Familie. Dort können Sie Kaffee kochen, wann Sie wollen, Sie können Ihre Arbeit einteilen und stehen nicht unter Druck. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir können auch die Zahl der Arbeitslosen nicht genau abschätzen, weil aufgrund der Arbeitsmarkt- und Lebenssituation immer mehr Frauen auf den Arbeitsmarkt drängen. Trotzdem sind 87 Prozent der Frauen bereit, temporär auf Berufschancen und Karriere zu verzichten, um in der Kleinkindphase selbst beim Kind bleiben zu können. Es ist beste Arbeit, die sie leisten, und es ist die notwendigste Arbeit für die nächsten Generationen. Im Zuge der Neubewertung der Arbeit ist es auch notwendig, diese Arbeit in einem anderen Licht zu sehen und pensionsbegründend anzuerkennen. (Beifall bei der ÖVP.)

Das zweite Feld betrifft, wie eingangs gesagt, die Bildung. 87 Prozent der arbeitssuchenden Schulabgänger haben keinen Schulabschluß. 18 Prozent arbeitsloser Männer und 35 Prozent arbeitsloser Frauen sind ohne Berufsabschluß. Praxiserprobtes Wissen und Bildung sind die einzige Möglichkeit, um gegen Arbeitslosigkeit vorzugehen. (Neuerlicher Beifall bei der ÖVP.) Wir brauchen daher das lebensbegleitende Lernen in Beruf und Privatleben. Einmal mehr plädiere ich für diese oft genannte Familienkultur und Elternschule. Alle Managementtrainer sprechen vom magischen Dreieck, das aus fachlicher Kompetenz, Wirtschaftskompetenz und sozialer Kompetenz besteht. Die ARGE Präventivpsychologie unter Frau Dr. Anneliese Fuchs, der Familienbund und der Familienminister unterstützen die Qualitätssicherung auf zwischenmenschlicher Ebene.

Wir bieten den interessierten Schulen entsprechende Projekte an – ähnlich wie jenes der Sexualerziehung –, die den Bereich miteinander reden und voneinander lernen betreffen. Diese sind viel zuwenig bekannt. Wir wollen die Jugend stark machen, ihr Selbstbewußtsein stärken, ihre Persönlichkeit entwickeln helfen, die Kommunikationsfähigkeit schulen, die Streitkultur trainieren und ein Hineinbegleiten in die Partnerschaft erleichtern.

Nun zum dritten Feld, der Kinderbetreuung. Wir haben 600 Millionen Schilling sozusagen im Doppelpack, also 1,2 Milliarden Schilling, nun auch für das nächste Jahr fortgeschrieben. Dies muß uns weiterhin bei der Verbesserung des Angebots von äußerst qualitätsvoller Kinderbetreuung unterstützen. Kinder mit einem Zahlenbegriff von "eins, zwei, alle" dürfen nicht in einer Kindergruppe von zum Beispiel sieben Kindern untergebracht werden. Denn das würde permanente Angst- und Streßzustände für sie bedeuten, die in Harn, Blut und Speichel chemisch nachzuweisen sind. Lebenslange Traumata sind die Folge!

Ich fordere auch die sozial- und pensionsrechtliche Absicherung der Tagesmütter und -väter durch dieses Geld. Wir brauchen diese kleinen familienähnlichen Betreuungseinheiten. Private Institutionen wie das Österreichische Hilfswerk, der Familienbund und der Katholische Familienverband tun, was sie können, müssen aber finanziell unterstützt werden. (Beifall bei der ÖVP.)

Das letzte Thema, das ich anschneiden will, betrifft die Diskussion rund um die Verankerung von Ehe und Familie in der Verfassung. Ein erster Schritt müßte zumindest die Gleichstellung von Ehe und Familie mit anderen Lebensformen sein. (Abg. Scheibner: Habe ich das richtig verstanden: Sie wollen eine Gleichstellung der Ehe mit anderen Lebensformen?) Eine Bevorzugung von Ehe und Familie wäre aber insofern erforderlich, als die Ehepartner und Familienmitglieder sowohl aufgrund ihres persönlichen Verständnisses als auch aufgrund von gesellschaftspolitischen Erwartungen weitreichende Verpflichtungen füreinander übernehmen und die damit verbundenen Leistungen auch erbracht werden.


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