Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 133. Sitzung / Seite 30

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gungen zu setzen und international zusammenzuarbeiten. Es ist aber genauso notwendig, im eigenen Land die richtigen Weichen zu stellen.

Wenn wir wirklich Chancengleichheit und Beschäftigung für Frauen erreichen wollen, müssen wir bei der Bildung anfangen. Die Mädchen haben in den letzten Jahren einen Aufholprozeß im Bildungsbereich mitgemacht. Wir hatten im Jahr 1970 nur 34 Prozent Maturantinnen, 1998 waren es bereits 55 Prozent. Der Frauenanteil an den Universitäten ist von 39 Prozent auf 53 Prozent gestiegen. 45 Prozent aller Absolventen mit Uni-Abschluß sind Frauen.

Natürlich gibt es auch Defizite. Es gibt Frauen, die zuwenig Bildung haben. Um diesen Mangel zu beheben, haben wir im Nationalen Aktionsplan entsprechende Programme geschaffen: Es wird möglich sein, den Pflichtschulabschluß nachzuholen. Wir wollen die Mädchen motivieren, in nichtfrauenspezifische Berufe einzusteigen.

Alle Bildungsmaßnahmen dienen dazu, daß Frauen eine echte Chance auf einen qualifizierten Arbeitsplatz haben. Darüber hinaus muß es Anliegen der Politik, Anliegen der Bildungspolitik sein, Einstellungen zu verändern – und zwar vor allem Einstellungen in den Köpfen der Männer zu verändern. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.) Deshalb halte ich es für notwendig, in allen Bereichen – sowohl im Verwaltungsbereich als auch im Bildungsbereich – die Gleichberechtigung, die Förderung der Mädchen besonders ernst zu nehmen.

Im Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten wurden bereits am 1.1.1994 Frauenförderpläne verabschiedet. Wir haben den Aktionsplan 2000, durch den ganz gezielte Maßnahmen im Bildungsbereich gesetzt werden, um Einstellungen zu verändern.

Ich meine, wir setzen auch Signale. Es gibt nicht nur fünf Frauen, die Sektionschefinnen sind, es gibt inzwischen sieben Frauen, die Sektionschefinnen sind. (Abg. Dr. Schmidt: Von 84!) Es ist auch erstmals gelungen, eine Frau als HTL-Landesschulinspektorin in Tirol zu installieren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.) Es wird erstmals eine Frau Direktorin einer HTL in Salzburg werden. Wir haben auch erstmals eine Frau zur Direktorin eines Museums ernannt, nämlich des Theatermuseums.

Es ist mir persönlich ein wichtiges Anliegen, diese Gleichbehandlung, die Gleichberechtigung, die Chancengerechtigkeit in allen Bereichen des Ministeriums und in allen Bereichen des Bildungssektors zu erfüllen. Frauenförderung ist ein echtes Anliegen. Frauengleichberechtigung muß in den Köpfen der Jugend bereits fest verankert sein.

Noch etwas, meine Damen und Herren: 52 Prozent der Wahlberechtigten sind Wählerinnen, und ich meine, wir dürfen erst zufrieden sein, wenn 52 Prozent der wichtigen Positionen in allen Bereichen unserer Gesellschaft auch mit Frauen besetzt sind. (Beifall bei der ÖVP.) Um das zu erreichen, gibt es für uns alle noch viel zu tun. Ich meine, daß wir versuchen sollten, diese Ziele gemeinsam zu erreichen. Die ÖVP wird jedenfalls auch in Zukunft eine starke Stimme für Chancengerechtigkeit und Gleichberechtigung der Frauen sein. (Beifall bei der ÖVP.)

11.55

Präsident Dr. Heinz Fischer: Die nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Silhavy. – Bitte.

11.55

Abgeordnete Heidrun Silhavy (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Bundesministerinnen! Hohes Haus! Frau Kollegin Aumayr, ich gehe gleich auf Ihre Ausführungen und jene von Frau Kollegin Kammerlander ein. Ich stimme mit Ihnen überein, daß sprachliche Frauendiskriminierung dazu beiträgt, gesellschaftspolitische Rollenbilder zu festigen. (Abg. Mag. Kammerlander: Das ist sexistisch gewesen und nicht speziell Frauendiskriminierung!) Es ist daher eine Aufgabe von uns Frauen, gegen diese sprachliche Diskriminierung aufzutreten. (Beifall bei der SPÖ.)

Das beginnt mit Salonfrauenfeindlichkeiten, wo sich manche Männer für besonders geistreich halten, wenn sie die plattesten Frauenwitze von sich geben, und es geht auch darum, dagegen anzukämpfen, daß Meinungsverschiedenheiten zunächst die Reaktion auslösen, Frauen zu


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