Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 133. Sitzung / Seite 31

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

demütigen, um ihnen damit die Kompetenz abzusprechen und sich nicht sachlich mit ihnen auseinandersetzen zu müssen.

Ich würde mir aber in diesem Zusammenhang gerade von Ihnen, Frau Kollegin Aumayr, ein bißchen mehr Sensibilität erwarten. Vielleicht sollten Sie zuerst in Ihren eigenen Reihen einmal reagieren. Ich erinnere Sie an die ungeheuerliche Wortwahl des Abgeordneten Stadler gegenüber der Frau Abgeordneten Petrovic. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. ) Vielleicht sollten Sie dieses Thema einmal aufzeigen. Wenn Sie es ehrlich meinen, wäre dies angebracht. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Aumayr: Richten Sie das an die Adresse Ihrer Kollegen!)

Ich denke, daß sprachliche Diskriminierung aber auch weitergeht, Frau Kollegin Aumayr. Die Frage geht nämlich auch in die Richtung: Wie reagieren wir auf den Fall, daß Frauen beruflich einen Aufstieg machen, der ihnen bisher nicht vergönnt war, zum Beispiel Landeshauptfrau werden? Bekennen sich diese Frauen dann dazu, daß sie "Frau Landeshauptfrau" sind? Sind sie "Herr" Landeshauptmann oder "Frau" Landeshauptmann?

Es gibt ein Buch, das ich Ihnen allen ans Herz legen möchte: "Leben heißt frei sein". Darin wird ganz deutlich festgestellt: Den Zugang für Frauen zu besonders angesehenen Berufen in der Sprache unsichtbar zu machen, bedeutet, diesen Zugang zu negieren. – Ich denke mir, das ist ein ganz wesentlicher Punkt, auf den wir alle achten sollten.

Frau Kollegin Bauer! Sie fragen, ob wir die richtigen Weichen gestellt haben. Ich finde die Frage gerechtfertigt, nur meine ich, diese Weichenstellung hätten wir ermöglichen können, wenn wir mit der ÖVP in einigen Punkten des Frauen-Volksbegehrens auf einen Nenner gekommen wären. (Beifall bei der SPÖ.) Ich bedaure es zutiefst, daß das nicht der Fall war. Wir haben Initiativen gesetzt, wir haben Anträge eingebracht, und wir werden dieses Thema in diesem Haus weiterverfolgen. Darauf können Sie sich verlassen! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Rosemarie Bauer: Das ist doch ein alter Hut!)

Frau Kollegin Steibl, von Ihnen als Steirerin fehlt mir noch immer eine Aussage. Es ist ja schön, wenn Sie hier immer wieder "Taten statt Worte" verkaufen. Aber mir fehlt noch immer eine wesentliche Aussage zu den Aussagen Ihres Präsidenten Mühlbacher, der gesagt hat, daß viele Männer deswegen leistungsfähiger sind, weil sie Frauen haben, die zu Hause die Leistungen für die Männer erbringen, sodaß diese zu Hause ihren Anteil nicht leisten müssen. Er hat damit Frauendiskriminierung festgeschrieben. Ich frage Sie: Wo ist da Ihre Positionierung? Sie wissen ganz genau, daß Frauen deswegen im Berufsleben diskriminiert sind, weil sie Haus- und Reproduktionsarbeit leisten.

Vielleicht auch noch ein paar Worte zu den Ausführungen von Frau Kollegin Kammerlander und Frau Kollegin Schmidt: Es ist ja in den Einleitungsworten schon einiges über den Vertrag von Amsterdam und den neuen Möglichkeiten gesagt worden. Ich hatte vor einem Monat die Möglichkeit, an einer Frauenkonferenz zum Thema "Beschäftigung und Chancengleichheit" teilzunehmen. Bei allem Anrecht, mehr zu wollen und mit unserer Situation, die wir Frauen in Österreich haben, nicht zufrieden zu sein, denke ich doch, daß Sie alle miteinander internationale Kontakte haben und somit alle wissen, daß wir in Österreich von einem sehr hohen Niveau ausgehen. Ich bin sehr stolz auf dieses hohe Niveau, das wir in Österreich erzielen konnten.

Ich möchte noch einen Punkt ansprechen, der heute schon von einigen angeschnitten wurde, nämlich den Umgang von männlichen Abgeordneten mit weiblichen Abgeordneten, den Umgang mit der Sprache, den wir hier im Hohen Haus pflegen.

Sie alle wissen, daß sich Herr Abgeordneter Keppelmüller in einem Brief bei der Frau Abgeordneten Langthaler entschuldigt hat. Ich denke, es ist ein schönes Kompliment einer Oppositionspolitikerin, wenn sie schreibt, daß sie deshalb besonders betroffen war, weil dieses Niveau von einem Abgeordneten einer Partei kam, die in ihrer Geschichte eine große Rolle im Kampf für die Würde und die Gleichberechtigung der Frauen gespielt hat. Sie sehen, daß das erkannt wurde, und wir werden auch weiterhin eine große und führende Rolle in der Frauenpolitik spielen. Wir


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite