Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 130. Sitzung / Seite 139

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jene betreffend die medizinische Seite. Es wurde uns hier gesagt, es gebe überhaupt keine Bedenken, wir sollten da keine Angst erzeugen, es sei überhaupt nicht schlimm, es laufe alles im Rahmen des Normalen, und daß es eine Gesundheitsgefährdung gebe, daran sei ja überhaupt nicht zu denken.

Dann frage ich mich aber – und das frage ich speziell auch die Damen und Herren von der ÖVP –, warum es sich die Versicherungswirtschaft nicht vorstellen kann, eine Versicherung gegen körperliche Schäden aufgrund von elektromagnetischen Feldern anzubieten. Die Versicherungswirtschaft sagt nämlich, gegen dieses Risiko kann sie keinesfalls versichern, denn das könnte die gesamte Versicherungswirtschaft in Zahlungsunfähigkeit bringen. – Also das sagt doch einiges. Die Versicherungswirtschaft – ich glaube, das ist ja nicht unbekannt – versichert lieber gegen Risikofälle, bei denen die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, daß sie eintreten, denn Risken, die sehr hoch sind, versichert eine Versicherungsgesellschaft ohnehin nicht, weil eine Versicherungsgesellschaft will Gewinne machen und ist kein Sozialamt.

Ich meine, diese Haltung der Versicherungsgesellschaften sollten wir ernst nehmen. Es gibt eben sehr wohl gesundheitliche Schäden! Zum Beispiel leiden Personen, die einen Herzschrittmacher haben, furchtbar darunter; sie haben Probleme mit ihrem Herzschrittmacher. Auch ich als Hörgerätträgerin habe massive Probleme damit. Sie werden es vielleicht lustig finden, aber wenn irgendwo in meiner Nähe ein Handy läutet oder ich in der Nähe eines Mastes bin, dann fängt nicht nur mein Hörgerät ganz ungeheuerlich zu rauschen an, sondern ich habe sogar festgestellt, daß die Batterie doppelt so lange hält wie normal, weil sie sich nämlich in diesem elektromagnetischen Feld von alleine wieder auflädt – und das Ganze direkt an meinem Körper!

Daß das gesund ist und keine gesundheitlichen Gefährdungen mit sich bringt, müssen Sie mir zuerst einmal erklären.

Wenn Sie behaupten, es sei ohnehin alles geregelt und die Bevölkerung brauche keine Angst zu haben, so frage ich mich, warum Sie dann nicht endlich entsprechende Forschungen betreiben, die Forschungsergebnisse in Österreich publizieren und die diesbezüglichen Publikationen jenen, die vor elektromagnetischen Feldern Angst haben, zur Verfügung stellen. Ich glaube, gerade den Betreibern von Sendemasten müßte es ein großes Anliegen sein, eine entsprechende Aufklärung der Bevölkerung zu erreichen. Sie müßten darum bemüht sein, aus den Lizenzeinnahmen und über die Betreibergesellschaften Mittel zur Verfügung zu stellen, um Aufklärung zu machen und eine entsprechende Vorsorgemedizin zu installieren.

Aber all das ist nicht vorhanden. Und warum ist es nicht vorhanden? – Weil es sehr wohl ein Risiko gibt und weil die damit verbundenen Ängste berechtigt sind!

Meine Damen und Herren von SPÖ und ÖVP! Wenn Sie der Meinung sind, es gebe keine Schäden, dann bieten Sie doch der Bevölkerung eine Versicherung auf Bundesebene an, durch die jeder einzelne, der geschädigt wird oder gesundheitliche Schäden erleidet, aus dem Versicherungstopf eine Leistung beziehen kann. Wenn Sie eine solche Versicherung anbieten würden, dann könnten Sie etwas Glaubwürdigkeit gewinnen, da Sie doch so sicher sind, daß es ohnehin keine Schäden gibt. Aber solange Sie nicht dazu bereit sind, einerseits entsprechende Vorsorgemedizin zu betreiben und anderseits auf Bundesebene eine Versicherung für die Betroffenen zu schaffen, die unter diesen elektromagnetischen Feldern leiden, haben Sie absolut keine Chance, Ihre Glaubwürdigkeit diesbezüglich zu erhöhen. Ganz im Gegenteil: Sie schüren damit die Ängste, weil Sie genau diese zwei wichtigen Maßnahmen verweigern!

Meine Damen und Herren! Es liegt an Ihnen, ob Sie die berechtigten Ängste der Bevölkerung abbauen oder ob Sie sie verstärken wollen. Die Ängste sind deshalb berechtigt, weil es in Österreich keine Vorsorgemedizin gibt, die sicherstellt, daß Gesundheitsschäden vermieden werden, und weil Sie nicht dazu bereit sind, entsprechende Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, die tatsächlich den medizinischen Standpunkt vertritt. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

17.53

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Es ist dazu niemand mehr zu Wort gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.


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